AfD reloaded: Abtrünnige planen Parteineugründung

Berlin/Trier · Mehr als 2000 Mitglieder haben die AfD seit dem Bruch in der Parteispitze verlassen. Einige von ihnen wollen schon in Kürze Nägel mit Köpfen machen. „Mit oder ohne Bernd Lucke?“, ist noch die Frage.

Die abtrünnigen Mitglieder der AfD wollen schon am kommenden Sonntag in Kassel den Grundstein für eine neue Partei legen. Mehrere Mitglieder des von Ex-Parteichef Bernd Lucke gegründeten Vereins Weckruf 2015 berichteten am Montag, bei dem Treffen der Führungsebene des Vereins werde abschließend über die Neugründung entschieden. Sollten genügend aktive Vereinsmitglieder dafür sein, würde dann wahrscheinlich auch gleich ein Parteivorstand gewählt werden.

"Die Einigung mit Griechenland zeigt, dass man eine eurokritische Partei in Deutschland braucht", sagte Lucke in einem Interview. Diese Haltung in der Griechenlandfrage vertritt auch die neue Führungsebene der AfD.

Nach heftigen Machtkämpfen hatte sich der nationalkonservative Flügel der AfD um Frauke Petry auf dem Essener Parteitag durchgesetzt. AfD-Gründer Lucke und rund 2000 weitere Angehörige des liberal-konservativen Flügels traten daraufhin aus der Partei aus. Unter ihnen war auch der rheinland-pfälzische AfD-Vorsitzende Uwe Zimmermann.

Lucke und seine Mitstreiter hatten den "Weckruf" im Mai als Plattform gegen rechtspopulistische Tendenzen in der Partei gegründet. Zimmermann und einige weitere ehemalige rheinland-pfälzische AfD-Vorständler gehörten zu den Erstunterzeichnern.

Ob Lucke für den Vorsitz der neuen Partei kandidieren wird, ist noch offen. Einerseits sei Lucke ein "Markenname", andererseits stehe dieser Name seit dem Essener Parteitag nicht gerade für Erfolg, hieß es.

Der ehemalige AfD-Landesvorsitzende Uwe Zimmermann sagte am Montag unserer Zeitung, er gehe davon aus, "dass Lucke dabei ist. Wir brauchen jemanden wie ihn - schon alleine wegen der öffentlichen Aufmerksamkeit."

Den Mitgliedern des Vereins war am Sonntag nicht nur ein Informationsschreiben zu dem Treffen zugesandt worden, sondern auch eine Tagesordnung für die mögliche Gründung einer Partei. Insgesamt sind nach Angaben des Saarburger Hochschulprofessors 70 "Weckrufler" zu dem nichtöffentlichen Treffen geladen, darunter vier Delegierte aus Rheinland-Pfalz.

Die deutlich abgesunkenen Umfragewerte für die AfD zeigten, "dass für eine neue Partei ein gewisses Potenzial da ist", sagte "Weckruf"-Vorstand Bernd Kölmel. Man müsse das Eisen schmieden, so lange es noch heiß sei, befürwortet auch Uwe Zimmermann die rasche Parteineugründung.

Ob die neue Partei bei der rheinland-pfälzischen Landtagswahl im kommenden Jahr antreten wird, steht laut Zimmermann noch nicht fest: "Im Moment ist alles im Fluss."

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