Böhr am Scheideweg

MAINZ. Ruhe an der Spitzenkandidaten-Front haben sich die Böhr-Kritiker verordnet. Doch nach der Kommunalwahl 2004 wird sich das politische Schicksal des Parteichefs entscheiden.

Normalerweise könnte die CDU im Land zufrieden sein: Der Vorsprung zur SPD ist laut jüngsten Umfragen auf zehn Prozent gewachsen und die Chefsessel in den Rathäusern fallen reihenweise an die Union. Wäre da nicht die Frage nach dem nächsten Spitzenkandidaten, der 2006 Ministerpräsident Kurt Beck herausfordern soll, die es in der Partei rumoren lässt.An Deutlichkeit ließ es die Kritik nicht fehlen, mit der der Koblenzer Bezirks-Chef Joachim Hörster vor 14 Tagen in Wissen erstmals den Landesvorsitzenden Christoph Böhr frontal attackierte: katastrophales Wahlergebnis, mangelhafte politische Strategie und fehlende Akzeptanz bei der Bevölkerung. Der politisch angeschlagene Oppositionsführer konterte nicht gerade überzeugend, dass die Arbeit in Mainz "verdammt schwer" sei. Schließlich ziehe die Regierung des Populisten Beck nicht jeden Tag mit sozialistische Parolen durchs Land. Die Positionen der Landesregierung seien der CDU näher, als einem lieb sein könne, so Böhrs wenig motivierende Botschaft an die eigenen Reihen.Für manchen Kritiker war dies ein Grund mehr, in Böhr nicht den richtigen Herausforderer zu sehen. Hörster sieht seine Wahl als eindeutige Aufforderung, nicht mit dem Vorsitzenden als Spitzenkandidaten ins Rennen zu gehen und wird dabei von Bundestagsabgeordneten wie Peter Bleser (Cochem-Zell) und Wilhelm Josef Sebastian (Ahrweiler) unterstützt. Böhr selbst versichert zwar, dass er in der Kandidatenfrage "völlig offen" sei. Gegenspieler wie der Landtagsabgeordnete Alex Licht (Brauneberg/Mosel) lassen dennoch nicht locker. Nach seinen Vorstellungen sollte einvernehmlich mit dem Partei-Chef nach einem neuen Spitzenkandidaten gesucht werden - nach einem Verzicht Böhrs.Dass der Zeitplan der Parteispitze, damit bis 2005 zu warten, kaum zu halten sein wird, erkennen nach der Machtprobe von Wissen viele in der CDU. Der Landtagsabgeordnete Georg Gölter rät dazu, nach der Kommunalwahl mit der Diskussion zu beginnen und Anfang 2005 den Herausforderer zu küren. Über mögliche Kandidaten gibt es nur Spekulationen: Sie reichen vom Bundestagsabgeordneten Michael Fuchs (Koblenz) über Landrätin Beate Läsch-Weber (Bernkastel-Wittlich) bis zu Bingens Oberbürgermeisterin Birgit Collin-Langen.

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