Abschied von Marita Sehn

KIRCHBERG. Die verstorbene FDP-Bundestagsabgeordnete Marita Sehn wurde gestern in ihrer Heimatstadt Kirchberg im Hunsrück zu Grabe getragen. Neben ihr wurde ihr Bruder Hermann Kaspar beerdigt. Beide waren vor zehn Tagen Opfer eines Verkehrsunfalles geworden.

Etwa 1500 Trauergäste waren gestern in das Hunsrück-Städtchen Kirchberg gekommen, um von der beliebten Bundestagsabgeordneten Marita Sehn und ihrem Bruder Hermann Kaspar Abschied zu nehmen. Die beiden Geschwister waren Opfer eines schweren Verkehrsunfalles geworden - eine 20-jährige Pkw-Fahrerin war auf einem Feldweg von hinten in die Fußgängergruppe gefahren. Die Kirchberger Innenstadt war bereits gestern Mittag komplett für den Fahrzeugverkehr gesperrt worden. Polizei und Feuerwehr leiteten den Verkehr großräumig um. Pünktlich um 12.45 Uhr landete auf dem benachbarten Flughafen Hahn eine Sondermaschine aus Berlin. An Bord die gesamte FDP-Spitze, angeführt von Parteichef Guido Westerwelle, dessen Stellvertreter und rheinland-pfälzischer Landesvorsitzender der Liberalen, Rainer Brüderle, Fraktions-Chef Wolfgang Gerhardt, Bundestagsvizepräsident Hermann Otto Solms, FDP-Generalsekretärin Cornelia Pieper, fast die gesamte Fraktion der Liberalen, aber auch zahlreiche Bundestagsabgeordnete von CDU, SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Unter den Trauergästen waren auch die Bundesminister a.D. Klaus Kinkel und Helmut Haussmann. Marita Sehn hätte sich Ausschuss ausgedacht

Fraktionsvorsitzender Gerhardt würdigte das Wirken von Marita Sehn in der Fraktion und vor allem im Petitionsausschuss. Dieser sei ihr auf den Leib geschrieben gewesen: "Wenn es den Petitionsausschuss nicht gegeben hätte, Marita Sehn hätte ihn sich ausgedacht." Gerhardt beschrieb, sichtlich bewegt, Marita Sehn als "warmherzige, tatkräftige und hilfsbereite Kollegin", die in besonderer Weise Kraft aus dem familiären Hintergrund, insbesondere aus der Verbindung zu ihrem Bruder, Hermann Kaspar, geschöpft habe. Dessen Kinder habe sie als die eigenen angesehen. Sehr persönliche Worte fand der FDP-Landesvorsitzende Rainer Brüderle, der an die Höhen und Tiefen im politischen Leben der Verstorbenen erinnerte. Sie sei nicht immer einfach gewesen, tief verwurzelt im katholischen Glauben und in ihrer Heimatregion habe sie es nicht bei oberflächlichen Diskussionen belassen, sondern habe ihre Standpunkte hartnäckig und begründet vertreten. Er habe ihr persönlich vieles zu verdanken. Brüderle schloss mit einem bewegenden "Adieu Hermann Kaspar und tschüss Marita". Zuvor hatte Regionaldekan Richard Baus in der voll besetzten katholischen Pfarrkirche St. Michael - der Gottesdienst wurde per Lautsprecher nach außen übertragen - Beileidsbekundungen von Bischof Reinhard Marx überbracht. Baus würdigte das Wirken beider Verstorbener, die sich beide nicht geschont, sondern eingebracht hätten, "damit andere davon profitieren und leben konnten". Marita Sehn, ihr Bruder und ihr Ehemann waren vor zehn Tagen beim Spaziergang auf einem asphaltierten Feldweg von einem PKW erfasst worden. Marita Sehn (48), Vorsitzende des Petitionsausschusses des Deutschen Bundestages, starb noch an der Unfallstelle, ihr 50-jähriger Bruder erlag vier Tage später seinen schweren Verletzungen. Ehemann Günter Sehn ist auf dem Weg der Besserung und nahm gestern bereits an der Trauerfeier teil. Die Ermittlungen zu dem Unfallhergang dauern weiter an. Nach Polizeiangaben erlitt die 20-jährige Pkw-Fahrerin einen schweren Schock und ist immer noch nicht vernehmungsfähig.

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