Kein schwerfälliges Stück Blech

Trier · Eine Flötenfantasie von Telemann oder brasilianische Samba auf der Tuba? Dass das funktioniert, hat Andreas Martin Hofmeir zusammen mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt Trier und seiner Band im ausverkauften Theater Trier gezeigt. In der Konzert-reihe "Weltmusik" vermittelte der bayrische Musiker mit Virtuosität und Humor den Reiz der Tuba.

 Virtuosität, bayrischer Charme und kabarettistisches Talent: Andreas Martin Hofmeir überzeugt sein Publikum im Theater Trier von den Qualitäten seines Instruments. TV-Foto: Anke Emmerling

Virtuosität, bayrischer Charme und kabarettistisches Talent: Andreas Martin Hofmeir überzeugt sein Publikum im Theater Trier von den Qualitäten seines Instruments. TV-Foto: Anke Emmerling

Foto: Anke Emmerling (ae) ("TV-Upload Emmerling"

Trier. Es ist nicht immer eine charmante Rolle, die die Tuba in Orchesterwerken spielt. In der Oper "Die Liebe zu den drei Orangen" von Sergej Prokofjew illustriere sie - in Fis - den Darmwind einer Köchin, erläutert Andreas Martin Hofmeir. Und auch sonst komme diesem tiefsten gängigen Blechblasinstrument eher eine Randfunktion mit wenigen Tönen zu. Setze man die allerdings ins Verhältnis zum Einkommen eines Orchestermusikers, seien sie immerhin pro Stück gut bezahlt.
So viel Humor der auch als Kabarettist tätige Hofmeir für diese Misere aufbringt, er ist angetreten, sie abzuschaffen. Der 36-Jährige, der beim deutschen Vorentscheid zum Eurovision Song Contest 2013 mit der Band LaBrassBanda und "Nackert" Platz zwei belegte, eine Professur in Salzburg hat und mehrfach, unter anderem mit dem "Echo" ausgezeichnet wurde, will die Tuba aus dem Schatten wie auch dem Klischee des Volkstümlichen holen.
Witzig, lebhaft, temporeich


Das gelingt ihm im Theater Trier schon mit dem ersten Programmpunkt. Es ist ein Konzert in drei Sätzen, das er sich von Jörg Duda (geboren 1968) hat komponieren lassen, da es, wie er erklärt, kaum eigene Werke für das 1835 erfundene Instrument gibt - das erste nennenswerte Solostück für Tuba entstand erst 1955.
Die Musik klingt wie ein klassisches Hornkonzert, ist witzig, lebhaft und mit Walzer-Anklängen auch gefällig leicht. Der erste Aha-Effekt ist, wie überraschend schnell und flüssig Hofmeir diesem so großen und schwerfällig wirkenden Stück Blech Töne entlockt. Noch verrückter wird es, als er "Der Winter" aus Vivaldis "Vier Jahreszeiten" anstimmt. Der temporeiche Auftakt des Allegro Non Molto hat durch die schnarrend dunkle Klangfarbe der Tuba eine etwas folkloristische Note, dann aber gebiert das Instrument erstaunlich schön geschwungene Triller oder sanft vibrierende und in Wellen auf und abebbende Melodien, die im schönen Kontrast zur hellen Streicher-Kulisse stehen.
Barocke Kapriolen legt der Virtuose auch noch mit einem ursprünglich für Flöte geschriebenen Telemann-Stück nach, selbstironischer Kommentar: "Jo, wers moag ...".
In der zweiten Hälfte des Abends steht außer dem vielseitigen und spielfreudigen Philharmonischen Orchester unter Victor Puhl auch die Band Hofmeirs aus André Schwager (Klavier), Luis Gustavo Brinholi Peigo (Bass) und Jay Lateef (Schlagzeug) auf der Bühne. Jetzt zeigt die Tuba ihre Qualitäten in modernerer Unterhaltungs- und Weltmusik, zum Beispiel als romantisch-zärtliche Stimme in der brasilianischen Ballade "Eu a Brisa".
Absolute Höhepunkte sind zwei Kompositionen des Ungarn Roland Szentpáli (geboren 1977). Hier wird der Jazz gestreift, in dem die Tuba bis 1925 eine zentrale Vorläuferrolle des Basses innehatte, und Hofmeir zaubert Improvisationen mit sattem Groove. Dann wieder lässt er mitreißendes Temperament über Sambarhythmen spielen oder zeigt, wie pfiffig Tuba auch in tanzbaren Discoklängen herüberkommt.
"In der Tiefe liegt die Kraft", dieser Konzerttitel bestätigt sich. Zum Schluss gibt es stehende Ovationen für alle Musiker, die diesen Abend zu einem sehr gelungenen Ereignis gemacht haben, besonders aber für Hofmeir. Er hat seine Mission als Don Quichote für die Tuba mit Virtuosität und Humor mitreißend erfüllt.
In Kürze wird er sich übrigens als Kabarettist im Trierer Theater zurückmelden, der genaue Termin wird noch bekanntgegeben. ae

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