„Das kann eigentlich niemandem gefallen“ Zoff hinter den Kulissen von „Hart aber fair“

Berlin · 13 Ausgaben der Sendung sind in diesem Jahr noch im Ersten zu sehen, danach dürfte es bei der Talkshow mit Louis Klamroth zumindest im Hintergrund zu größeren Veränderungen kommen. Eine Zusammenarbeit in der bisherigen Form sei nicht mehr möglich, bestätigte unlängst der WDR. Aber wieso eigentlich?

Louis Klamroth führt seit 2023 durch „Hart aber fair“.

Louis Klamroth führt seit 2023 durch „Hart aber fair“.

Foto: obs/ARD Das Erste

Dass es in Talkshows zu Auseinandersetzungen kommt, ist weder neu noch verwunderlich. In einigen Fällen ist Dissens seitens der Redaktion sogar dringend erwünscht. Sehr viel aufsehenerregender ist es hingegen, wenn es zu Streit hinter den Kulissen kommt – und dieser offensichtlich so groß wird, dass er sich nach außen nicht mehr kaschieren lässt.

Zu beobachten ist das bei der Talkshow „Hart aber fair“, die vom WDR verantwortet wird und durch die seit diesem Jahr Louis Klamroth führt. Der 33-Jährige hat im Januar die Moderation von Frank Plasberg übernommen. Plasberg, der die Sendung über zwei Jahrzehnte prägte, hat sich mittlerweile in den Ruhestand verabschiedet – jedenfalls vor der Kamera. Denn hinter den Kulissen ist unverändert die Produktionsfirma „Ansager & Schnipselmann“ für „Hart aber fair“ verantwortlich. Einer der beiden Geschäftsführer: Frank Plasberg.

Doch der neue Moderator will nun nicht mehr mit der Produktionsfirma des alten weitermachen. „Die Gespräche des WDR mit Moderator und Produktionsfirma haben ergeben, dass eine Zusammenarbeit in der bisherigen Form über 2023 hinaus nicht möglich ist“, erklärte eine Sprecherin des WDR im Juni gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Sogar eine Fortsetzung der Sendung mit Louis Klamroth schien zwischenzeitlich auf der Kippe.

Ein Aus des Formats dürfte nun vom Tisch sein. Eine Sprecherin des WDR teilte auf Anfrage unserer Redaktion mit, dass man sich in „letzten Gesprächen über die geplante Fortsetzung des Formats mit Louis Klamroth“ befinde. Über den Stand der Vertragsverhandlungen und mögliche Änderungen werde der WDR zunächst allerdings seine Gremien informieren, hieß es.

Der Medienjournalist Timo Niemeier, Redakteur beim Branchenmagazin DWDL.de, bezeichnet den gesamten Vorgang im Gespräch mit unserer Redaktion als „ungewöhnlich, weil es so sehr in der Öffentlichkeit stattfindet und damit für alle sichtbar ist, dass es zwischen Louis Klamroth und seiner Redaktion nicht mehr stimmt.“ Laut Niemeier wolle Klamroth die Sendung nicht nur moderieren, sondern auch erkennbar selbst gestalten.

Fakt jedenfalls ist: Schon in der Vergangenheit hat Louis Klamroth nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera gearbeitet. Er ist selbst Produzent, seine Firma heißt Florida Factual. Diese macht es sich nach eigener Aussage zur Aufgabe, „journalistische Inhalte in Talk, Show und Dokumentation zeitgemäß aufzubereiten.“ Politik-Shows hat Klamroths Firma in der Vergangenheit unter anderem für ProSieben umgesetzt. Naheliegend könnte da sein, dass Klamroth „Hart aber fair“ künftig selbst produzieren möchte. So hatte es Frank Plasberg seinerzeit schließlich auch gemacht.

Womöglich böte ein Produzentenwechsel auch die Gelegenheit, grundsätzlich an der Sendung zu arbeiten. Bereits im Juni hatte die ARD mitgeteilt, dass „Hart aber fair“ verstärkt das jüngere Publikum in der Mediathek erreichen solle. Dabei ließ die Quotenentwicklung im Fernsehen zuletzt zu wünschen übrig. Seit Louis Klamroth übernommen hat, sind die Zuschauerzahlen der Sendung zurückgegangen.

Auch Timo Niemeier geht trotz Diskussionen und gesunkener Quoten davon aus, dass „Hart aber fair“ im kommenden Jahr mit Louis Klamroth weitergehen wird – verantwortet von einer neuen Produktionsfirma. Spannend dürfte es werden, wie die bisherige Produktionsfirma von Frank Plasberg damit umginge. Sie würde ihren größten Produktionsauftrag verlieren, heißt es in der Branche. Die Betroffenen selbst wollten sich zu der Situation auf Anfrage unserer Redaktion zunächst nicht äußern. Ansager & Schnipselmann teilte mit, dass es im Moment „nichts neues zu sagen“ gebe. Das Management von Louis Klamroth lehnte eine Interviewanfrage ab.

Bis es zu einem möglichen Neustart kommt, wird „Hart aber fair“ aber ohnehin noch eine ganze Weile in bisheriger Form auf Sendung bleiben. Laut WDR werde es in diesem Jahr noch 13 Ausgaben der Talkshow geben. Medienjournalist Niemeier spricht von einer ungünstigen Situation für die involvierten Akteure: „Alle Beteiligten müssen sich jetzt zusammenreißen und bis Ende des Jahres gemeinsam eine Sendung produzieren, über deren Ausrichtung es offenkundig unterschiedliche Auffassungen gibt. Das kann eigentlich niemandem gefallen“, sagte er.

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