Das sagen Händler Preisschock im Supermarkt – Warum die Gurke so teuer geworden ist
Lebensmittel sind im Vergleich zum Vorjahr über 20 Prozent teurer geworden. Viele Verbraucher sind vor allem wegen des Preisanstiegs der Salatgurke schockiert. Warum das beliebte Gemüse teils über zwei Euro das Stück kostet und ab wann wieder mit günstigeren Preisen gerechnet werden kann:
Teils mehr als zwei Euro für eine Salatgurke bezahlen? Das ist in den letzten Wochen in vielen deutschen Supermärkten und Discountern kein unüblicher Preis. In den sozialen Medien zeigten sich viele Nutzer echauffiert über die teuren Gemüsepreise, teils war von „vergoldeten Gurken“ die Rede. Der Berliner Autor, Satiriker und Content Creator (dt. Medienschaffender) Sebastian Hotz alias El Hotzo widmete sich in einigen seiner Twitter- und Instagram-Beiträgen den steigenden Gurkenpreisen. „Inflation ist so dumm, warum kostet eine Gurke 1,89 Euro, das ist einfach ein Stock aus knusprigem Wasser“ oder auch “Utopien 2023: Gurke 0.96 Euro“ fasst er seine Gedanken zusammen. Viele seiner Anhänger stimmen ihm zu. Auf Twitter bekommt der Beitrag knapp 9000 „Gefällt mir“-Angaben, auf Instagram sind es über 147.000. Eine Nutzerin antwortet: „Wo genau sind die Gurken für 96 Cent im Angebot? Nehme den Weg auf mich und kaufe gleich drei.“
Inflation, geringe Ernteerträge und Energiekosten treiben Gurkenpreis in die Höhe
Aber ist allein die hohe Inflationsrate Schuld an den teuren Gurken- und Gemüsepreisen? Zwar sind Lebensmittel seit Januar 2022 binnen eines Jahres um 20,2 Prozent teurer geworden, wie die Verbraucherzentrale Anfang März mitteilt. Doch spielen auch andere Faktoren bei der aktuellen Preisentwicklung von Gurke und Co. eine Rolle, wie Globus-Sprecherin Judith Schnitzer auf Nachfrage unserer Zeitung sagt. Eine derzeit ungünstige Wetterlagen in den Hauptanbaugebieten in Italien und Spanien schmälere die Ernten. Darüber hinaus würde es zum jetzigen Zeitpunkt bereits ein großes Gemüseangebot aus den Niederlanden geben, das derzeit nicht in der Vorjahresmenge zu Verfügung stehe. Grund dafür seien Energiesparmaßnahmen in den Gewächshäusern, so Schnitzer.
Dass extreme Kälte in den südlichen Anbaugebieten zu weniger Ernten und damit zu teureren Preisen führt, hat auch der saarländische Bio-Betrieb Martinshof mit Erstaunen festgestellt. Im Februar seien die Einkaufspreise für Salatgurken im Vergleich zum Vorjahr um zirka 40 Prozent gestiegen, teilt Martinshof-Sprecher Dennis Winter auf Anfrage mit. „Durch die extremen Dürreperioden der vergangenen Sommermonate, die gestiegenen Lohn- und Energiekosten sowie die Inflation haben wir prinzipiell mit einem Preisanstieg gerechnet. Das diesjährige Ausmaß hat allerdings auch uns etwas überrascht“, so Winter.
Kunden des Martinshof Bio-Busses, bei dem die bestellte Ware nach Hause geliefert wird, zahlen derzeit rund vier Euro für eine Salatgurke aus den Niederlanden, wie im Online-Shop des Betriebes zu sehen ist. Zum Vergleich: Im Oktober 2022 kostete die Bio-Gurke beim Martinshof 1,99 Euro, wie das Unternehemen mitteilt. Die Martinshof GmbH mit Sitz in St. Wendel-Osterbrücken habe jetzt sogar seine Gewinnmarge reduziert, weil „ein ehrlich kalkulierter Preis für unsere Kunden nicht vertretbar gewesen wäre“, sagt Winter.
Ab April könnten sich die Gurkenpreise wieder entspannen
Doch bei all dem Rummel um das allzeit beliebte Kürbisgewächs, blicken die beiden regionalen Händler vorsichtig optimistisch in die nahe Zukunft. „Viele Gemüsesorten werden dieses Jahr später angebaut, da abgewartet wird, bis die Außentemperatur wieder steigt. Eine Entspannung der Lage erwarten wir gegen April“, so die Globus-Sprecherin. Und auch Winter ist sich sicher: „Die Preise für Salatgurken werden nicht auf diesem Niveau bleiben. Wir rechnen in Kürze mit leichten Preisrückgängen für Gurken und Paprika, da sich das Wetter stabilisiert hat und die Temperaturen wieder mehr Wachstum begünstigen.“
Dennoch werde das Preisniveau aufgrund der Inflationsrate sowie den gestiegenen Energie- und Personalkosten nicht mehr unter das Niveau des Vorjahres fallen, prognostiziert der Martinshof-Sprecher.