Luftverkehr Erneutes Debakel am Hahn: Verkauf ist wohl vorerst geplatzt

Lautzenhausen · Das eigens gegründete Unternehmen Siwft Conjoy hat den geforderten Kaufpreis immer noch nicht bezahlt. Möglicherweise kommen nun andere Interessenten zum Zuge.

Der Verkauf des insolventen Flughafens Hahn an das eigens gegründete Unternehmen Swift Conjoy ist wohl geplatzt. Die Käufer haben nicht die vereinbarte Kaufsumme überwiesen. Allerdings ist der Ende Juni mit dem Unternehmen geschlossene Kaufvertrag weiterhin verbindlich. Damit ist das Unternehmen rechtlich verpflichtet, das Geld für den Erwerb des Hunsrückairports zu überweisen. Doch aus dem Umfeld des Hahn ist zu vernehmen, dass offenbar kaum noch jemand davon überzeugt ist, dass Swift Conjoy den Flughafen kaufen wird. „Was bringt es den Beschäftigten auf dem Hahn, wenn weiterhin ein Käufer im Rennen ist, der sich offenbar nicht ernsthaft mit dem Kauf beschäftigt“, sagte ein Insider unserer Redaktion. Besser sei es daher, wenn der Insolvenzverwalter Jan Markus Plathner mit anderen Interessenten rede, „die tatsächlich den Flughafen wollen und auch zahlen“.

Zumindest spricht die Aussage Plathners von Mittwochvormittag, er prüfe „weitere Maßnahmen, um schnell Klarheit für den Flughafen Frankfurt-Hahn zu schaffen“, dafür, dass er Gespräche mit im Bieterverfahren unterlegenen Interessenten führen könnte. Eine Bestätigung dafür gab es zunächst nicht. Fakt ist aber wohl, dass vorerst nicht geplant ist, eine erneute Ausschreibung zu starten.

Swift Conjoy hatte nach einer europaweiten Ausschreibung den Zuschlag für den Kauf des Flughafens bekommen. Im Juli stimmte die Gläubigerversammlung dem Verkauf des finanziell angeschlagenen Flughafens an das Unternehmen zu. Plathner sagte damals, man habe im Bieterverfahren geprüft, ob die Investoren finanzkräftig seien. Daher zeigte er sich optimistisch, „dass der Käufer alle Mitarbeiter übernehmen und den Flughafen weiterführen will“.

Seitdem habe aber Swift Conjoy wenig Aktivität gezeigt, die darauf schließen lassen könnte, dass es ein ernsthaftes Interesse an dem Flughafen gibt, ist nun aus dem Umfeld des Hahn zu vernehmen. So hatten die Käufer bis zuletzt offenbar nicht alle erforderlichen Unterlagen für die Erteilung der Betriebserlaubnis des Flughafens beim zuständigen Landesbetrieb Mobilität eingereicht.

Nach außen hin gibt Plathner zu verstehen, dass ein Verkauf an Swift Conjoy weiterhin möglich ist: „Der Vollzug des Kaufvertrags verzögert sich leider nochmals. Ich stehe weiterhin mit der Käuferin in Kontakt, um den Vollzug zu realisieren“, sagte er am Mittwoch. Doch es ist ein offenes Geheimnis, dass Plathner wohl selbst Zweifel daran hegt, dass der Hahn an das Unternehmen verkauft werden wird.

Georg Wohlleben, Anwalt des Hahn-Betriebsrates glaubt nicht daran, dass Swift Conjoy den Flughafen übernehmen wird. Wenn der Käufer das Geschäft hätte abschließen wollen, wären schon längst Maßnahmen angelaufen, sagte er am Mittwoch.

Trotz der erneuten Turbulenzen wird laut Plathner der Flugtrieb am Hahn „in vollem Umfang weitergeführt“. Gemeinsam mit dem Chef für das operative Geschäft, Rüdiger Franke, wird Plathner den Flughafen, der mittlerweile schwarze Zahlen schreibt, vorerst weiterführen. Aufhorchen lässt allerdings die Nachricht, dass der Platzhirsch am Hahn, die irische Fluggesellschaft Ryanair, den Sommerflugplan für den Hunsrückflughafen für nächstes Jahr noch nicht komplettiert hat. Bislang stehen nur Flüge nach London und nach Mallorca in dem Plan. Für den Luxemburger Flughafen hingegen sind bereits alle Ryanair-Flüge für den Sommer buchbar.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Hahn, der im Oktober vergangenen Jahres Insolvenz anmelden musste, einer unsicheren Zukunft entgegenblickt. 2016 scheiterte der Verkauf der Anteile des Landes (Rheinland-Pfalz hielt 82,5 Prozent, der Rest befindet sich weiterhin im Besitz von Hessen) an ein chinesisches Unternehmen. Die Käufer stellten sich als Betrüger heraus. Ein Jahr später wurde der Hahn an das chinesische Konsortium HNA verkauft. Dieses ging 2021 Pleite.

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