Auf dem Prüfstand: 14 kleinen Grundschulen in der Region Trier könnte das Aus drohen (Update)

Mainz · In der Region Trier stehen 14 kleine Grundschulen auf dem Prüfstand. Schulträger sollen bis wahrscheinlich Ende Oktober Konzepte vorlegen, wie sie das Unterrichtsangebot langfristig sicherstellen wollen. Landesweit sind 41 Schulen betroffen.

Stefanie Hubig zieht die Stirn in Falten. Fernsehkameras und Fotoapparate sind im Bildungsausschuss nur selten auf die Ministerin gerichtet. Doch die SPD-Politikerin weiß am Dienstag, warum sie im Fokus steht. Sie stellt Leitlinien vor, die sich um die Zukunft kleiner Grundschulen drehen. Und sie stellt klar: 41 Dorfschulen stehen in Rheinland-Pfalz auf dem Prüfstand, 14 davon in der Region Trier (siehe Extra). Was bedeutet das?

Das gibt Hubig vor: Schulen im Land, die höchstens zwei Klassen haben, müssen um ihre Zukunft bangen. Die Träger von 41 Grundschulen - in den meisten Fällen die Kommunen - sollen Konzepte erstellen, wie sie ein ausreichendes Schulangebot sichern wollen. Hubig sagt: "Nicht alle 41 Schulen werden schließen." Sie rechnet mit Ausnahmen. Beispielsweise dann, wenn die nächste Grundschule zu weit entfernt ist, weil der Weg mit dem Bus von Haltestelle zu Haltestelle maximal 30 Minuten dauern dürfe. Aber auch, wenn der Nachbarort keinen Platz hat, neue Schüler aufzunehmen. Oder wenn Neubaugebiete deutlich machten, dass die Dorfschule künftig auf mehr Schüler bauen könnte.

Hubig sagt, das Land bleibe bei seinem Credo von "Kurzen Beinen, kurzen Wegen". Zugleich warnt sie, es gebe kleine Grundschulen, die an Grenzen stießen - durch wenige Lehrkräfte und ein begrenzteres Angebot an Kursen. Die Richtlinien leitet Hubig nun an die Verbände weiter, die Stellungnahmen einreichen sollen. Im Frühjahr sollen die Leitlinien in Kraft treten. Sechs Monate sollen die Schulträger dann Zeit haben, die Pläne zu schreiben. Danach entscheide die ADD, wie "tragfähig die Konzepte sind und wie mit der Schule zu verfahren ist."

Das sagen Kritiker: Vera Döhrn sitzt im Elternbeirat der Grundschule Trittenheim (Kreis Trier-Saarburg) und verteidigt die Dorfschule. Kleine Klassen erleichterten es Lehrern, besser auf jedes Kind einzugehen. "Für uns wäre es schlimm, wenn die Schule schließt." Anke Brausch, Leiterin der Grundschule Neroth (Vulkaneifelkreis), will kämpfen. "Das Dorf lebt von der Schule, wir binden die Kinder bei Feiern und Messen ein", sagt sie. Gerhard Bold von der Lehrergewerkschaft Verband Bildung und Erziehung (VBE) findet, den Leitlinien fehle "das Fleisch am Knochen".

Kriterien, wann Grundschulen schließen müssen, habe er nicht gehört. Die CDU-Abgeordnete Marion Schneid sagt, die Regierung schiebe den Schwarzen Peter auf die Schulträger. Joachim Paul (AfD) warnt vor "einsetzender Landflucht", Aloysius Söhngen vom Städte- und Gemeindebund fordert, "so viele Standorte wie möglich" zu halten.BETROFFENE SCHULEN IN DER REGION TRIER

(flor) 14 Grundschulen stehen in der Region Trier auf dem Prüfstand. Regionalelternsprecher Reiner Schladweiler kritisiert ein "Gießkannenprinzip". Betroffen sind im Kreis Trier/Saarburg Schöndorf (15 Schüler), Trittenheim (29) und Greimerath (29), im Eifelkreis Bitburg/Prüm der Standort Auw der Grundschule Bleialf (33), Oberkail (36), Preist (37), Karlshausen (39), im Kreis Bernkastel/Wittlich Malborn (28), Morbach-Haag (30), Wintrich (31), Heidenburg (31), Monzelfeld (43) und in der Vulkaneifel Neroth (29) und Wallenborn (36). Reil und Veldenz (beide Bernkastel-Wittlich) entfallen aus der Liste der zu prüfenden Schulen. Die Behörde erwarte dort künftig mehr Klassen.

Meinung


Diese Vorgaben bereiten Sorge

Anders als von Gewerkschaften orakelt, sind es deutlich weniger Dorfschulen, die das Land unter die Lupe nimmt. Doch der gute Schein der Leitlinien kann über eine triste Erkenntnis nicht hinwegtäuschen: Dauerhaft tragen die Vorgaben mehr zur Sorge als zur Erleichterung bei. Denn mit den Leitlinien ist der erste Fuß in der Tür, durch die immer mehr Dorfschulen künftig verschwinden könnten. Jedes Jahr könnten nun neue Schulen auf dem Prüfstand stehen, weil sie zu wenige Klassen haben. Wann eine Schule letztlich wirklich die Tore schließen muss, geht aus den Leitlinien nicht hervor. Auf dem Land dürfte das Eltern eher verunsichern, die viele ihrer Kinder schon gar nicht mehr auf der Dorfschule anmelden. Die Schulen bedroht das immer mehr. Ein echtes Konzept sieht anders aus. f.schlecht@volksfreund.de

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