Paris als Vorbild Olympia soll zum deutschen Heimspiel werden
Analyse | Berlin · Die Olympischen Spiele in Paris lassen die Politik von Sommerspielen in Deutschland träumen. Innen- und Sportministerin Nancy Faeser hofft auf ein „Momentum“ für den deutschen Sport. Doch es gibt auch Warnungen.
Die Politik ist größtenteils beseelt. Vom Erfolg der Fußball-Europameisterschaft hierzulande im Juni, jetzt von den Olympischen Spielen in Paris. Auch wenn die Medaillenausbeute deutscher Sportler insgesamt schwach ausgefallen ist. Nun soll Olympia in Deutschland stattfinden. Am besten im Jahr 2040, also 50 Jahre nach der deutschen Einheit.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) ist sich sicher: „Frankreich hat bewiesen, wie Olympische Spiele im eigenen Land eine ganze Generation für den Sport begeistern und zu Spitzenleistungen führen können“, so Faeser zu unserer Redaktion. „Auch wir wollen ein solches Momentum für den Sport in Deutschland schaffen.“ Die Sportministerin weiter: „Wir wollen wieder ein Heimspiel für unsere Athletinnen und Athleten.“ Dementsprechend gab Faeser vergangene Woche bekannt, dass sich Deutschland für eine Ausrichtung der Sommerspiele 2040 bewerben möchte. Zuvor hatte schon das Bundeskabinett eine Absichtserklärung unterzeichnet. Einige Millionen sind für den weiteren Prozess bereits veranschlagt.
Man muss allerdings wissen: Sieben Versuche gab es in den letzten Jahren. Alle scheiterten. Zweimal sprach sich in einer Volksabstimmung die Mehrheit vor Ort gegen die Austragung aus. Tief sitzt die Ablehnung gegenüber dem IOC und seinen Funktionären. Auch die hohen Kosten sind vielen ein Dorn im Auge. Überdies warnt CDU-Chef Friedrich Merz, wenn die Unterstützung des Breitensports und die Qualität des Schulsports weiter so nachlasse, „wie wir dies in den vergangenen Jahren sehen, dann macht auch eine deutsche Olympia-Bewerbung wenig Sinn“.
Ähnlich wie Merz sehen es die Grünen: „Wir haben insgesamt einen unglaublich großen Sanierungsbedarf – und das leider besonders im Breitensport“, so Philip Krämer, Vize-Chef des Sportausschusses des Bundestages. Voraussetzungen für Olympische Spiele in Deutschland seien, dass die Sportstätteninfrastruktur auf Vordermann gebracht werde, „der Nah- und Fernverkehr ausreichend ausgebaut wird und dass das Ehrenamt und die Sportvereine weiter gestärkt werden“. Der sportpolitische Sprecher der Unionsfraktion, Stephan Mayer (CSU), betont zudem: „Unerlässlich ist es, die Bevölkerung von einer deutschen Bewerbung zu überzeugen. Hier sind noch nicht einmal Ideen erkennbar, wie die Bundesregierung und der DOSB dies erreichen wollen.“ Es genüge sicherlich nicht, „sich auf eine momentane Event-Euphorie wie nach der Europameisterschaft im Fußball zu verlassen. Es sind Konzepte gefragt - Bundesregierung und DOSB müssen schnell liefern“, so Mayer zu unserer Redaktion.
Laut Faeser ist man allerdings schon auf dem richtigen Weg. Man werde jetzt das Sportfördergesetz „ins Kabinett einbringen, mit dem wir die Spitzensportförderung in Deutschland grundlegend modernisieren, entbürokratisieren und transparenter gestalten“. Auch die Trainings- und Wettkampfbedingungen in Deutschland wolle man „noch besser machen. Deshalb haben wir gerade erst die Mittel für die Spitzensportförderung um über 40 Millionen Euro erhöht, trotz schwieriger Haushaltslage“, so die Ministerin auf Nachfrage. Das seien wichtige Schritte, um den Spitzensport besser aufzustellen.
Bekannt ist schon, dass es bei einem Zuschlag des IOC dezentrale Spiele werden sollen. Vorhandene Wettkampfstätten will man möglichst nutzen. Berlin wäre gesetzt, dazu Hamburg, München, Leipzig und die Rhein-Ruhr-Region. Anfang Dezember will der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bei seiner Mitgliederversammlung in Saarbrücken den weiteren Kurs abstecken. In der SPD hofft man dann auf eine breite Unterstützung einer deutschen Olympiabewerbung. Fraktionsvize Dirk Wiese sagte unserer Redaktion: „Wir können mit der Austragung von Olympia 2040 dafür sorgen, dass dieses größte Sportfest der Welt nachhaltig, fair und friedlich gelebt wird.“ Wiese ergänzte: „Wenn wir in Deutschland eines können, dann ist es, Sportgroßereignisse zu organisieren. Das hat unser Land bei den großartigen Spielen der WM 2006 und zuletzt der EM 2024 bewiesen.“