Ab heute wird der Ring verkauft

Nürburgring · Obwohl eine Entscheidung der EU-Kommission zum Beihilfeverfahren für den Nürburgring noch aussteht, wollen die Insolvenzverwalter mit dem Verkauf des Objekts heute beginnen. Das wird von Ringfans kritisiert.

Die Sanierer haben ernst gemacht: Der Verkauf des Nürburgrings wurde heute gestartet. Die Rennstrecken werden dabei genauso auf dem europaweiten Markt angeboten wie die Hotels, die Feriensiedlung oder das Partydorf "Grüne Hölle".

Der nun auf den Weg gebrachte Investorenprozess bedeutet eine historische Zäsur in der Eifel: Die vielleicht berühmteste Rennstrecke der Welt wird vermutlich erstmals in ihrer gut 85-jährigen Geschichte in private Hände kommen. Für heute wurden entsprechende Anzeigen in nationalen und internationalen Medien geschaltet.
Der Beginn des Verkaufsprozesses wird unterschiedlich bewertet. Die Ring-Sanierer, Thomas Schmidt und Jens Lieser, sehen darin einen Weg, dem Nürburgring eine "erfolgreiche Zukunft" zu geben. Schmidt pries den Eifelkurs als "einzigartige Anlage" und als "Ikone des Motorsports" an. Seiner Ansicht nach steckt im Nürburgring großes wirtschaftliches Potenzial, das lange nicht ausgeschöpft ist. Der Neustart in der Eifel "bietet unglaublich viele Chancen für die Region", erklärte Schmidt in Mainz.

Für viele Ring- und Motorsportfans ist der Beginn der Ausschreibung ein schwarzer Tag. Sie kämpfen gegen einen Verkauf der legendären Nordschleife und des Grand-Prix-Kurses.

"Warum wurde nicht die Entscheidung der EU abgewartet? Es gibt keinen Grund, den Verkauf jetzt einzuleiten", erklärte Otto Flimm, Vorsitzender des ehrenamtlichen Vereins "Ja zum Nürburgring". Um den ADAC-Ehrenpräsidenten versammeln sich unzählige Aktivisten, die einen Ausverkauf des Rings befürchten und verhindern wollen.

Furcht vor Geschäftemachern

Zahlreiche Veranstalter am Nürburgring, darunter der ADAC, wollen am Samstag beim 24-Stunden-Rennen eine "Interessengemeinschaft Nürburgring" gründen und über "den tatsächlichen Sachverhalt" an dem Eifelkurs informieren, wie Flimm unserer Zeitung sagte. Finanzhaie und Profitgeier sollen mit Fakten konfrontiert werden, um sie abzuschrecken. Otto Flimm und seine Mitstreiter befürchten, dass die Sanierer derartige Geschäftemacher anlocken.

Nach Überzeugung der Sanierer musste der Verkaufsprozess zwingend beginnen, um auszuschließen, dass die EU-Kommission den Ring ab September stilllegt. Denn dann könnte bereits der Beschluss im Beihilfeverfahren kommen. Brüssel vermutet, dass illegale Ring-Subventionen in der Höhe von bis zu 484 Millionen Euro geflossen sind - vor allem für den Bau des überdimensionierten Freizeitparks. Und die insolvente Nürburgring GmbH ist ohne Verkaufserlöse zahlungsunfähig.

Ziel: Zugang für alle erhalten

Das Land will auf jeden Fall ein öffentliches Zugangsrecht für die Rennstrecken festschreiben. Darauf weisen die Sanierer potenzielle Investoren jetzt schon hin. Zu der Frage, ob die Rennstrecken doch noch aus dem Verkaufsprozess herausgenommen werden könne, hat die EU sich nicht geäußert. Rot-Grün hofft auf ein derartiges Zugeständnis. Die Sanierer betonen, dass der Verkaufsprozess auch in dieser Hinsicht flexibel ist. DB

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