Wetter Alle reden übers Wetter - wir auch

Trier · Menschen aus der Region erzählen, wie sie mit der Hitzewelle klarkommen. Der TV-Wetterexperte sagt: Es bleibt weiter heiß. Die Bitburger Brauerei und Gerolsteiner freut das.

Wetter: Alle reden übers Wetter - wir auch
Foto: Klaus Kimmling

Ein Ende der Hitzewelle ist vorerst nicht in Sicht, sagt TV-Wetterexperte Dominik Jung. Vermutlich bis in den August hinein sei mit hochsommerlichen Temperaturen zu rechnen. Gestern wurden in der Region vereinzelt Temperaturen über 35 Grad gemessen. Wer kann, der sollte sich am besten in der kühleren Wohnung aufhalten, rät die Krankenkasse AOK. Viele jedoch müssen in der Bruthitze arbeiten. Dachdecker etwa. Oder Straßenbauer. Für sie gilt, wie für alle anderen auch: viel und regelmäßig trinken, rät der Leiter der Notaufnahme im Trierer Brüderkrankenhaus, Eckart Wetzel. Seine weiteren Tipps: nicht der prallen Sonne aussetzen, Kopfbedeckung, Sonnenschutz, luftige Kleidung.

Bei der Bitburger Brauerei freut man sich, dass endlich richtig Sommer ist. Das anhaltend schöne Wetter mache sich in einer verstärkten Nachfrage bemerkbar, sagte eine Sprecherin. Auch Gerolsteiner vermeldet eine „Absatzspitze“, Lieferengpässe gebe es jedoch keine.

Vielen Landwirten treibt die Hitze hingegen Sorgenfalten auf die Stirn. Vielerorts werde das Futter knapp, sagt Manfred Zelder, Vorsitzender des Kreisbauernverbands Bernkastel-Wittlich. Einige Kühe lieferten bereits weniger Milch.

Es bleibt heiß und sonnig an Rhein, Mosel und Saar: Der Deutsche Wetterdienst in Offenbach sagte am Mittwochmorgen Höchsttemperaturen bis 36 Grad für Rheinland-Pfalz und das Saarland voraus. Ab Mittag kann es über dem Bergland zu einzelnen Schauern und Gewittern mit Starkregen kommen. Der DWD warnte vor Hagel und Sturmböen in Gewitternähe.

Hitze in der Region
22 Bilder

Hitze in der Region

22 Bilder
Foto: Friedemann Vetter

In der Nacht auf Mittwoch gab es wenig Abkühlung: Mit Werten um 20 Grad wie in Trier blieb es nach Angaben des DWD warm. In Saarbrücken lagen die Werte in der Nacht bei etwa 18 Grad. Die Nacht auf Donnerstag dürfte mit Werten zwischen 15 und 21 Grad ähnlich warm werden.

Diese Woche wird heißer und heißer - aber danach ist etwas Abkühlung in Sicht. „Bis Freitag werden Spitzenwerte bis 38 Grad erwartet“, sagte Meteorologe Adrian Leyser vom Deutschen Wetterdienstes (DWD) an diesem Mittwoch.

Am heißesten wird es wohl „irgendwo im Westen zwischen Kölner Bucht und Niederrhein“. Auch sonst liegen die Höchstwerte über 30 Grad. „Ein klein wenig angenehmer ist es im Süden Bayerns und bei auflandigem Wind an der See“, so der Meteorologe. Hitzegewitter mit Starkregen seien möglich, aber selten.

