Beleidigt, beschimpft, bedroht: Respektlosigkeit im Netz nimmt zu

Trier · Verfahren wegen Beleidigung und übler Nachrede gehören in der Trierer Staatsanwaltschaft mittlerweile zum Alltag. Politiker aus der Region beklagen einen immer rauer und unverschämter werdenden Ton gegen sie.

"Ich will deinen Tod. Mich werden Sie nicht mehr los. Du sollst sterben." Das ist der Inhalt einer Kurznachricht, die ein Lehrer einer Realschule plus von einem Schüler per Handy erhalten hat. Kein Einzelfall, wie Hjalmar Brandt, Landesgeschäftsführer der Lehrergewerkschaft VBE, schildert. Es gebe zunehmend sprachliche Verrohungen und verbale Beleidigungen "an der Grenze zu Gewalt" durch Schüler.

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"Untereinander beleidigen Jugendliche alles und jeden, der nicht bei drei auf den Bäumen ist", berichtet ein Lehrer einer anderen Realschule plus. Nicht nur in Schulen ist der Ton rauer geworden. Auch Politiker klagen zunehmend über Beleidigungen und ausfallende Kommentare, die sie vor allem über soziale Netzwerke erhalten. "Leider wähnen sich manche dort im rechtsfreien Raum", sagt die Trie8rer SPD-Landtagsabgeordnete Ingeborg Sahler-Fesel. Bei Themen, wie etwa Windkraft, seien Beleidigungen "fast schon an der Tagesordnung". Auch Parlamentsneuling Marco Weber (FDP) aus Lissendorf (Vulkaneifel) spricht von "massiven verbalen Angriffen und Beleidigungen", die er verstärkt bekomme, seit er im Landtag sitze.

Genauso geht es auch häufig Bediensteten in den öffentlichen Verwaltungen. Der rheinland-pfälzische Beamtenbund spricht von einer Zunahme von Gewalt gegen Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes.

Das bekommen Polizisten und Rettungskräfte in ihrer Arbeit ebenso zu spüren. Sie beklagen sich, dass sie körperlich angegriffen, bespuckt oder eben auch aufs Heftigste beschimpft werden. Die Zahl der Beleidigungen gegen Polizisten hat sich in der Region von 2012 bis 2015 von 191 auf 234 Fälle erhöht.

Dass der Ton rauer geworden ist, bestätigt auch die Trierer Staatsanwaltschaft. Verfahren wegen Beleidigungen in sozialen Netzwerken gehörten inzwischen zur täglichen Praxis. 1426 solcher Ehrverletzungsdelikte hat die Behörde bis Oktober 2016 bearbeitet - 94 mehr als im gleichen Zeitraum 2015. Der rheinland-pfälzische Justizminister Herbert Mertin (FDP) sieht derzeit aber keinen Anlass für härtere Strafen für Beleidigungen. Bereits jetzt bestehe die Möglichkeit, auch für einfache Beleidigungen ein Jahr Gefängnis oder Geldstrafen zu verhängen.

"Es wird immer lauter, härter und gemeiner" (ID:

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