Anstoßen beim Anstoß

BERNKASTEL-KUES. Einen von 38 Weinen, die bei der Fußball-Weltmeisterschaft in den Stadien ausgeschenkt werden, wird die Winzergenossenschaft Moselland eG stellen. Ihr Riesling "Classic" wird bei den sechs WM-Partien in Dortmund kredenzt.

Nicht nur die Nationalteams der Länder mussten sich für die Fußball-Weltmeisterschaft qualifizieren. Auch die Erzeuger, die mit ihrem Wein beim Ausschank während der 64 Spiele in den Cateringbereichen der Stadien mit von der Partie sein wollen, mussten sich in Vorausscheidungen durchsetzen. Die Plätze auf den Tischen der "Vips" waren begehrt. Nach Auskunft von Thomas Klaas, Bereichsleiter Inlandsmarketing beim Deutschen Weininstitut (DWI), haben Winzergenossenschaften, Kellereien und Familien-Betriebe rund 500 Weine angestellt. "Daraus haben wir eine Vorauswahl getroffen, übrig blieben aber immer noch mehr als 100 Weine", erläutert Klaas.Jury trifft letzte Entscheidung

Letztlich hatte ein Jury mit Wein-Fachleuten des Weltfußballverbands Fifa (Klaas: "Das waren keine ehemaligen Fußballer!"), der von der Fifa mit dem Catering beauftragen Firma "iSe-Hospitality AG" sowie des DWI die Qual der Wahl, sich auf 38 Rot- und Weißweine festzulegen, die den Sprung zur WM-Endrunde schaffen. Klaas: "Es ging einzig um Qualität, die Blindprobe hat fast einen ganzen Tag gedauert." Für die Moselland eG in Bernkastel-Kues hat sich der Aufwand gelohnt. Mit ihrem Riesling "Classic" nimmt sie an der WM teil. Ausgeschenkt wird der Weißwein bei den sechs Spielen in Dortmund. "Die WM war bei uns von Anfang an ein großes Thema. Für uns ist es eine Ehre, dabei zu sein", sagt Kristina Simon aus der Marketing-Abteilung. Die Moselland eG mit ihren rund 3200 Mitgliedswinzern baut auf mittel- bis langfristige Effekte durch den Ausschank. Simon: "Unser Blick richtet sich vor allem auf das Vorrundenspiel Deutschland gegen Polen und auf das Halbfinale." Aber auch dank der anderen Paarungen besteht die Hoffnung, dank Multiplikatoren in den Vip-Bereichen neue Absatzmärkte erschließen oder bestehende stärken zu können - etwa in Schweden (trifft auf Trinidad-Tobago), in der Schweiz (spielt gegen Togo) oder in Japan (Gegner von Brasilien). Simon: "Wir hoffen auf eine positive Resonanz. In den Hospitality-Bereichen wird bei den Spielen ein interessantes Publikum sein." Die Moselland eG exportiert nach eigenen Angaben mehr als 40 Prozent ihrer Weine ins Ausland. Alleine auch deshalb sei das WM-Engagement ein wichtiger Aspekt. In den Catering-Bereichen werden bei den WM-Spielen mehr als 400 000 Besucher mit mehr als 100 000 Flaschen Wein bewirtet. Laut Klaas muss somit jeder Erzeuger zwischen 1000 und 4000 Flaschen liefern. In den Stadien wird ausschließlich deutscher Wein kredenzt. Die Fifa kauft den Wein über das DWI, das den Transport der Flaschen gewährleisten muss. Die Moselland eG ist neben der Beteiligung bei den WM-Spielen seit Herbst 2005 auch mit einem WM-Wein im Lebensmittelhandel vertreten. Nach Auskunft von Simon läuft der Absatz der Fensterbildflasche gut. Das Bildmotiv, ein Fußballspieler beim Fallrückzieher, wird durch den Wein lupenähnlich vergrößert. Zum Vertrieb dieses WM-Rieslings musste die Moselland eG mit dem DWI einen Unterlizenzvertrag abschließen. Mehr als 50 Erzeuger in Deutschland bieten einen WM-Wein an. Das DWI hatte für die deutsche Weinbranche die europaweite Lizenz für die Weinvermarktung mit dem offiziellen Logo oder einer Abbildung des Weltpokals der Fifa erworben (der TV berichtete).

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