Forschung Darum kann Trier von der Roboterforschung profitieren

Trier/Mainz · Rheinland-Pfalz treibt Künstliche Intelligenz voran, doch die Opposition zweifelt am Aufbruch.

 So geht Künstliche Intelligenz: Roboter „Pepper“ bespaßt schon Senioren in manchen Pflegeheimen.

So geht Künstliche Intelligenz: Roboter „Pepper“ bespaßt schon Senioren in manchen Pflegeheimen.

Foto: dpa/Christian Charisius

Was berechnet ein Computer, welche Folgen geschlossene Schulen für die Corona-Pandemie haben? Wie können Roboter Pfleger entlasten, die sich um Senioren kümmern? Gelingt das autonome Fahren? Fragen, wie Künstliche Intelligenz (KI) Menschen helfen kann, beschäftigen auch Wissenschaftler in der Region immer stärker. Die Uni Trier ist seit diesem Jahr Außenstelle des renommierten deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern. Der Eifel-Ort Prüm gilt bundesweit längst als Tesla-Stadt. Weil vom Land nun deutlich mehr Geld in lernfähige digitale Systeme fließt, soll die Region einen weiteren Schub bekommen. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hat in Mainz eine KI-Agenda für Rheinland-Pfalz vorgestellt. Künstliche Intelligenz (KI) sei eine Schlüsseltechnologie mit faszinierenden Möglichkeiten etwa in der Krebsforschung, in der Klimaforschung oder in der Landwirtschaft, sagte die Regierungschefin. Rheinland-Pfalz sei hier in den vergangenen 30 Jahren bereits zum Vorreiter geworden. „Wir haben eine wahnsinnige Dynamik in diesem Bereich“, sagte die Triererin. „Wir legen was drauf und geben Gas.“ Das Land hat für den Zeitraum von 2018 bis 2023 Projektmittel von 18 Millionen Euro zur Stärkung der rheinland-pfälzischen Wissenschaftslandschaft in der KI-Forschung bereitgestellt. Jetzt kommt der gleiche Betrag für den Zeitraum bis 2025 hinzu. „Wir werden zehn KI-Professuren besetzen, sieben davon sehr zeitnah“, sagte Wissenschaftsminister Konrad Wolf (SPD). Bislang gibt es im Bundesland 17 Professuren mit dem Kernbereich KI.

Eine neue KI-Allianz von Hochschulen und außeruniversitären Instituten soll die Forschungsaktivitäten vernetzen. Ein weiterer Schwerpunkt der Agenda liegt auf der Förderung wissenschaftlicher Talente. Bis zu drei Millionen Euro sollen in KI-Nachwuchsgruppen an der Uni Trier, Koblenz-Landau, Kaiserslautern und Mainz fließen.

Außerdem sollen KI-Lotsen als Ansprechpartner für Unternehmen wie für Behörden bereit stehen. Erste KI-Lotsin ist die Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) in Kaiserslautern, Anita Schöbel. Zu KI-Botschaftern ernannt wurden Katharina Zweig vom Fachbereich Informatik der TU Kaiserslautern und der Geschäftsführende Direktor des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) in Kaiserslautern, Andreas Dengel. Sie sollen unter anderem internationale Kontakte pflegen.

„KI ist kein Selbstzweck“, sagte Zweig. „KI ist gestaltbar, wir müssen es aber auch tun.“ Die Informatikerin plädiert für eine „menschenzentrierte KI“, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Ein großer Teil möglicher KI-Anwendungen sei bereits gesetzlich geregelt. Genauer hinschauen müsse man aber etwa bei der Sicherheit von Robotern.

Dengel sagte, „dass die KI viele Dinge besser kann als der Mensch“, und nannte als Beispiel automatisierte Übersetzungen einfacher Texte. „Aber einer Maschine fehlt das Bewusstsein“.

Die Opposition äußerte sich skeptisch, auch wenn sie das Einbinden von Experten lobt. Der CDU-Landtagsabgeordnete Helmut Martin sagte: „Man muss nach den Erfahrungen bezweifeln, dass es nun wirklich zu einer planvollen Entwicklung mit dem erforderlichen langen Atem kommt.“ Der AfD-Landtagsabgeordnete Joachim Paul kritisierte, für die Anwendung von KI brauche es hohe Datenübertragungsraten. Der 5G-Ausbau komme aber nur schleppend voran.  „Mittelfristig brauchen wir mehr Mittel und bessere Standortbedingungen, um ein wirklicher Spitzenreiter zu sein. Bis auf weiteres scheint Dreyers Digitalisierungskabinett also eine bloße PR-Aktion zu bleiben“, monierte Paul.

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