Als Lohn winkt ein Jahresbeitrag

Spendensammeln war gestern. Das DRK und andere Organisationen wollen neue Mitglieder - und um diese zu finden, setzen sie professionelle Werber ein. Oft treten diese wie Rot-Kreuz-Mitarbeiter auf.

 Braucht neue Mitglieder und wirbt druckvoll um sie: das Deutsche Rote Kreuz. Foto: dpa

Braucht neue Mitglieder und wirbt druckvoll um sie: das Deutsche Rote Kreuz. Foto: dpa

Trier. Sie haben eine DRK-Jacke an, können einen DRK-Ausweis vorzeigen - nur sind sie gar keine Mitarbeiter des Deutschen Roten Kreuzes. Sie arbeiten für ein baden-württembergisches Unternehmen, das für das DRK neue Mitglieder werben soll. Die Studenten werden bundesweit eingesetzt. Das Unternehmen verspricht auf seiner Internetseite allen, die sich für den Job interessieren, "überdurchschnittlich gute" Verdienstmöglichkeiten. Ein Mindesteinkommen von 1500 Euro für fünf Wochen Arbeit wird genannt. German Robling, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Trier-Saarburg, bestätigt den Einsatz solcher professionellen Werber. Es sei immer schwieriger, eigene Mitarbeiter zu motivieren, von Haustür zu Haustür zu gehen und Mitglieder zu werben, sagt Robling. Er findet nichts Anstößiges daran, dass die Werber wie DRK-Mitarbeiter auftreten. "Uns fehlt es für solche Aktionen an ausgebildetem Personal", sagt Robling. Außerdem würden die Öffentlichkeit, die Polizei und die entsprechenden Ortsbürgermeister vor entsprechenden "Von-Haus-zu-Haus-Aktionen" informiert. Der Trier-Saarburger DRK-Kreisverband ist nicht der einzige, der auf diese Art neue Mitglieder sucht. Die Agentur ist für das gesamte Rote Kreuz in Deutschland tätig, auch der Malteser Hilfsdienst und der Bund für Umwelt- und Naturschutz werden als Kunden genannt.

Dem DRK geht es dabei aber nicht um Spenden. "Wir brauchen neue Mitglieder", gibt Robling unumwunden zu. Man brauche das Geld, um die Sozialstationen, den Rettungsdienst und den Katastrophenschutz weiterhin finanzieren zu können. Spenden, wie sie früher von Mitgliedern mit Spendenbüchsen gesammelt wurden, reichten dafür nicht aus. Allerdings dürfte das längst nicht allen, die den als DRK-Mitgliedern auftretenden Werbern öffnen, klar sein. Auch wenn auf dem Formular, das noch an der Haustür ausgefüllt werden soll, oben rechts steht: "Keine einmalige Spende" und die Bankverbindung angegeben werden muss. Doch die wenigsten dürften wissen, dass sie mit ihrer Unterschrift einer Zweijahresmitgliedschaft im jeweiligen Kreisverband zugestimmt haben. Robling gibt zu, dass das vielleicht Älteren nicht von Anfang an bewusst sei. Daher räume man auch ein "großzügiges" Widerrufsrecht ein, sagt Robling. Über die für sogenannte Haustürgeschäfte gesetzlich vorgeschriebene Kündigungsfrist von vier Wochen beende man in begründeten Fällen unbürokratisch die Mitgliedschaft - etwa wenn sich herausstelle, dass der Geworbene partout kein DRK-Mitglied sein wolle. Allerdings gehen in solchen Fällen die Werber leer aus. Denn nur wenn jemand tatsächlich zwei Jahre Mitglied bleibt, fließt die Provision (ein Jahresbeitrag) an die Agentur.

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