Wirtschaft Regionale Händler beschweren sich über Abmahnvereine

Trier · Wer bei seinem Internetauftritt einen kleinen Fehler macht, für den kann es teuer werden. Es gibt Firmen, die sich darauf spezialisieren, die Fehler zu finden und dafür Geld zu verlangen.

Wirtschaft: Regionale Händler beschweren sich über Abmahnvereine
Foto: picture alliance / Arno Burgi/dp/Arno Burgi

Regionale Gewerbetreibende, die ihre Produkte vorwiegend übers Internet vertreiben, werden wegen kleiner Fehler im Impressum oder den Allgemeinen Geschäftsbedingungen immer häufiger abgemahnt. Das kann schnell richtig teuer werden. Darauf macht die Industrie- und Handelskammer Trier aufmerksam und mahnt zugleich, die Schreiben von Abmahnvereinen oder Anwälten nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. „Man sollte die Briefe ernst nehmen, Fristen nicht verstreichen und sich rechtlich beraten lassen“, sagt Jennifer Schoepf. Die IHK-Expertin wird regelmäßig um Rat gefragt, wenn etwa bei einem Mitgliedsbetrieb die siebenseitige wettbewerbsrechtliche Abmahnung eines nordrhein-westfälischen Online-Interessenverbands im Briefkasten liegt.

Darin werden die angeblichen Verfehlungen der Internethändler aufgelistet; zudem sollen sie eine Unterlassungserklärung unterschreiben und einen Betrag von 232,05 Euro an den Verband überweisen. „Ich war total erschrocken, als ich das Schreiben bekam, wusste gar nicht, was ich falsch gemacht haben soll“, sagt Anne Hecker. Die Eifelerin näht nebenberuflich Kinderkleider und vertreibt diese über die Onlineplattform Dawanda. Über das Internetportal können Kunden ihre selbst gefertigten Produkte zum Kauf anbieten. Seit der Gründung haben sich laut Eigenwerbung schon über 380 000  Kreative registriert, um ihre Modeartikel, Taschen oder Accessoires über das Portal zu vertreiben.

Nach Erkenntnissen von IHK-Expertin Jennifer Schoepf sind seit etwa einem halben Jahr vor allem Dawanda-Verkäufer abgemahnt worden. „Davor waren es Leute, die über Ebay verkauft haben.“  Dass hauptsächlich Online-Shop-Betreiber von Abmahnwellen betroffen seien, liege daran, dass mögliche Verstöße im Internet leicht zu recherchieren seien.

Die Kammern fordern seit langem, dass der Gesetzgeber dem Abmahnmissbrauch einen Riegel vorschiebt. Bislang vergeblich.

Für die Abmahnvereine ist die Sache ein äußerst lukratives Geschäft. Die Expertin Jennifer Scho­epf­ aus Trier schätzt, dass die meisten Abmahnopfer zahlen.

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