Arbeitsagentur hilft: Für Mütter soll der Wiedereinstieg in den Job nach der Familienpause leichter werden

Trier · Viele Mütter suchen nach der Erziehungszeit den Weg zurück in den Job. Damit Frauen und Unternehmen wechselseitig profitieren, verlangt es von beiden Seiten viel Flexibilität und Verständnis. Hilfe gibt es beim Wiedereinstieg von Seiten der Arbeitsagentur.

Susanne Logert ist gerne Mutter und verbringt viel Zeit mit ihren zwei-, drei- und fünfjährigen Kindern. "Doch die Arbeit gehört für mich zu einem ausgefüllten Leben dazu. Und meine Kinder sollen das auch kennenlernen", sagt die 30-Jährige selbstbewusst. Deshalb war sie nach den Geburten nie länger als ein Jahr zu Hause, ehe sie wieder in Teil- oder Vollzeit eingestiegen ist. "Ich brauchte etwas zusätzlich Sinnvolles für mich."

So hat die ausgebildete medizisch-technische Laboratoriumsassistentin (MTLA) über den Weg der Wiedereinstiegsberatung bei der Arbeitsagentur Trier die "für mich optimale Stelle in einem tollen Team" gefunden, sagt Logert. Und dies ging erstaunlich schnell. "Über den Arbeitgeberservice wusste ich, dass das Unternehmen Synlab offen für Teilzeitkräfte ist und eine Stelle offen hatte", beschreibt Beraterin Dagmar Klimperle die Vermittlung. Seit 2014 berät sie im Jahr rund 150 Wiedereinsteigerinnen - zur Orientierung, nach Arbeitslosigkeit oder langer Kinderpause. Rund ein Drittel von ihnen findet daraufhin wieder den Weg in einen Job.

Chefs profitieren von Müttern

So wie Susanne Logert, die bei Synlab MVZ hospitierte, sich beworben hat - und eingestellt wurde. "Die meisten haben eine gute, oft sehr gute Ausbildung", weiß Klimperle (siehe Extra). Doch entweder die unzureichende Kinderbetreuung oder neue Erfordernisse hinderten die Frauen am der Rückkehr in den Job.
Synlab gehört am Standort Trier zu einem von Europas größten Laboranbietern mit allein in Deutschland 4300 Mitarbeitern und 30 Standorten. Schwerpunkt ist das Krankenhausgeschäft. Von den etwa 120 Trierer Mitarbeitern - überwiegend Ärzte, Biologen und medizinisch-technische Assistenten - sind rund 30 im Labor des Klinikums Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier aktiv. Synlab hat aber auch mit den übrigen regionalen Kliniken Kooperationen, ebenso mit vielen niedergelassenen Ärzten. Rund 3000 Proben untersucht das Unternehmen täglich, viele sind Notfälle, die innerhalb weniger Stunden über Krankheit und Gefährdung eines Patienten entscheiden können. Schwerpunkte sind die Mikrobiologie und die deutschlandweit seltene Leukämiediagnostik.

Und so ist das Mutterhaus-Labor von Synlab 24 Stunden täglich an 365 Tagen im Jahr besetzt - eine Herausforderung für Personal und Teamleitung. "Da diese Arbeit vor allem von Frauen in Teilzeit ausgeübt wird, sind wir auf Flexibilität angewiesen. Gleichzeitig müssen wir als Arbeitgeber Möglichkeiten schaffen", sagt Elisabeth Schneider, Geschäftsführerin von Synlab MVZ Trier. Dieses Angebot funktioniere jedoch nur durch ein gegenseitiges Geben und Nehmen.

Eine Zeitlücke findet jeder

"Im Rund-Um-Die-Uhr-Betrieb findet jeder seine Lücke, um zu arbeiten", ist Logerts Chefin überzeugt. So profitiert Schneider auch mittelfristig davon, den gefragten Fachkräften aus dem Gesundheitssektor entgegenzukommen. "Wir freuen uns, unsere Mitarbeiter von der Ausbildung an oder direkt nach der Ausbildung durchs Berufsleben zu begleiten. Das heißt, wer nach der Familienpause wieder länger für uns arbeiten will und kann, den müssen wir nicht wieder einarbeiten", sagt sie.

Und doch muss der Arbeitgeber überzeugt davon sein, sich auf den Mitarbeiter verlassen zu können. "Denn mit drei kleinen Kindern muss es genug Rückhalt geben, auch wenn mal ein Kind krank ist", sagt Dagmar Klimperle. Nicht ganz einfach im Fall von Susanne Logert, da ihr Mann im Außendienst arbeitet und wochentags unterwegs ist. Jedoch hat sie sich - ohne auf Verwandte zurückgreifen zu können - ein Netzwerk aufgebaut. Folglich liegen für die dreifache Mutter die Vorteile ihrer Arbeit auf der Hand: "Ich habe Herausforderungen, und durch die Schichtarbeit kann ich mehr Zeit mit meinen Kindern verbringen. Das ist mir sehr wichtig!"

Dagmar Klimperle berät Arbeitnehmer und Arbeitgeber zum Wiedereinstiegs unter Telefon 0651/205-2050, E-Mail: <em>Trier.Wiedereinstieg@arbeitsagentur.de
Extra

In der Region Trier sind 47,3 Prozent der sozialvericherungspflichtig Beschäftigten Frauen (Rheinland-Pfalz: 46,2 Prozent, Bund: 46,3 Prozent). Grenzpendlerinnen sind dabei noch nicht berücksichtigt. Von den 105.500 erwerbstätigen Frauen in der Region (Sozialversicherungspflichtig und Mini-Jobber) arbeiten 39 Prozent in Vollzeit, 37 Prozent in Teilzeit und 25 Prozent im Minijob. Insgesamt - so die Statistik der Arbeitsagentur Trier - haben mehr als 50 Prozent der Frauen zwischen 25 und 65 Jahren kein existenzsicherndes Einkommen.
Dabei ist diese "Stille Reserve" an möglichen Berufsrückkehrerinnen gut ausgebildet. 69 Prozent von ihnen haben eine abgeschlossene Ausbildung, 27 Prozent gar ein abgeschlossenes Hochschulstudium. sas

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