Verbraucher Kommt bald die rote Ampel für Dickmacher?

Trier · Verbraucherschützer wollen ungesundes Essen farblich kennzeichnen. Die Union lehnt das ab.

 Mit einer Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel sind diese Produkte ausgewiesen. (Archivbild)

Mit einer Ampel-Kennzeichnung für Lebensmittel sind diese Produkte ausgewiesen. (Archivbild)

Foto: dpa/Rainer Jensen

Immer mehr Erwachsene und  Kinder in Deutschland sind nach einer aktuellen Studie der Weltgesundheitsorganisation viel zu dick. Nach Ansicht der Verbraucherorganisation Foodwatch ist die Lebensmittelindustrie daran mit schuld, weil sie gerade für Kinder überwiegend unausgewogene Produkte wie Süßigkeiten oder salzig-fettige Snacks vermarkte. Die Verbraucherzentralen fordern daher, dass die künftige Bundesregierung einen neuen Anlauf für die Lebensmittel-Ampel unternimmt. Damit könnten die Konsumenten den Zucker-, Fett- oder Salzgehalt eines Produkts im Supermarkt auf Anhieb erkennen und vergleichen, sagt Foodwatch-Sprecherin Sarah Häuser unserer Zeitung. Derzeit fänden sich die vorgeschriebenen Nährwert-Tabellen meist versteckt im Kleingedruckten auf den Verpackungsrückseiten, kritisiert Häuser.

Die Forderung  ist nicht neu. Schon mehrfach haben sich Verbraucherschützer in der Vergangenheit für die Nährwert-Ampel eingesetzt. Erfolglos. „Bisher ist die Lebensmittel-Ampel am massiven Gegenwind der Lebensmittel­industrie gescheitert“, sagt Foodwatch-Sprecherin Häuser.

Jetzt allerdings gibt es die kuriose Situation, dass mehrere große Lebensmittelkonzerne unlängst einen eigenen Vorstoß angekündigt haben – eine Art Nährstoff-Ampel light. Verbraucherschützer sind allerdings skeptisch und glauben, dass die Initiative der Industrie die Kunden hinters Licht führe. So bekomme etwa ein allseits bekannter Nuss-Nougat-Aufstrich bei Fett und Zucker von der Industrie ein Gelb, während im gleichen Fall die auf freiwilliger Basis in Großbritannien bereits eingeführte Lebensmittel-Ampel rot leuchte.

Dass nun bei den deutschen Verbraucherschützern neue Hoffnung aufkommt, liegt auch am Wahlprogramm der SPD. Dort ist beim Thema gesunde Ernährung ausdrücklich von der Einführung einer „leicht verständlichen Kennzeichnung wie die Nährwert-Ampel“ die Rede. Das könne in den anstehenden Koalitionsgesprächen mit der Union thematisiert werden, sagt der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus Müller.

Eine Forderung, der sich auch die rheinland-pfälzische Ernährungsministerin Ulrike Höfken (Grüne) anschließt. Mit der Nährwert-Ampel werde es möglich, den Zucker-, Fett- und Salzgehalt in die Ampelfarben Grün, Gelb und Rot zu unterteilen und so mit einem Blick erkennbar zu machen, sagte Höfken unserer Zeitung. Die Ampel schaffe Transparenz und ermögliche den Kunden eine differenzierte Einkaufs­entscheidung am Supermarktregal, sagt die Ministerin.

Im Bundesernährungsministerium hält sich die Begeisterung über den neuerlichen Vorstoß der Verbraucherschützer allerdings in Grenzen. Eine Nährwert-Ampel berge das Risiko, dass eine zu starke  Vereinfachung des Informationsgehalts oder unrealistische Portionsgrößen die Lebenswirklichkeit nicht widergäben und damit das Gegenteil von Transparenz bewirken könnten, sagte Agrarstaatssekretär Peter Bleser (CDU) auf Anfrage unserer Zeitung. Man lehne eine verpflichtende nationale Einführung daher derzeit ab.

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