Brauchtum Plastik, Kaffee, ein Appell des Trierer Bischofs und Ironie von Guildo Horn: Wie die Fastenzeit in der Region startet

Trier · Zur Fastenzeit predigt der Trierer Bischof, nicht nur um sich selbst zu kreisen. Auch Guildo Horn und Politiker aus Rheinland-Pfalz äußern sich zum Verzicht.

Rheinland-Pfalz: So fasten Guildo Horn, Malu Dreyer, Christian Baldauf und Co.
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Nach den närrischen Tagen mit Alkohol und Süßigkeiten heißt es für viele Menschen in der Region: Schluss mit lustig! Mit dem Aschermittwoch beginnt die christliche Fastenzeit, die 40 Tage lang dauert und am Gründonnerstag (9. April) endet. Geht es nach Silke Restemeyer von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), bietet das Verzichten die Chance, die Ernährung umzustellen. „Wer nach dem Fasten zum Obstsalat statt zur Tafel Schokolade greift, kommt schon mit weniger Zucker aus und hat einen Nutzen davon“, sagt die Expertin. Das Fasten könne auch helfen, „Rituale wie das Feierabendbier zu hinterfragen und zu überlegen, ob es mir nicht genauso gut beim Entspannen hilft, wenn ich eine Runde um den Block spaziere oder Tee trinke“.

Beim Abnehmen helfe das Fasten dagegen nicht, „wenn man danach wieder in die alten Ernährungsmuster zurückkehrt“. Wer rigoros fastet und für eine bestimmte Zeit auf Nahrung verzichtet, dem rät Ernährungsberaterin Hannelore Jacobi vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Mosel in Bernkastel-Kues, sich von einem Arzt beraten zu lassen, genug zu trinken und sich beim Sport nicht zu verausgaben.

Laut einer Forsa-Umfrage für die Krankenkasse DAK haben schon 44 Prozent der Bundesbürger für mehrere Wochen auf ein bestimmtes Genussmittel oder Konsumgut verzichtet, 17 Prozent taten es einmal. Meist schwören sie Süßigkeiten und Alkohol ab. 65 Prozent der Befragten sehen im Fasten einen Nutzen für die Gesundheit.

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann warnt zugleich davor, als fastende Person nur um sich selbst zu kreisen. Verzicht solle sensibler für Gott und andere Menschen machen, schrieb der Bischof in einem Hirtenbrief, in dem er aufruft, in der Fastenzeit in besonderer Weise auf andere zuzugehen, zuzuhören und Menschen „im toten Winkel“ der Gesellschaft in den Blick zu nehmen. Um das Klima zu schützen, ruft das Bistum Trier zum Autofasten auf.

Der Trierer Musiker Guildo Horn – bekannt für den Konsum von Nussecken und Himbeereis – äußert sich ironisch zum Fasten. „Wer mich kennt, weiß, dass die Leitbegriffe meines Lebens seit jeher Askese, Enthaltsamkeit, Verzicht, Mäßigung, Entsagung und Keuschheit sind“, sagte er unserer Zeitung. „Meine Begleiter, orthopädische Strümpfe generell, zeichnet eine ganzjährige Temperenz aus. Will heißen, sie zügeln sich täglich und lassen nur auf der Bühne kommen“, witzelt Horn, der 1998 beim Eurovision Song Contest auftrat.

Bekannte Politiker in Rheinland-Pfalz und der Region setzen hingegen fest auf die Fastenzeit. Wie Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Die Triererin sagt: „Die Fastenzeit hat mittlerweile für viele Menschen Bedeutung, über den religiösen Hintergrund der Buße hinaus. Der Verzicht kann uns auch bewusst machen, was uns im Überfluss im Leben schadet. Ich werde in der Fastenzeit versuchen, noch viel stärker Plastik zu vermeiden. Ich habe schon lange aufgehört, sogenannte Convenience-Produkte zu kaufen: also einen Kaffee aus dem Einwegbecher, oder Flaschen, die nicht wiederverwendet werden können. Wann immer möglich also unverpackt einkaufen.“

Christian Baldauf, CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl 2021, sagt: "Ich faste schon seit Jahren von Aschermittwoch bis Ostern. Kein Tropfen Alkohol, keine Süßigkeiten. Und kein Kaffee. Da muss ich am meisten mit mir kämpfen, weil ich den ganzen Tag über nach der Tasse greife. Fasten ist für mich eine Mischung aus innerer Inventur und Disziplinierung."

Anne Spiegel, designierte Spitzenkandidatin der Grünen, betont: „Die Fastenzeit ist eine Zeit, in der viele Menschen mit Gewohnheiten brechen, um neue Erfahrungen zu machen. Für mich ist die Fastenzeit aber auch eine Zeit der Kursbestimmung und der inneren Einkehr. In diesem Sinne werde ich während der Fastenzeit versuchen jeden Tag zumindest kurz Yoga zu machen.“

Der rheinland-pfälzische AfD-Chef Michael Frisch sagt, das Fasten sei eine gute Gelegenheit zu hinterfragen, was im Leben wichtig und was Ballast sei. Der Trierer sagt, auch er werde fasten. „Was, das ist aber eine Privatangelegenheit“, so Frisch.

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