Bildung Ohne Abstand und Masken: Start in ein Schuljahr mit Fragezeichen

Trier · Das Land sieht die Schulen für den Neustart gut vorbereitet. Der Landesärztechef hält den Regelunterricht für vertretbar. Eltern, Lehrer und Schüler sind verhalten optimistisch.

 Schulbücher, Mund- und Nasenschutz, Handschuhe und Desinfektionsmittel: Es geht wieder los in der Schule.

Schulbücher, Mund- und Nasenschutz, Handschuhe und Desinfektionsmittel: Es geht wieder los in der Schule.

Foto: dpa/Patrick Pleul

Für rund 53 000 Schüler in der Region beginnt am Montag wieder der (normale) Unterricht. Nach sechs Wochen Sommerferien und davor wochenlangen Schulschließungen und Homeschooling sollen alle Schüler wieder zur Schule kommen können und dort ohne Abstand in den Klassenräumen unterrichtet werden. „Die Mehrheit der Eltern begrüßt den Schulbeginn im Regelbetrieb“, sagt Landeselternsprecher Reiner Schladweiler aus Temmels (Trier-Saarburg).

Auch für die rund 4800 Erstklässer soll die Einschulung so normal wie möglich erfolgen. Selbst wenn es aufgrund der Beschränkungen an vielen Schulen keine größeren Begrüßungsfeiern geben wird.

Eine generelle Maskenpflicht im Unterricht wie etwa in Nordrhein-Westfalen gibt es derzeit nicht an den rheinland-pfälzischen Schulen. Trotzdem bitten einige Schulen, etwa das Trierer Humboldt-Gymnasium, darum. Für Schulleiter Carsten Stiller stellt die Bittet, einen Mund-Nasen-Schutz im Unterricht zu tragen, ein „Gebot der Vernunft“ dar, wie er in einem Elternbrief schreibt. Andere Schulen wie das Trierer Max-Planck-Gymnasium setzen auf das sogenannte Kohortenprinzip: Es werden feste Lerngruppen gebildet, die sich nicht mit anderen Gruppen vermischen sollen.

Es sei medizinisch vertretbar, dass es keine Maskenpflicht im Unterricht gebe, sagt Günther Matheis, Präsident der Landesärztekammer. Ihm bereite die Rückkehr in den Regelbetrieb keine Bauchschmerzen, sagte der Trierer Arzt unserer Zeitung. Die Schulen seien gut vorbereitet. Matheis schließt nicht aus, dass es vereinzelt zu Corona-Infektionen an Schulen kommen wird. Das bedeute aber nicht, dass es dann immer zu Schulschließungen kommen müsse. „Wir wünschen uns, dass in den nächsten Wochen keine unserer Schulen geschlossen werden muss. Ob dies eintreffen wird, das steht auf einem anderen Blatt“, gibt sich Elternsprecher Schladweiler verhalten optimistisch. Auch die Schüler sehen dem Schulstart am Montag mit gemischten Gefühlen entgegen. Einige freuten sich, andere seien der Meinung, man hätte mit dem Regelunterricht noch warten sollen, sagt Eric Grabowski von der Landesschülervertretung.

Das Land bereitet die Schulen, Schüler und Eltern jedenfalls darauf vor, dass es zu (vereinzelten) Schulschließungen kommen kann. Der nun startende Regelbetrieb ohne Abstand kann bei einem Corona-Ausbruch an einer Schule eingeschränkt werden, etwa durch einen Wechsel zwischen Präsenzunterricht und „häuslichen Lernphasen“, wie es in dem gestern veröffentlichten Hygieneplan für die Schulen heißt. Nur bei einer großflächigen Einschränkung des öffentlichen Lebens in einzelnen Regionen soll an den betreffenden Schulen zunächst wieder komplett auf Homeshooling umgestellt werden. Die Schulen im Land seien auf alle Szenarien vorbereitet, heißt es in einem gestern veröffentlichen Elternbrief des rheinland-pfälzischen Bildungsministeriums,

Das sieht Oliver Pick, Leiter der Grundschule Idesheim (Eifelkreis Bitburg-Prüm) und stellvertretender Landesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), anders. Auch fast ein halbes Jahr nach der flächendeckenden Schulschließung im März sei die digitale Ausstattung der Schulen und Lehrer noch unzureichend. Obwohl Lehrer sich nur noch gegen Vorlage eines Attests vom Unterricht in der Schule befreien lassen können, geht Pick nicht davon aus, dass die Zahl der anwesenden Lehrer deutlich höher sein wird als vor den Ferien.

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