Kirchenaustritte in Europa Der nicht mehr so christliche Kontinent

Brüssel · Als „Christenclub“ bezeichnete der türkische Präsident Erdogan die Europäische Union, als es 2010 mit dem Beitritt seines Landes nicht mehr voranging. Doch wie christlich ist die EU noch? Die Kirchenkrise ist jedenfalls nicht auf Deutschland begrenzt.

Zu Ehren des verstorbenen EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli hingen die EU-Flaggen am 11. Januar in Brüssel auf halbmast.

Zu Ehren des verstorbenen EU-Parlamentspräsidenten David Sassoli hingen die EU-Flaggen am 11. Januar in Brüssel auf halbmast.

Foto: dpa/Olivier Matthys

Das Phänomen ist nicht etwa ein bayerisches: Nach dem Missbrauchsgutachten für das Erzbistum München und Freysing und dem Umgang der katholischen Amtskirche bis hin zu Papst Benedikt damit, werden die Termine für die amtliche Registrierung von Kirchenaustritten knapp. Nicht nur in Bayern, sondern bis rauf nach Hamburg. Manches Amtsgericht hat bis in die Sommermonate hinein schon keine Termine mehr frei, obwohl die Behörden in den letzten Jahren schon fleißig zusätzliche Kapazitäten geschaffen haben. Jahr für Jahr kehren über 200.000 Protestanten und noch mehr Katholiken ihren Kirchen den Rücken. Mit steigender Tendenz. Und es ist auch keine rein deutsche Entwicklung. 1980 stellte Europa noch ein Drittel aller Katholiken weltweit, inzwischen ist es nur noch ein Fünftel.