Büchermarder schlägt zu

TRIER. Auf der Jagd nach einem Büchermarder: Die Staatsanwaltschaft Bonn fahndet nach einem Mann, der bundesweit wertvolle Bücher aus öffentlichen Bibliotheken gestohlen oder einzelne Seiten herausgetrennt hat. Jetzt kam heraus, dass der Täter auch in Trier zuschlagen wollte. Mitarbeiter der Stadtbibliothek konnten Schlimmeres verhindern.

"Wir wissen nicht, warum er es tut", räumt Fred Apostel ein. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft Bonn bestätigt, dass der Tatverdächtige, nach dem momentan gefahndet wird, bundesweit zugeschlagen hat. "Er hat Wertgegenstände aus Bibliotheken entwendet oder beschädigt", sagt Apostel. Historisch und materiell wertvolle Bücher hatte der Mann im Blick. Entweder nahm er sie mit oder schnitt Seiten heraus. Erst jetzt stellte sich heraus, dass der Büchermarder im Februar auch die Stadtbibliothek Trier heimgesucht hatte. "Der Vorfall wurde aus Rücksicht auf laufende Ermittlungen nicht an die Öffentlichkeit gebracht", erklärt Hans-Günther Lanfer vom Presseamt der Stadt Trier. In der Römerstadt ging der Mann offenbar dilettantisch vor. Er legte brav seinen Personalausweis vor, um Zugang zu den alten und kostbaren Werken zu erhalten. Laut Mitteilung des Trierer Presseamts handelte es sich um geographische Abhandlungen und Reiseberichte aus dem 17. Jahrhundert. Dann packte er in einem Moment, in dem er sich unbeobachtet glaubte, ein Teppichmesser aus und versuchte, einzelne Kupferstichseiten aus den Werken herauszutrennen. Dabei erwischten ihn aufmerksame Mitarbeiter der Stadtbibliothek. Da seine Personalien bekannt waren, gab es eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Trier. Diese merkte schnell, dass der Mann bundesweit aktiv war. Nach der Trierer Anzeige tauchte er unter. "Wir haben den Fall an die Staatsanwaltschaft Bonn abgegeben", erklärt Triers Leitender Oberstaatsanwalt Horst Roos auf Anfrage des TV. In Bonn wartet man auf den Moment, dem Büchermarder den Prozess machen zu können. "Er ist untergetaucht, wir suchen ihn", so Fred Apostel. Im Vergleich mit anderen Bibliotheken kam Trier mit einem blauen Auge davon. Der Schaden ist laut Einschätzung von Bibliotheksdirektor Professor Gunther Franz "relativ gering".

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