Bremsfallschirm für Mopsfledermaus

MAINZ. Für mehr Grün in der Politik zu streiten, gehe in Ordnung, belehrte Bundesparteichef Reinhard Bütikofer in Mainz seine grüne Basis. Doch Forderung nach einem "Zurück" zu urgrünen Themen und Mopsfledermaus-Image brachten den bedächtigen gebürtigen Kurpfälzer in Wallung.

Mainz - das stehe als neue Fußballhauptstadt für "aufstehen und kämpfen", und zwar mit Spaß, gab der Mainzer Grünen-Parteivorsitzende und 05-Fan Günter Beck die aufmunternde Parole vor, als sich die rund 180 Delegierten am Wochenende in der Gutenbergstadt versammelten. Denen stand 14 Tage nach dem Aus für die letzte rot-grüne Landesregierung in Düsseldorf und dem gewagten Bundestagsneuwahl-Coup des Kanzlers kein allzu großer Optimismus ins Gesicht geschrieben, auch wenn sie vorrangig nur ihre Kandidatenliste für die Landtagswahl 2006 aufstellen sollten. "Wer den Kampf fürchtet, hat schon verloren", mahnte der eigens angereiste Bundesparteichef Reinhard Bütikofer. Ein "Weiter so" mit Negativ-Stimmung, Oppositionsblockade und zerrissener SPD habe es nicht geben können. Also geht es nach seiner Vorgabe darum, dem Wähler die Bedeutung der im September anstehenden "zentralen Richtungswahl" zwischen Rot-Grün und Schwarz-Gelb klar zu machen. Dabei gibt es laut Bütikofer auch die Chance, sich neu zu profilieren und aufzustellen. Diese Einladung nahmen einige Delegierte umgehend auf. "Grünes Profil und nicht so viele Kröten schlucken", forderte Leonie Faber (Daun). Wolf Buchmann (Trier) verlangte grundlegende Änderungen bei der Hartz IV-Reform. Corinna Rüffer (Trier) beschwor die "Faszination der Alternative", die eigenständige Kraft sei statt Schoßhund der SPD. Als dann noch eine Delegierte die am Flughafen Hahn zu Ehren gekommene Mopsfledermaus im Wahlkampf plakatieren wollte, waren bei Bütikofer die Nerven überstrapaziert. Er forderte ein Ende der Weinerlichkeit und des Zählens der Kröten, die Grüne geschluckt hätten. Es gebe kein zurück zu Wagenburg-Mentalität und Grabenkämpfen, schrieb er der Basis ins Stammbuch und verwies auf Erfolge wie die von Kanzler Schröder geplanten, aber am Ende verhinderten Waffen- und Nuklear-Lieferungen an China. Und beim Kampf für die Mopsfledermaus fühle man sich vielleicht gemütlich, so Bütikofer. Doch er warnte vor der fatalen Botschaft solcher Plakate, die ein Negativ-Image als Artenschützer nach schlicht grüner Manier aufbauten. Das drücke die Grünen nur an denn Rand. "Wir müssen so emotional für Menschen und Arbeit kämpfen, sonst haben wir keine Chance", mahnte der Parteichef eindringlich. Auch auf die Kritik des Mainzer Regierungschefs Kurt Beck an der Verlässlichkeit der Grünen gab es eine Retourkutsche: "Er dementiert das, was wir gemeinsam positiv bilanzieren könnten", kritisierte Bütikofer. Bei der Listenaufstellung zur Landtagswahl gab es das erwartete Gedränge auf den aussichtsreichen Männerplätzen zwei, vier und sechs, auf denen bis zu neun Bewerber antraten. Große Verlierer bei den Kampfkandidaturen war Parteichef Manfred Seibel. Er ging für Platz zwei gegen Fraktionsvize Bernhard Braun ins Rennen, verlor eindeutig und wurde dann "durchgereicht" bis Rang acht. Dagegen schaffte es sein Pendant an der Parteispitze, Tabea Rößner, ohne Gegenkandidatin auf Rang drei. Unumstritten war auch die Spitzenkandidatin Ise Thomas.

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