Langzeitfolgen der Atomkraft Potenzielle Standorte für Atommüll-Endlager sollen weiter eingegrenzt werden

Berlin · Beim Forum Endlagersuche soll an diesem Freitag und Samstag diskutiert werden, wie sich potenzielle Gebiete für den Standort weiter eingrenzen lassen. Bis die Suche abgeschlossen ist, werden noch viele Jahre vergehen. Denn die Frage nach einer dauerhaften Deponie für hochradioaktiven Müll ist heftig umstritten.

 Im Standortauswahlgesetz ist festgelegt, dass die Suche nach einem Atommüll-Endlager bis 2031 abgeschlossen sein soll.

Im Standortauswahlgesetz ist festgelegt, dass die Suche nach einem Atommüll-Endlager bis 2031 abgeschlossen sein soll.

Foto: dpa/Andreas Endermann

Die Suche nach einem dauerhaften Endlager für hochradioaktiven Müll in Deutschland geht in die nächste Runde. Beim Forum Endlagersuche, das an diesem Freitag und Samstag in Mainz stattfindet, soll diskutiert werden, wie sich potenzielle Gebiete für den Endlager-Standort weiter eingrenzen lassen. Im bisherigen Verfahren wurden 90 Teilgebiete eingegrenzt, die nach geologischen Kriterien grundsätzlich für ein Atomendlager in Frage kommen – das entspricht mehr als der Hälfte des gesamten Bundesgebiets. Nun soll es darum gehen, wie aus diesen Gebieten wenige Regionen für eine übertägige Erkundung herausgefiltert werden können. Das Verfahren umfasst mehrere Phasen, in denen die Beteiligung der Öffentlichkeit und Transparenz groß geschrieben werden sollen.

Bis die Suche abgeschlossen ist, werden noch Jahre vergehen. Gemäß Standortauswahlgesetz soll bis 2031 ein Standort gefunden sein. Demnach soll der Standort die „bestmögliche Sicherheit“ für den dauerhaften Schutz von Mensch und Umwelt „für einen Zeitraum von einer Million Jahren“ gewährleisten. Im Bundesumweltministerium ist von einem „ambitionierten Zeitplan“ des Verfahrens die Rede. „Es muss und wird die Zeit bekommen, die es braucht, um erfolgreich zu sein“, sagte ein Ministeriumssprecher unserer Redaktion. Man dürfe zugleich nicht die Verantwortung aus den Augen verlieren, „die wir als Gesellschaft gegenüber den Menschen haben, die in der Nähe der Zwischenlager leben“. Obwohl man noch in der ersten Phase sei, sei man der Lösung des Atommüllproblems näher als viele andere Länder mit Atomkraftwerken.

In der SPD-Bundestagsfraktion wird der partizipative, wissenschaftsbasierte und transparente Ansatz des Verfahrens hervorgehoben. „Dabei werden alle Gebiete und Wirtsgesteine gleich behandelt“, sagte der zuständige SPD-Berichterstatter Jakob Blankenburg unserer Redaktion. Aktuell lasse sich nicht sagen, welche Standorte in die engere Auswahl gezogen werden, räumte Blankenburg ein. Für den weiteren Prozess gelte es, mit den „Sorgen der Bürgerinnen und Bürger vor Ort“ und der interessierten Öffentlichkeit aktiv umzugehen. „Atomkraft ist nicht risikofrei und vor allem nicht rückstandsfrei. Künftige Generationen werden bis zu eine Million Jahre mit den Wirkungen unserer Energieerzeugung umgehen müssen“, betonte der SPD-Politiker.

In der aktuellen Debatte über die Energiesicherheit in Deutschland und mehr Unabhängigkeit von russischen Importen wurden zuletzt auch Forderungen nach einer Laufzeitverlängerung der bestehenden Atommeiler laut. Im Umweltministerium wird dem eine klare Absage erteilt. Diese Rufe würden Verunsicherung stiften und die Endlagersuche belasten. „Für die Akzeptanz des Verfahrens ist zentral, dass sich Betroffene darauf verlassen können, dass sich die Geschäftsgrundlage nicht plötzlich ändert. Auf die Mengen an hochradioaktiven Abfällen, um die es geht, muss für die Betroffenen Verlass sein“, sagte der Ministeriumssprecher.

Auch SPD-Fachmann Blankenburg machte deutlich: „Jeder Tag, an dem kein neuer hochradioaktiver Müll aus deutschen Atomkraftwerken hinzukommt, ist wichtig.“ Man halte daran fest, die letzten drei noch aktiven Atomkraftwerke in Deutschland Ende 2022 vom Netz zu nehmen.

Die bisher eingegrenzten 90 Teilgebiete hatte die für die Suche zuständige Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) bereits Ende September 2020 in einem ersten Zwischenbericht bekanntgemacht. Daraufhin war eine Kontroverse um die dauerhafte Atommüll-Lagerung entfacht. Denn gemäß den Zwischenergebnissen sind 54 Prozent der Fläche Deutschlands und rund 30 Prozent der Fläche in Nordrhein-Westfalen grundsätzlich für ein Endlager geologisch geeignet. Der heftig umkämpfte niedersächsische Salzstock Gorleben war nicht mehr dabei.

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