Aussage unter Polizeischutz

Fast sechs Stunden musste gestern der Kronzeuge im Drogenprozess vor dem Trierer Landgericht aussagen. Angeklagt sind ein Luxemburger Mitglied der Rockerbande Hells Angels und ein Westerwälder.

 Ein Mitglied der Hells-Angels-Rockergruppe im Landgericht Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Ein Mitglied der Hells-Angels-Rockergruppe im Landgericht Trier. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. (wie) Hinter dem 29-jährigen Zeugen aus der Eifel sitzen rund 30 Rocker, allesamt in Lederjacken mit dem Emblem "Hells Angels Luxemburg". Ein Mitglied der berüchtigten Rockerbande, ein 36-jähriger Luxemburger, sitzt seit zwei Wochen immer wieder auf der Anklagebank. Zusammen mit einem 39-jährigen Westerwälder soll er mit dem Eifeler Drogengeschäfte gemacht haben. Wie schon am ersten Prozesstag findet die Verhandlung unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen statt. Zuschauer müssen durch eine Sicherheitsschleuse, werden abgetastet und müssen ihren Personalausweis vorzeigen.

Der jugendlich wirkende Zeuge, der seit zwei Jahren wegen Drogenhandels im großen Stil im Gefängnis sitzt, wirkt nervös, als ihn zwei Polizisten in Zivil in den Gerichtssaal bringen. Ohne in den mit Hells-Angels-Mitgliedern voll besetzten Zuschauerraum zu blicken, geht er zum Zeugentisch, neben ihm die Personenschützer. Ob er Angst habe, fragt Staatsanwalt Eric Samel. "Ja", sagt er leise. Immer wieder muss der Vorsitzende Richter Armin Hardt den 29-Jährigen erinnern, lauter zu sprechen.

Der Eifeler ist 2009 zu einer sechsjährigen Haftstrafe verurteilt worden, eineinhalb Jahre nachdem der aus dem Gefängnis entlassen worden ist. Bei dem unscheinbar wirkenden jungen Mann hat es sich nach Ansicht der Fahnder um einen der größten Drogendealer der Region gehandelt. Nach seiner Verhaftung ist gegen 170 Personen, die mit ihm Geschäfte gemacht haben, ermittelt worden. Seitdem ist der Eifeler Kronzeuge in zahlreichen Drogenprozessen vor dem Trier er Landgericht. So auch in dem aktuellen Prozess. Die angeblichen Drogengeschäfte mit den beiden Angeklagten hat er allerdings erst vor einem Jahr im Gefängnis "gebeichtet" und damit die Ermittlungen in Gang gebracht.

Schon während seiner vorangehenden Haft soll er dem Luxemburger, den er ihm Gefängnis kennengelernt hat, Kokain besorgt haben. Auf einem Motorradtreffen in Sirzenich (Kreis Trier-Saarburg) soll er ihm zwei Kilo Amphetamine für rund 5000 Euro verkauft haben. Dem Mitangeklagten sollte er Kokain verkaufen. Kurz zuvor ist der Eifeler verhaftet worden.

Fast sechs Stunden sagt der 29-Jährige aus. Allerdings muss er erneut gehört werden. Die Verteidiger der Angeklagten, die sich mit den beiden Staatsanwälten Samel und Jörn Patzak heftige Wortgefechte geliefert haben, brechen die Vernehmung ab, weil angeblich Akten aus anderen Prozessen fehlen, in denen der 29-Jährige ausgesagt hat.

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