Aus für den Tabakanbau?

Ein Gutachten des Mainzer Landwirtschaftsministeriums legt den rheinland-pfälzischen Tabakbauern den Ausstieg aus der Produktion nahe. Nach der geplanten Kürzung von EU-Subventionen ist ihr Tabak nicht mehr wettbewerbsfähig.

Mainz. Tabakpflanzer Günter Thetart aus Wittlich fühlt sich von der Politik allein gelassen. Wenn die EU ab 2010 wie geplant die Förderung des Tabakanbaus zurückfährt und 2013 nur noch eine einheitliche Flächenprämie von 300 Euro je Hektar zahlt, verlieren die Bauern insgesamt mehr als 90 Prozent ihrer bisherigen Prämien. Damit dürfte dann auch das Aus für den Anbau im Land besiegelt sein.Alternative: Öko-Landbau von Obst oder Gemüse

Noch pflanzen rund 115 Betriebe vorwiegend in der Südpfalz auf insgesamt 920 Hektar Tabak an. Knapp 100 Hektar davon bewirtschaften die zwei noch verbliebenen Betriebe in der Wittlicher Senke. Landwirtschaftsminister Hendrik Hering will sich zwar in Berlin und Brüssel weiter für den Erhalt des Anbaus einsetzen, doch ist er wenig optimistisch, dass die EU von der geplanten Kürzung der Subventionen noch abrückt. Deutsche Erzeuger erhalten im Durchschnitt rund einen Euro pro Kilo Rohtabak, müssten aber bis zwischen drei und vier Euro erlösen, um ohne die bisherigen EU-Gelder wirtschaftlich arbeiten zu können. Dass die Tabakindustrie höhere Erzeugerpreise nach einer Subventionskürzung zahlt, hält die Studie für unwahrscheinlich. Als Alternativen zum Tabakanbau werden vor allem der Öko-Landbau mit Obst oder Gemüse und dem Anbau von Gewürzpflanzen oder Heilkräutern gesehen. Während sich die SPD für gezielte Hilfen beim Um- oder Ausstieg von Tabakpflanzern stark macht, fordern FDP und CDU, sich vorrangig für den Erhalt des Tabakanbaus und die Verlängerung der EU-Förderung einzusetzen. Allein auf das Prinzip Hoffnung und einen Anstieg des Tabakpreises zu setzen, ist laut Hering jedoch ein "gefährliches Spiel".Wittlicher Pflanzer sind frustiert

Pflanzer Günter Thetard ist nicht nur über die EU-Politik frustriert. Für ihn machen es sich die Politiker zu leicht, die einfach zum Umschwenken in der Produktion raten. "Der Milchmarkt ist zu, Gemüse ist schwierig, Kräuter oder Gewürze ist Quatsch, das hat keine Perspektive", sagt der 57-Jährige zum TV. Er hat viel Geld in den Tabakanbau investiert und sieht daher auch keine Chancen, erneut Geld in die Hand zu nehmen, um mit einer Million oder mehr in die Biogas-Produktion einzusteigen. "Ich weiß nicht, was ich machen soll", so Thetard. Auch sein Kollege Carlo Bauer aus Wittlich-Neuerburg sieht keine schnelle Alternative zum Tabak, selbst wenn er mit Brennerei und Kartoffelanbau noch über weitere Standbeine verfügt. Auch für die Obstbrenner will die EU Monopolregelungen und Subventionen kippen. Vorschläge, auf Gewürze, Kräuter oder Gemüse umzusteigen, haben auch für ihn weder Hand noch Fuß. Thetard und Bauer hoffen, dass das letzte Wort über den Tabakanbau noch nicht gesprochen ist.

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