Frankreich Macrons neuer Gegenspieler

Paris · Laurent Wauquiez ist neuer Chef der französischen Konservativen. Sein Vorbild: Nicolas Sarkozy.

 Laurent Wauquiez, Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes, ist mit knapp 75 Prozent der Stimmen zum neuen Parteichef der Republikaner, der bürgerlichen Rechten, in Frankreich gewählt worden.

Laurent Wauquiez, Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes, ist mit knapp 75 Prozent der Stimmen zum neuen Parteichef der Republikaner, der bürgerlichen Rechten, in Frankreich gewählt worden.

Foto: dpa/Eddy Lemaistre

Laurent Wauquiez will anders sein. Das zeigt der „Bad Boy“ der französischen Konservativen mit seinem knallroten Anorak. Ein Kleidungsstück, das nicht so recht zum Absolventen mehrerer Elite-Hochschulen passt. Doch der 42-Jährige spricht auch nicht viel über seine Studienjahre an mehreren renommierten Universitäten. Stattdessen schimpft der Vater zweier Kinder in populistischer Manier auf die Eliten und inszeniert sich als Lokalpolitiker, der die Provinz liebt. Schließlich war er lange Bürgermeister der zentralfranzösischen Kleinstadt Puy-en-Velaye. Als in der Nationalversammlung erbittert über die Homo-Ehe debattiert wurde, kündigte Wauquiez an, in seiner Stadt keine homosexuellen Paare zu trauen. Als Katholik erzkonservativer Prägung war er regelmäßig bei den Demonstrationen gegen die „Ehe für alle“ dabei. Seine Ankündigung, die Homo-Ehe rückgängig machen zu wollen, nahm der Präsident der Region Auvergne-Rhône-Alpes allerdings wieder zurück.

„Die Rechte muss wieder klar rechts sein“, sagte er zur Begründung seiner Kandidatur für den Parteivorsitz der Republikaner. Der ehrgeizige Ex-Minister nimmt kein Blatt vor den Mund. So kritisierte er Sozialhilfe als „Krebsgeschwür“ der Gesellschaft und warnte vor der „Islamisierung“ Frankreichs. „Das junge Gesicht einer alten Rechten“, nannte ihn die Zeitung Libération. Wauquiez selbst sagt von sich: „Ich habe mich entschieden, deutliche Worte zu finden, um das Land aufzuwecken. Ich glaube an gezogene Säbel und an Politiker, die alles aufmischen.“ Bei den Mitgliedern seiner Republikaner kommen die markigen Äußerungen des Rechtsaußen gut an, der damit an sein Vorbild Nicolas Sarkozy erinnert. Die Wahl zum Parteivorsitzenden gewann Wauquiez deshalb am Sonntag wie erwartet mit knapp 75 Prozent der Stimmen. Seine beiden Herausforderer Florence Portelli und Maël de Calan kamen nur auf 16 beziehungsweise neun Prozent.

Bei den Franzosen ist der neue Chef der größten Oppositionspartei dagegen nicht beliebt. Eine Umfrage ergab, dass 55 Prozent ihn unsympathisch finden und 60 Prozent unehrlich. Doch seine Landsleute werden sich an das neue Gesicht gewöhnen müssen, denn Wauquiez will der neue Gegenspieler von Emmanuel Macron werden. Schon vor einigen Wochen kritisierte er den Präsidenten scharf, der „Frankreich nicht liebt“. Die Rolle des Oppositionschefs fällt Wauquiez leicht, denn die Rechtspopulistin Marine Le Pen ist seit ihrer Niederlage bei den Präsidentschaftswahlen geschwächt, und der Linkspopulist Jean-Luc Mélenchon scheiterte am Protest gegen Macrons Reformen. Wauquiez hat dagegen sein Ziel fest im Blick – die Präsidentschaftskandidatur 2022 gegen Emmanuel Macron.

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