Aktives Vorgehen ist gefordert

Trier · Auf Bundesebene streitet man sich heftig über Sinn und Unsinn des Bildungs- und Teilhabepakets. Vor Ort in der Region gehen die Akteure eher pragmatisch mit dem Thema um: Wo sie etwas für die finanziell schwächer gestellte Klientel herausholen können, wird die Gelegenheit genutzt.

Trier. "Ich finde, wir haben ein Fleißkärtchen verdient". Triers Bürgermeisterin Angelika Birk ist auf das Team in ihrem Amt und die Kollegen vom Job-Center der Arge ein bisschen stolz. Zu Recht, liegt doch die Stadt in der "Nutzungsquote" der Mittel aus dem Bildungspaket mit 80 Prozent weit über dem Schnitt.
Das ist kein Zufall. Vier Mitarbeiter von Job-Center und Stadt bemühen sich darum, die Mittel an die rund 3000 jugendlichen Adressaten zu bringen. Es gibt zwar aus rechtlichen Gründen zwei verschiedene Anlaufstellen, aber sie haben das gleiche Ziel.
Darüber hinaus hat die Stadt ihren ganzen Apparat an Sozialeinrichtungen mobilisiert. Ergebnis: In "Brennpunkt-Stadtteilen" liegen die Antragsquoten nahe 100 Prozent. In Trier hat man mit Armut Erfahrung. "Nur wenn wir aktiv vorgehen, erreichen wir viele", sagt Birk. Es müsse "ein Automatismus werden", dass jeder Mitarbeiter bei der entsprechenden Klientel auf die Ansprüche hinweist.
Trotzdem ballt die grüne Dezernentin manchmal die Faust in der Tasche. Sie hätte das Geld vom Bund lieber als Zuschuss an die Kommune gesehen. Mit weniger Anträgen, Komplikationen, Datenabfragen. Mit mehr Pauschalen. Aber als Misserfolg will sie das Bildungspaket nun auch nicht einstufen.
In den Landkreisen treibt man weniger Aufwand als in der Stadt, hat aber auch nicht so viele Betroffene. Im Vulkaneifelkreis sind es etwa 1350, in Bitburg-Prüm 1300. Es dürften etwa zwei Drittel sein, die Anträge stellen. Das kann sich sehen lassen.
Vorrangig beantragt werden fast überall die gleichen Förderungen. In Trier hat man es genau dokumentiert: 37 Prozent gehen für Schulbedarf von Tasche bis Füller drauf, weitere 30 Prozent entfallen auf Beihilfen für ein warmes Schul-Mittagessen. 17 Prozent wandern in Zuschüsse für Klassenfahrten.
Bleibt noch ein Anteil für die "Teilhabe am sozialen und kulturellen Leben". Er wandert wohl am ehesten in Teilnahmegebühren für Kurse und Ferienfreizeiten. Man könnte darüber auch Mitgliedbeiträge in Sportvereinen finanzieren, aber das hat sich kaum rumgesprochen. Weder der Vorsitzende des Großvereins TG Konz, Hans-Joachim Schalm, noch der Trier-Saarburger Fußballkreis-Vorsitzende Bernd Marx kennen Beispiele. Auf dem Land in der Eifel sieht das anders aus: Rund 100 Anträge auf Mitgliedschafts-Finanzierung sind in Daun bewilligt worden.
Nur an einem Förderbereich besteht kaum Interesse: Ausgerechnet die außerschulische Lernförderung, also Hausaufgabenhilfe oder Ergänzungsstunden für Schüler, die das Klassenziel zu verfehlen drohen, will offenbar niemand in Anspruch nehmen. In Trier zählte man bislang 15 Anträge - ein Anteil im unteren Promillebereich.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort