Der Handel feiert: Wie am Büffet Politik gemacht wird

Trier · Feiern mit Mehrwert: Der Einzelhandel feiert nicht einfach nur ein Sommerfest, sondern er lädt dazu die Politik ein. Besonders die Trierer Entscheider nutzen zahlreich die Gelegenheit zum Meinungsaustausch - selbst wenn dazu die Anreise aus Berlin nötig ist.

 Im Bild (von links) die Verbandsoberen Benno Skupsch, Esther Wisniewski, Alfred Thielen, Georg Kern, Sabine Clabbers, Jürgen Poss, und Gerd Guillaume.

Im Bild (von links) die Verbandsoberen Benno Skupsch, Esther Wisniewski, Alfred Thielen, Georg Kern, Sabine Clabbers, Jürgen Poss, und Gerd Guillaume.

Foto: Michael Schmitz

Wenn Einzelhandelsverband (EHV) und City-Initiative Trier (CIT) gemeinsam ihr Sommerfest feiern, dann repräsentieren sie über 500 Unternehmen aus der gesamten Region Trier. Klar, dass sich beim Motto "Politik trifft Handel" dann auch reichlich Politiker sehen lassen. Wenn auch mit klarem Schwerpunkt auf der Stadt Trier - Politiker aus den umliegenden Landkreisen sind zumindest am Freitagabend Mangelware. Sämtliche Trierer Stadtratsfraktionen dagegen sind vertreten, selbst die "Kleinen" wie Linke, Piraten und AfD mischen sich unter die Geschäftsleute, um bei Sekt, Wein, Bier und Buffet zu netzwerken - wie man das Kontakteknüpfen neudeutsch wohl nennt.
Dass die Trierer Politik am stärksten vertreten ist, liegt neben dem Veranstaltungsort im Trierer Haus des Handels auch an der Bedeutung der Branche für die Stadt. Es gibt über 1000 Einzelhandelsbetriebe in Trier mit einer Verkaufsfläche von gut 360.000 Quadratmetern. Sie machen einen Umsatz von über einer Milliarde Euro. Kein Wunder also, dass das Wort von CIT-Chef Gerd Guillaume und EHV-Präsident Georg Kern Gewicht hat und ihre Lobbyarbeit von vielen Stadtratsmitgliedern aufmerksam mitverfolgt wird. Geht es dem Handel mit seinen 8000 Beschäftigten gut, dann geht es auch der Stadt gut. Klar, dass angesichts der Bedeutung der Branche auch Oberbürgermeister Wolfram Leibe am späteren Abend noch vorbeischaut - zusammen mit seiner Frau Andrea Sand hat sich der bekennende Klassik-Fan die Eröffnung des Moselmusikfestivals angesehen, schwärmt zunächst von dem "tollen Abend" in und vor der Konstantin-Basilika und dann vom leckeren Dessert am Buffet der Eifeler Metzgerei Schares.

Neben Leibe ist der Stadtvorstand mit Bürgermeisterin Angelika Birk und dem neuen Baudezernenten Andreas Ludwig gut vertreten. Sogar seine Vorgängerin Simone Kaes-Torchiani ist zur Kontaktpflege beim Handel vor Ort.
"Du hier und nicht in Berlin?" - so wird derweil mit einigem Erstaunen Bernhard Kaster, der CDU-
Bundestagsabgeordnete, begrüßt. Natürlich wissen viele der Gäste, dass er noch am Nachmittag als Parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion bei der Griechenland-Abstimmung unabkömmlich war. "Ich habe aber direkt den ersten möglichen Flieger genommen", sagt Kaster - der hofft, dass ihm nicht noch ein weiterer Bundestagstermin in den nächsten Wochen den Urlaub verhagelt. Seine Kollegin von der Partei Die Linke, Katrin Werner, hat bei Kasters Ankunft schon das eine oder andere Getränk genossen - aus familiären Gründen konnte sie nicht bei der Abstimmung in Berlin sein.

Aufgrund der TV-Lektüre hat sie sich ein etwas gemeines Mitbringsel für CDU-Parteichef Udo Köhler ausgedacht. Als Anspielung auf die umstrittene Wohnortfrage Köhlers zum Zeitpunkt der Kommunalwahl ("Wo war Udo Köhler zu Hause, als er sich in den Stadtrat wählen ließ?", volksfreund.de vom Samstag 17. Juli) hat sie eigens zwei Zahnbürsten für ihn mitgebracht. Köhler nimmt das zwar mit leicht angesäuertem Humor - ein Handyfoto mit den Zahnbürsten lässt er Werner dann aber doch nicht machen.

Mit einer etwas größeren Abordnung vertreten sind auch die Saarburger Geschäftsleute um Stefan Müller-Hamann und Thomas Remmel, die ja ebenfalls aus einer einzelhandelsstarken Kommune kommen. Auch sie nutzen die Gelegenheit, sich mit dem Trierer OB bekannt zu machen - das kann im Sinne nachbarlicher Beziehungen ja nicht schaden.
Bei sommerlich heißen Temperaturen läuft der Empfang noch bis in die Nachtstunden. Wenn sich das eine oder andere Smalltalk-Thema demnächst in einem Stadtrat oder Kreistag auf der Tagesordnung findet, dann hat sich der Aufwand aus Sicht des Handels gelohnt.

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