Am Wochenende ändert sich die Wetterlage. Das Hoch über Nordeuropa wandert nach Russland ab und macht Platz für Ausläufer eines Tiefdruckkomplexes aus dem Norden. Für nächste Woche rechnet der Wetterdienst „nur noch“ mit Spitzenwerten um 30 Grad. - Ein Überblick zur aktuellen Lage:

SOMMER IM SCHLAFZIMMER

Mallorca-Feeling bei der Nachtruhe. Tropische Nächte bringen derzeit manchen um den Schlaf. „Es hat sich heute Nacht etwas abgekühlt. Wobei „abgekühlt“ eine kleine Übertreibung ist“, sagte ein DWD-Sprecher am frühen Mittwochmorgen. In Hamburg zeigte das Thermometer in der Nacht 23 Grad, im Saarland 22 Grad und in Berlin 20 Grad. Im Westen und in Ballungszentren kühlt es an den kommenden Tagen nie unter 20 Grad ab.

FLUGPLATZ-SCHÄDEN

Der Flughafen Hannover wurde mitten in der Urlaubszeit am Dienstagabend wegen Hitzeschäden auf der Start- und Landebahn gesperrt. Den Angaben eines Flughafensprechers zufolge waren 41 Abflüge und 44 Landungen betroffen. 200 Feldbetten wurden für die Gestrandeten aufgestellt. Am Mittwochmorgen um 6.31 Uhr war der Airport wieder startklar. „Das war ein großes Ärgernis, ganz großer Mist“, sagte Airport-Chef Raoul Hille.

ERNTE-AUSFÄLLE

Dem Bauernverband zufolge zeichnen sich schon jetzt in Teilen des Landes große Ernteausfälle ab, weil etwa Getreide und Gras nicht ausreichend wachsen. Auch Tierfutter droht knapp zu werden. Die eher ökologisch orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) fordert einen Agrargipfel mit der Ernährungsbranche, um höhere Preise für die Bauern zu vereinbaren. Vertreter von Bund und Ländern treffen sich am kommenden Dienstag, um über die Folgen der Hitze und Dürre in vielen Regionen für die deutschen Bauern zu beraten.

RINDER MIT SONNENBRAND

Rinder leiden unter der Hitze vermutlich mehr als Menschen: „Sie haben eine Wohlfühltemperatur zwischen 0 und 10 Grad Celsius“, sagte der Rinderzüchter Jan Körte vom Unternehmen Rinderallianz in Woldegk (Mecklenburgische Seenplatte). Wenn Temperaturen von 30 Grad und mehr länger anhalten, gehe auch die Milchleistung zurück. Zudem können Rinder auch einen Sonnenbrand bekommen - auf den weißen Flächen des Fells. „Man muss sie natürlich nicht eincremen“, sagte Körte. Die Tiere müssten aber die Möglichkeit haben, in den Schatten zu gehen.

BRENNENDE WÄLDER

Riesige Waldbrände wie derzeit in Griechenland und Schweden sind in Deutschland nach Einschätzung von Behörden und Feuerwehr sehr unwahrscheinlich. Es gebe viele Maßnahmen zum Schutz und zur Beobachtung der Wälder, sagten Hartmut Ziebs, Präsident des Deutschen Feuerwehrverbandes, und Astrid Uhlmann, Leiterin des Referats Wald und Holz bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung.

FEIERN MIT SONNENSCHUTZ

Auch Besucher von Freiluftveranstaltungen sollten sich auf die Sommerhitze einstellen. „Wir bitten unsere Besucher, zum eigenen Schutz nicht nur ausreichend zu trinken, sondern auch Sonnenschutzcreme, Kopfbedeckungen und etwas zum Luftfächeln mitzubringen“, sagte etwa Falk Herzog, Geschäftsführer der Eutiner Festspiele. Das gelte besonders für Nachmittagsvorstellungen.

DER SOMMER 2018 - UND DANN?

Was aktuell noch als ungewöhnlich warmer Sommer gilt, könnte nach Einschätzung des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in rund 30 Jahren ein ganz normaler Durchschnittssommer sein. „In Deutschland hat die Temperatur seit der industriellen Revolution im Durchschnitt schon 1,4 Grad zugenommen“, sagte Klimafolgenforscher Fred Hattermann. Es sei sinnvoll, in Städten mehr Bäume anzupflanzen, um für ausreichend Schatten zu sorgen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort