Gastronomie Noch sieben Tage bis zum Rauswurf

Trier · Viele Dehoga-Verantwortliche werden für den Ausschluss von Mosel-Gastronom Matthias Ganter stimmen. Viele, aber nicht alle.

Behält Rolf Pohl recht, wird der Kinheimer Hotelier am Montag nächster Woche in Bad Kreuznach ein einsames Spiel spielen. „Ich werde wohl der einzige sein, der dagegen ist“, blickt der Moselaner schon mal ein wenig in die Zukunft. Pohl ist als kommissarischer Vorsitzender des Dehoga-Kreisverbands Bernkastel-Wittlich einer von insgesamt 41 Mitgliedern des sogenannten Großen Vorstands, die an diesen Tag in der Landesgeschäftsstelle über den endgültigen Ausschluss des Traben-Trarbacher Hoteliers Matthias Ganter aus dem Gastroverband beschließen sollen.

Dass Pohl dagegen ist, ist kein Geheimnis. Bereits vor zwei Monaten hatte sich sein Kreisverband mit großer Mehrheit gegen den geplanten Ausschluss Ganters ausgesprochen. Laut Satzung muss der zuständige Kreisverband gehört werden, wenn ein Mitglied vor die Tür gesetzt werden soll.

Pohl und eine Mehrheit seiner Bernkaastel-Wittlicher Kolleginnen und Kollegen hatten den geplanten Rasuwurf als „unverhältnismäßig“ bezeichnet und argumentiert, dass man sich mit einer solchen Entscheidung „nur lächerlich“ mache. „Ein Ausschluss von Herrn Ganter wird noch mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit erzeugen und genau dies führt zur Rufschädigung – übrigens für beide Seiten“, heißt es wörtlich in dem unserer Zeitung vorliegenden Schreiben.

An der Entscheidung des Dehoga-Präsidiums änderte der Brief nichts. Wenige Tage später teilte Dehoga-Geschäftsführerin Anna Roeren-Bergs dem Traben-Trarbacher Hotelier per Einschreiben mit, dass er „mit sofortigere Wirkung, hilfsweise zum nächstzulässigen Zeitpunkt“ aus dem Verband ausgeschlossen sei. Die Dehoga-Offiziellen werfen Ganter unter anderem vor, „bewusst wahrscheitswidrige Behauptungen“ über die Honorare von Präsident Gereon Haumann aufgestellt zu haben. Ganter habe sich auch dadurch verbandsschädigend und unehrenhaft verhalten, heißt es in dem Schreiben.

Kritiker der Entscheidung sehen in dem Rauswurf dagegen eine Retourkutsche gegen einen Hotelier, der gemeinsam mit 19 anderen Gastronomen gegen die vorzeitige Amtszeitverlängerung von Dehoga-Präsident Gereon Haumann vor den Kadi gezogen ist. Die Entscheidung des Bad Kreuznacher Landgerichts steht noch aus.

Eine andere Entscheidung – der endgültige Ausschlus Ganters aus dem Dehoga – rückt dagegen näher. Als Tagesordnungspunkt neun soll das heikle Thema am kommenden Montag in der Bad Kreuznacher Geschäftsstelle vom sogenannten Großen Vorstand behandelt werden. Darf man den Gerüchten glauben, muss das Dehoga-Präsidium an diesem Tag nicht befürchten, mit seinen Rauswurf-Plänen eine Bauchlandung hinzulegen. Und trotzdem will der Kinheimer Hotelier Rolf Pohl mit Nein stimmen. „Kritik muss man ertragen können“, sagt er, „mann kann doch ein verdientes Mitglied nicht einfach so ausschließen.“

Matthias Ganter selbst wird an der Sitzung wohl nicht teilnehmen, obwohl im das Recht dazu laut Dehoga-Satzung zusteht. Freunde hätten ihm davon abgeraten, sagte Ganter am Wochenende unserer Zeitung. Zudem habe er schon seit längerem für diese Woche Urlaub gebucht, den er nun nicht absagen wolle.

Im Anschluss an die Sitzung des Großen Vorstands hat Dehoga-Präsident Gereon Haumann erst vor wenigen Tagen zu einem Sonder-Delegiertentag nach Bad Kreuznach geladen – ein äußerst ungewöhnlicher Vorgang, sagen Gastronomen, die dem Verband schon lange Jahre angehören. Auch in dieser, für drei Stunden angesetzten Sitzung soll es laut der Tagesordnung unter anderem um den Ganter-Ausschluss und den Stand des Klageverfahrens gehen; und um Konsequenzen aus dem Klageverfahren, wie es in einem Unterpunkt heißt.

Insider halten es für denkbar, dass bei dieser Gelegenheit auch noch einmal neu über die derzeit noch bis 2029 laufende Amtszeit des Präsidenten diskutiert werden könnte. Auf die Frage unserer Zeitung, mit welchen Beschlüssen auf dem Sonder-Delegiertentag zu rechnen sei, antwortete der Dehoga-Landesverband mit Schweigen.

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