In Deutschland ist es bereits Abend, da beginnt am Mittwoch in Washington eine historische Sitzung der Finanzminister und Notenbankchefs der 20 größten Volkswirtschaften der Welt, der Gruppe der G 20-Staaten. Auch Russland ist Mitglied dieser Gruppe, und das macht dieses Treffen so brisant. Die große Mehrheit der Anwesenden, darunter US-Finanzministerin Janet Yellen, verurteilen den russischen Angriffskrieg in der Ukraine auf das Schärfste. Sie machen Kreml-Chef Wladimir Putin verantwortlich für die Opfer in der Ukraine und für alle schlimmen Folgen, die dieser Krieg noch haben kann – bis hin zu Hungersnöten, Schuldenkrise und weltweiter Rezession. Die G20-Gruppe kennt aber keine Regel für den Ausschluss eines Mitglieds, und so kann als vorletzter Redner der virtuell zugeschaltete russische Finanzminister Anton Germanowitsch Siluanow Russlands Vorgehen rechtfertigen. Yellen und ihre Amtskollegen aus Kanada, Großbritannien, den Niederlanden, Christine Lagarde, die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB), und die ukrainischen Vertreter, die als Gäste eingeladen sind, und andere verlassen daraufhin demonstrativ den Raum. Doch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) bleibt sitzen – ebenso wie die Vertreter Chinas, Indiens oder Brasiliens. Die Ukraine werde diesen Krieg gewinnen, sagt Lindner in seinem Statement laut Sitzungsteilnehmern. Die Welt stehe solidarisch an der Seite der Ukraine.