Grünen-China-Experte Reinhard Bütikofer zum Start von Olympia „Das IOC ist in der Tasche von Diktatoren“

In wenigen Tagen beginnen die Olympischen Winterspiele in China. Der Vorsitzende der Delegation des EU-Parlamentes für die Beziehungen mit China, Reinhard Bütikofer, erhebt schwere Vorwürfe gegen das IOC und kritisiert auch Bundeskanzler Olaf Scholz

Prangert die Verletzung von Menschenrechten und Arbeitssklaverei in China an: der Grünen-Europapolitiker Reinhard Bütikofer beim Parteitag am Wochenende in Berlin

Prangert die Verletzung von Menschenrechten und Arbeitssklaverei in China an: der Grünen-Europapolitiker Reinhard Bütikofer beim Parteitag am Wochenende in Berlin

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Kurz vor dem Start der Olympischen Winterspiele hat Grünen-Europapolitiker Reinhard Bütikofer schwere Vorwürfe gegen das Internationale Olympische Komitee (IOC) erhoben. Bütikofer, der Vorsitzender der Delegation des EU-Parlamentes für die Beziehungen mit China ist, sagte unserer Redaktion: „Das Internationale Olympische Komitee und sein deutscher Präsident sind wegen ihrer grenzenlosen Profitorientierung in der Tasche der Diktatoren, die sich noch trauen, Olympische Spiele zu organisieren. Dass Thomas Bach nicht in der Lage wäre, zu verstehen, was er da tut, kann ich mir nicht vorstellen. Furcht und Gier treiben die China-Politik des IOC. Und das ist schändlich.“

Bütikofer kritisierte zugleich das Schweigen des IOC und von Bach auf eine Ankündigung der Führung in Peking, die Olympia-Teilnehmern mit Strafen gedroht habe, sollten sich dieser während der Spiele in China kritisch zu Menschenrechten äußern. „Ich fand es außerordentlich bemerkenswert, dass das Internationale Olympische Komitee unter seinem deutschen Präsidenten Thomas Bach dagegen nicht protestiert hat. Denn diese Ankündigung der Pekinger Führung war ein Bruch mit dem Statut des IOC.“ Der Grünen-Politiker riet zudem Olympia-Teilnehmern vor offener Kritik an den Menschenrechtsverletzungen ab, solange sie sich in China aufhalten. „Man kann den Sportlern nicht einfach raten, sich ins Risiko zu stürzen und sich in China zu Menschenrechten zu äußern.“ Das Thema Menschenrechte während der Winterspiele in China selbst anzusprechen, werde „verteufelt schwer“ sein, weil Peking gerade verkündet habe, dass Sportlerinnen und Sportler, die sich herausnähmen, so etwas zu tun, mit Strafen rechnen müssten.

Der Grünen-Politiker äußerte sich enttäuscht über die seiner Meinung nach schwache Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) im Umgang mit einem Besuchsboykott bei Olympia. „Der Bundeskanzler hat die Worte, die ich mir von ihm gewünscht hätte, nicht gefunden. Aber er weiß, dass es keine gute Idee wäre, sich an dieser Stelle gegen wichtige Verbündete zu stellen.“ Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) und die für den Sport zuständige Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hätten sich dagegen klar geäußert und würden nicht zu einem Besuch der Winterolympiade nach China reisen. Bütikofer sagte weiter mit Blick auf Scholz: „Es wäre auch ein großer Irrtum zu glauben, dass man die Beziehungen zu China erfolgreich gestalten könne, wenn man sich bei Klarheit zurückhält. Das Gegenteil ist richtig. Der Umgang mit China braucht Entschlossenheit.“

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