Ausland Männerfreundschaft, Teil zwei

Paris · Emmanuel Macron ist nächste Woche als erster ausländischer Gast zu einem Staatsbesuch bei Donald Trump. Beim heiklen Thema Iran dürfte der französische Präsident aber kaum vorankommen.

 Der französische Präsident Emmanuel Macron , Bundeskanzlerin Angela Merkel und der US-amerikanische Präsident Donald Trump (l-r) unterhalten sich zu Beginn der ersten Arbeitssitzung beim G20-Gipfel am 07.07.2017 in Hamburg. Foto: John Macdougall/AFP POOL/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

Der französische Präsident Emmanuel Macron , Bundeskanzlerin Angela Merkel und der US-amerikanische Präsident Donald Trump (l-r) unterhalten sich zu Beginn der ersten Arbeitssitzung beim G20-Gipfel am 07.07.2017 in Hamburg. Foto: John Macdougall/AFP POOL/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ | Verwendung weltweit

Foto: picture alliance / John Macdouga/John Macdougall

Zwischen Staatsmännern gibt es wenig Freundschaften. Doch Donald Trump und Emmanuel Macron bilden eine Ausnahme. Obwohl sie selten einer Meinung sind, verbindet sie mehr als nur das politische Geschäft. Zu sehen war das bereits beim ersten Händeschütteln, das eher zu einem Armdrücken geriet. Die Fortsetzung war dann harmonischer: Macron lud den US-Präsidenten zum Nationalfeiertag am 14. Juli nach Paris und fuhr alles auf, was die französische Hauptstadt zu bieten hat: Empfang vor dem Invalidendom, Abendessen auf dem Eiffelturm und Militärparade auf den Champs-Élysées. „Unsere Freundschaft ist unzerstörbar“, sagte Trump hinterher begeistert. Wenige Wochen später folgte die Gegeneinladung nach Washington: Als erster Ausländer kommt Macron von Montag bis Mittwoch zu einem Staatsbesuch.

Dass die beiden Staatschefs, die einen Altersunterschied von mehr als 30 Jahren haben, sich gut verstehen, kann bei der Lösung der internationalen  Konflikte ein Vorteil sein. Beispielsweise beim gemeinsamen Angriff von französischer, britischer und US-Luftwaffe in Syrien. „Diese Intensität in den Beziehungen hat eine Rolle gespielt“, heißt es aus dem Élysée. Macron soll der Europäer sein, mit dem Trump den engsten Kontakt hat. Die Beziehungen zu Bundeskanzlerin Angela Merkel, die zwei Tage nach Macron nach Washington kommt, sind dagegen unterkühlt. „Er will Trumps europäischer Chefeinflüsterer werden“, zitierte die britische BBC einen Diplomaten.

Noch bevor der US-Präsident mit der britischen Regierungschefin Theresa May sprach, telefonierte er zweimal mit Macron. Dass der 40-Jährige dabei seinen Freund Donald überzeugte, in Syrien nicht härter zuzuschlagen, will sein Umfeld allerdings nicht bestätigen. Überhaupt scheint der Einfluss Macrons nicht sehr groß zu sein. So verkündete der Staatschef in einem Fernsehinterview, dass er Trump überzeugt habe, länger in Syrien zu bleiben – was dieser umgehend dementieren ließ.

Meinungsverschiedenheiten mit dem unberechenbaren Trump gibt es nicht nur in Syrien, sondern vor allem in der Frage des Umgangs mit dem Iran. Der US-Präsident  will bis 12. Mai entscheiden, ob er aus dem unter seinem Vorgänger Barack Obama geschlossenen Atomabkommen aussteigt. „Das schlechteste Abkommen, das die USA je ausgehandelt haben“, nannte er den Text. Keine guten Voraussetzungen für Macron, dem das Abkommen besonders am Herzen liegt.  Sein Außenminister Jean-Yves Le Drian war bereits in Teheran, um einen Iran-Besuch des Staatschefs vorzubereiten, der nun allerdings in weite Ferne gerückt ist.

„Wir sind in einer Logik der Überzeugung, im Abkommen zu bleiben“, heißt es im Élysée. Eine schlappe Ansage angesichts der Forderung der New York Times, Macron solle Trump überzeugen, den Text umzusetzen, da sonst ein atomares Wettrüsten im Nahen Osten drohe. „Eine Freundschaft muss liefern“, schrieb der Kommentator Roger Cohen. Eine Entscheidung wird Trump wohl während Macrons Besuch nicht verkünden.

Überhaupt ist der Staatsbesuch eher symbolisch. Trump, der wie Macron als Außenseiter ins Präsidentenamt kam, setzt dabei auf die großen Gesten: Er gibt für das Präsidentenpaar nicht nur ein Staatsbankett im Weißen Haus, sondern empfängt den Staatschef und seine Frau in Mount Vernon, auf dem Anwesen von George Washington. Ein seltenes Ereignis, denn zuletzt war dort 1961 John F. Kennedy Gastgeber eines Präsidentendinners gewesen.

 Verstehen sich von Anfang an gut: US-Präsident Donald Trump (rechts) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, hier beim G-20-Gipfel im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Verstehen sich von Anfang an gut: US-Präsident Donald Trump (rechts) und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, hier beim G-20-Gipfel im Gespräch mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Foto: picture alliance / Kay Nietfeld//Kay Nietfeld

Aber auch Macron dürfte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, sich selbst zu inszenieren. So diskutiert er am dritten Tag seines Besuchs mit Studenten und spricht  vor dem Kongress. Ein Anlass, ähnlich wie diese Woche im Europaparlament, die Werte der Demokratie zu verteidigen. „Das ist die Gelegenheit, sich nicht nur an das amerikanische Volk zu richten, sondern darüberhinaus zu gehen“, heißt es aus dem Umfeld des Präsidenten. Neben den offiziellen Terminen soll der Besuch die Bilder eines Staatschefs nach Frankreich bringen, der auf Augenhöhe mit den Großen der Welt ist. Viel Aufmerksamkeit liegt auf der Begegnung zwischen Brigitte Macron und Trump. Beim ersten Treffen hatte der US-Präsident plump zur Première Dame, die 25 Jahre älter ist als ihr Mann, gesagt: „Du bist noch gut in Form.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort