Blitzkarriere auf der bundespolitischen Bühne - Die künftige SPD-Generalsekretärin Katarina Barley sieht sich schon mit Vorurteilen konfrontiert

Trier/Berlin · Seit gestern ist es amtlich: Die Trierer SPD-Bundestagsabgeordnete Katarina Barley soll neue Generalsekretärin der Partei werden. Das gab SPD-Vorsitzender Sigmar Gabriel nach einer Vorstandssitzung in Berlin bekannt.

 Souveräner Auftritt in Berlin: die designierte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley am Montag mit SPD-Chef Sigmar Gabriel vor der Hauptstadt-Presse. Foto: dpa

Souveräner Auftritt in Berlin: die designierte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley am Montag mit SPD-Chef Sigmar Gabriel vor der Hauptstadt-Presse. Foto: dpa

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Wenn es ein Anzeichen gab, dass etwas im Busch sein könnte, dann war es Katarina Barleys Facebookseite. Die 46-Jährige gehört nämlich zu den Politikern, die über so gut wie alles Erlebte auf ihrer persönlichen Internetseite berichten. Erscheint nichts oder nur wenig, muss irgendetwas Außergewöhnliches passiert sein. Die sonst so mitteilungsfreudige Katarina Barley postete auf ihrer Facebookseite am Wochenende nur zwei Landschaftsaufnahmen. Sonst nichts. Dafür häuften sich aber am frühen Sonntagabend die Glückwünsche und "Gefällt-mir"-Klicks unter dem Barley-Foto. Zu diesem Zeitpunkt sickerte die Meldung von der Nominierung Barleys als neue SPD-Generalsekretärin durch.

Eine echte Überraschung. Denn bei allen möglichen Kandidaten, die seit Bekanntgabe des bevorstehenden Abgangs der amtierenden Generalsekretärin Yasmin Fahimi für die Nachfolge gehandelt wurden, war der Name der Trierer Juristin nicht dabei. Als einziger Frau aus Rheinland-Pfalz waren der Mainzer Staatssekretärin Heike Raab Chancen eingeräumt worden - wohl in erster Linie wegen Raabs Heimatregion Cochem-Zell, wo auch Parteichef Sigmar Gabriel einen Teil seiner Jugend verbracht hat.

Aber Katarina Barley? Im Berliner Politbetrieb zuckten am Sonntagabend nicht wenige mit den Schultern, weil ihnen der Name der promovierten Juristin zuvor noch nie untergekommen war. Dabei hat die erst seit 2013 im Parlament sitzende Abgeordnete für die kurze Zeit schon eine Stufe auf der Karriereleiter erklommen: Als Justiziarin der SPD-Bundestagsfraktion gehört die 46-Jährige immerhin dem geschäftsführenden Fraktionsvorstand an.

Mit 25 Eintritt in die Partei

Später als viele andere, mit 25 Jahren, tritt Katarina Barley der SPD bei. "Die Ungerechtigkeit, dass in Deutschland nach wie vor die soziale Herkunft über den Erfolg im Leben entscheidet, dass Armut krank und Krankheit arm macht, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht", nennt sie rückblickend als Motive für den Parteieintritt. Die Juristin übernimmt in der SPD schnell Verantwortung, wird auf Anhieb Vorstands- und Ortsbeiratsmitglied in einem Trierer Stadtteil. 2005 kandidiert Barley für das Amt des Trier-Saarburger Landrats, unterliegt allerdings gegen den CDU-Bewerber Günther Schartz.

Mit ihrem Ergebnis von knapp 45 Prozent hat die zuvor in der Region noch weitgehend unbekannte, aber äußerst strebsame Politikerin auf sich aufmerksam gemacht. Die damalige Trierer SPD-Vorsitzende Malu Dreyer wird eine von Katarina Barleys Fürsprechern in der Partei. "Ohne Dreyer hätte ich auch nicht für den Bundestag kandidiert", sagt Barley später. Die inzwischen promovierte Juristin und Mutter zweier Söhne arbeitet zunächst als Vertreterin des Landes im luxemburgischen Haus der Großregion, ist später als Richterin in Trier und Wittlich tätig, bevor sie 2008 ins rheinland-pfälzische Justizministerium wechselt. Da ist in SPD-Kreisen längst klar, dass auch dieser Posten für die gebürtige Kölnerin nur eine Übergangsstelle sein wird. Im September 2013 zieht die mit ihrer Familie in Schweich bei Trier wohnende Politikerin für die SPD über die Landesliste in den Bundestag ein. Katarina Barley holt im Wahlkreis Trier fünf Prozentpunkte mehr Stimmen als die SPD, unterliegt aber im Kampf um das Direktmandat klar dem CDU-Kontrahenten Bernhard Kaster.

"Ich will eine gute Abgeordnete für die Region sein und in der SPD-Fraktion gute Arbeit machen", sagt sie zu Beginn ihrer bundespolitischen Karriere. Das klang nicht nach hochfliegenden Plänen. Doch Barley selbst machte auch keinen Hehl daraus, dass sie ambitioniert ist. "Wenn ich mir einen Traumjob aussuchen könnte, dann Bundespräsidentin", sagt sie im Vorfeld der Bundestagswahl in einem Gespräch mit unserer Zeitung. Zunächst muss sie sich allerdings mit dem Job als SPD-Generalsekretärin begnügen. Da dürfte der Wind deutlich rauer wehen, als Katarina Barley dies bislang gewohnt ist. Als Generalsekretärin muss auch die bislang gerne differenzierende und sachlich argumentierende Katarina Barley zuspitzen und polemisieren. Kann sie das?

"Ich kann auch Abteilung Attacke, aber nicht als Grundprinzip", sagte sie dazu am Montag bei der Vorstellung in Berlin. Kritiker verweisen bereits darauf, dass die Triererin in Sachen Partei- und Machtpolitik ein unbeschriebenes Blatt sei, "ein bundesweiter Nobody", wie zum Beispiel die Westfälischen Nachrichten schreiben. Ein Vorwurf, der auch der noch amtierenden Generalin Yasmin Fahimi gerne gemacht wurde. Katarina Barley wird nach ihrer Wahl auf dem Berliner Parteitag am zweiten Dezember-Wochenende rasch unter Beweis stellen wollen, dass sie kein Fehlgriff, sondern dem Amt gewachsen ist. Man darf gespannt sein, ob und wie sich ihre Internet-Äußerungen in nächster Zeit verändern werden.

Extra So geht's weiter:

Die amtierende SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahidi bleibt noch bis zum Parteitag Anfang Dezember im Amt. Dann wird Parteichef Sigmar Gabriel die Trierer Politikerin Katarina Barley als Nachfolgerin vorschlagen. Zuvor stellt sich Gabriel selbst der Wiederwahl. sey

Souveräner Auftritt in Berlin: die designierte SPD-Generalsekretärin Katarina Barley am Montag mit SPD-Chef Sigmar Gabriel vor der Hauptstadt-Presse. Foto: dpa

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