"Astarix" zeigt Rauchern gelbe Karte

TRIER. Vielen Wirten stinkt’s: Weil sich der Gesetzgeber ziert und windet, greifen immer mehr Gastronomen zur Eigeninitiative und zeigen Rauchern die gelbe Karte. Selbst in Triers Kultkneipe "Astarix" geht’s den Qualmern an den Kragen – allerdings erst nach der Fußball-Weltmeisterschaft.

 Teilweise frei vom Tabakqualm: Das Astarix weist eine Nichtraucherzone aus – allerdings erst nach der Fußballweltmeisterschaft.Foto: Roland Morgen

Teilweise frei vom Tabakqualm: Das Astarix weist eine Nichtraucherzone aus – allerdings erst nach der Fußballweltmeisterschaft.Foto: Roland Morgen

Raus aus dem Elfenbeinturm Uni und rein in die Stadt! Unter diesem Motto hob vor mehr als einem Vierteljahrhundert der "Verein zur Förderung der Kommunikation zwischen Trierer Studenten und Bürgern" die Studi-Kneipe "Astarix" aus der Taufe.Fortan wurde in der Gaststätte zwischen Theater und Karl-Marx-Straße nicht nur reichlich getrunken, sondern auch viel diskutiert: über Nato-Nachrüstung, Atomkraft oder die Umbenennung der Hochschule in Karl-Marx-Universität.

Dabei qualmten nicht nur die Köpfe der Studis. Weil die selbst gedrehte Zigarette ausgangs der 70er-Jahre mindestens so schick war wie die Latzhose oder der gelb-rote "Atomkraft ? - Nein, danke!"-Anstecker, war das "Astarix" vor allem im Winter, wenn die Fenster zu blieben, manchmal so verräuchert wie eine Disko mit neu angeschaffter Nebelmaschine.

Über Gott und die Welt wird selten diskutiert

Dass die Zeiten sich ändern, hat nicht nur der bald 65-jährige US-Folk-Barde Bob Dylan festgestellt. Im "Astarix" verkehren, 27 Jahre nach seiner Gründung, längst nicht mehr nur Studis, sondern auch deren Eltern und Großeltern. Und diskutiert wird selten über Gott und die Welt, dafür umso häufiger über den Belag der Pizzen. Nur eines blieb im "Astarix" ein Vierteljahrhundert konstant: Es durfte nach Herzenslust gequalmt werden - selbst hinter der Theke. Bis vergangenen Herbst. Da verhängte das fünfköpfige "Astarix"-Geschäftsführer-Kollektiv plötzlich - in anderen Gaststätten längst üblich - ein Rauchverbot für die Kollegen hinter dem Tresen. "Bei uns dauern manche Sachen halt etwas länger", sagt Irene Bartelmes, eine der fünf Geschäftsführer. Der 50-Jährigen, früher selbst eine starke Raucherin, macht die Qualmerei der Gäste mittlerweile ziemlich zu schaffen. "Ich huste die ganze Nacht wie damals, als ich noch zwei Päckchen täglich geraucht habe", sagt sie.

Für Irene Bartelmes und ihre vier Kollegen stand fest: In punkto Qualmen muss sich etwas ändern. Nur bei der Lösung des Problems fand das Nichtraucher-Quintett keinen gemeinsamen Nenner. Was lag da näher als in bester basisdemokratischer Manier die "Astarix"-Gäste nach ihrer Meinung zu fragen.

Wochenlang lagen auf den Tischen und auf der Theke vorgedruckte Zettel, auf denen die Kneipengänger ankreuzen konnten, ob sie für oder gegen ein Rauchverbot sind, ob Hinweistafeln aufgestellt oder Nichtraucherzonen eingerichtet werden sollen oder ob alles so bleiben soll, wie es ist.

"Mehr als 1000 Zettel haben wir ausgelegt, über 820 Gäste haben mitgemacht", freute sich Mit-Chefin Irene Bartelmes dieser Tage über die rege Resonanz. Und auch das Ergebnis kam der ehemaligen Kettenraucherin entgegen: Die meisten "Astarix"-Besucher sprachen sich für Nichtraucherzonen aus, immerhin über ein Drittel sogar noch für ein komplettes Rauchverbot.

Dafür hätte zwar auch Irene Bartelmes Sympathie: "Ich würde es generell verbieten." Doch die befürchteten wirtschaftlichen Einbußen schreckten die "Astarix"-Betreiber letztlich vor der Radikallösung ab. Statt dessen beugen sich die Kneipiers jetzt dem Mehrheitswillen ihrer Gäste. Nach der Fußball-WM Anfang Juli wird etwa ein Drittel der Gaststätte Nichtraucherzone. An allen Tischen links vom Tresen aus gesehen darf ab dann nicht mehr gequalmt werden.

Dass dies wohl nicht allen (rauchenden) Gästen schmecken wird, war bereits einigen Kommentaren bei der Befragung zu entnehmen. "So etwas Spießiges im Astarix", schrieb einer.

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