Parteien AfD im Land streitet über toten Kater und wüste Facebook-Worte

Bingen/Birkenfeld/Trier · Mitglieder könnten beim Parteitag einen Kreisvorstand entmachten. Landeschef Uwe Junge hat einen Rebellen angezeigt und will ihn auf Waffen prüfen lassen.

 Uwe Junge, Fraktionsvorsitzender der AfD in Rheinland-Pfalz, während einer Debatte im Landtag.

Uwe Junge, Fraktionsvorsitzender der AfD in Rheinland-Pfalz, während einer Debatte im Landtag.

Foto: dpa/Andreas Arnold

Das Drama um Kater Wollfgang mit zwei ‚l’ gehe ihm noch nahe, sagt Mario Kuhn. Dann erzählt der AfD-Mann aus Birkenfeld die Geschichte, die mit dem Tod des Tieres endet: Montag habe er daheim unachtsam die Tür offen stehen gelassen, der Kater sei ausgebüxt. Seine Lebensgefährtin Gabriele Bublies-Leifert – zugleich AfD-Abgeordnete im Mainzer Landtag – habe den Kater später leblos im Hof gefunden. „Vielleicht war es der Fuchs, vielleicht ein Auto“, rätselt Kuhn und fügt an: „Ich war gestresst vom Psychoterror, der schon zwei Jahre gegen uns läuft.“

Das AfD-Mitglied attackiert dabei besonders den rheinland-pfälzischen Landeschef Uwe Junge, mit dem er in einem Streit liegt, der heute beim Parteitag in Bingen in die nächste Runde geht: Da sollen die AfD-Mitglieder nämlich über die Absetzung des Birkenfelder Kreisverbands entscheiden, dem Gabriele Bublies-Leifert als Vorsitzende und Mario Kuhn als Stellvertreter angehörten. Schatzmeister Kai Dettmar und der Trierer Landtagsabgeordnete Michael Frisch führen den Verband seit Monaten kommissarisch. Der Vorwurf der Landespartei an die entmachtete, alte Führung: „Schwerwiegende finanzielle Unregelmäßigkeiten.“ Es habe keine Niederschriften von Sitzungen, keine Protokolle, keine Rechnungsprüfung gegeben. Kuhn bestreitet das.

Nun spitzt sich der Konflikt weiter zu. Wie die Rheinpfalz enthüllte, hat Uwe Junge Anzeige gegen Kuhn gestellt. Junge begründet den Schritt mit „Beleidigungen und Drohungen“. Auf Facebook hatte Kuhn am Montag wörtlich geschrieben: „Ein Gruss an alle Arschlöcher, die uns in den letzten zwei Jahren das Privatleben nicht mehr ermöglichten und das restliche Leben zur Hölle gemacht haben.“ Namentlich nennt Kuhn dabei unter anderem Uwe Junge und auch Michael Frisch. Dann schreibt Kuhn: „Ab jetzt mache ich Euch das Leben zur Hölle, Ihr werdet dafür einen sehr hohen Preis bezahlen.“ Ein Screenshot des Eintrags liegt dem TV vor. Der Verfasser sagt, er habe den Text bereits nach zehn Minuten gelöscht. Da drehten die Worte aber schon ihre Runde in der AfD.

Junge stellt klar: „Als Arschloch muss ich mich nicht bezeichnen lassen. Es ist völlig haltlos, was dieser Mensch absondert.“ Auch weitere AfD-Mitglieder hätten Kuhn angezeigt. Der Birkenfelder bestätigt, die Polizei habe ihn wegen mehrerer Anzeigen besucht. Er empört sich, weil die Polizei ihn auch nach Waffen befragt habe. „Ich habe eine Waffe, weil ich Sportschütze bin. Aber ich würde doch niemals auf Menschen schießen“, sagt er.

Seine Worte auf Facebook wolle er nicht als persönliche Drohung verstanden wissen. Er habe politische Konsequenzen gemeint, die die Angesprochenen tragen müssten. Kuhn sagt, sein Mundwerk sei Waffe genug. Er habe in seinem ganzen Leben nie jemandem Gewalt angetan, schreibt er auf Facebook. Er werde – O-Ton – „wegen solchen Pappnasen“ auch nicht damit anfangen.

Doch das Kind ist längst in den Brunnen gefallen. Junge kündigt auf TV-Nachfrage eine „Leibesvisitation“ für Kuhn an, bevor der heute in das Kongresszentrum in Bingen gelassen wird. Ein Antrag, Kuhn bereits im Vorfeld vom Parteitag auszuschließen, scheiterte. Der Birkenfelder sagt im Umkehrschluss, er habe Angst um sein Leben. Junge wolle Kritiker „mundtot“ machen, indem er das Gerücht verbreite, der alte Kreisvorstand habe selber in die Kasse gegriffen.  Der AfD-Landeschef dementiert die Vorwürfe: „Ich habe nie jemandem unterstellt, sich bereichert zu haben. Das ist eine Mär“, sagt Junge. Er weist auch Mobbing-Vorwürfe gegen die Landtagsabgeordnete Gabriele Bublies-Leifert zurück, die Kuhn auf Facebook erhebt.

Bleibt noch eine Frage vor dem Treffen der Streithähne: Was sagt Uwe Junge zum toten Kater? „Was, daran soll ich jetzt auch noch schuld sein?“, fragt der AfD-Landeschef auf TV-Nachfrage. Dann sagt er: „Ich habe selber zwei Katzen. Ich liebe Katzen.“

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