Aus Feldgrau wird wieder Blau: Wirbel um Uniformen für Häftlinge

Mainz · Das Mainzer Justizministerium will die Arbeitsanzüge in den Gefängnissen wieder auswechseln. Die CDU wittert Steuerverschwendung, auch der Bund der Strafvollzugsbediensteten übt Kritik. Das Ministerium bestreitet vehement Zusatzkosten.

Mainz. Vor rund zwei Jahren hat die Justiz die "Blaumänner" der Gefangenen durch graues Tuch ausgetauscht, weil die Justizbediensteten nun dunkelblaue Uniformen tragen und sich Bewacher und Bewachte unterscheiden sollten. Nur bald wird klar: Die hellgrauen Anzüge schmutzen in den Werkstätten schnell, sie müssen häufiger gereinigt werden.
Außerdem soll der graue Dress beim Hofgang zu unauffällig sein. Also die Kehrtwende: Die "Graumänner" werden wieder ausgemustert. Neue "Blaumänner" müssen her - "nach Abwägung von Farbe, Schnitt und Stoff", wie Thomas Messer im Ministerbüro sagt. Winfried Conrad, Landesvorsitzender des Bundes der Strafvollzugsbediensteten, erklärt den Wechsel aufs Feldgrau mit einer "einsamen Entscheidung im Ministerium", die gegen den Rat aus der Praxis gefallen sei. Sein Ärger: "Einerseits wird von Sparhaushalten gesprochen, und die Kollegen müssen vielleicht zwei Jahre länger Dienst tun, andererseits ist hier so leichtfertig Geld ausgegeben worden."
Auch der CDU-Abgeordnete Josef Dötsch spricht von "Steuerverschwendung" und fordert Antworten von der Landesregierung.
Doch das Justizministerium versichert auf Anfrage, dass der neue Wechsel keinen Cent mehr kostet. Alle noch auf Lager liegenden Anzüge müssten brav aufgetragen werden, kein Teil werde "unnötig oder doppelt bestellt". Über den Farbwechsel wird, so ist zu erfahren, "seit einem Jahr nachgedacht". Aber das Ministerium wollte abwarten, bis alle JVA-Bediensteten ihre Uniformen haben, "um aufgrund eines Gesamteindrucks entscheiden zu können", so Messer. Modefragen sind eben auch im Knast nicht einfach.
Ein Kostenargument soll es aber auch geben: Die Blaumänner sind "billiger", ist intern auch zu hören. Der Chef der Diezer Vollzugsanstalt, Leitender Regierungsdirektor Jörg Schäfer, kann bestätigen: Auch die alten, jetzt wieder modernen "Blaumänner" werden in Diez noch aufgetragen. Dass Blau oder Grau sicherheitsrelevant ist, kann er für Diez nicht sagen. Möglichst häufig dürften die Häftlinge zudem zu Privatkleidung greifen, "auch aus Kostengründen". Treffen aber Häftlinge auf Besucher, müssen sie auffallende - und unbeliebte - chianti-rote Trainingsanzüge anziehen. Bei seiner Kleidungsbeschaffung ist das Ministerium im Pech: Die ersten neuen Uniformen waren mit einem fehlerhaften Landeswappen ausgegeben worden.

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