Cattenom-Katastrophenschutzübung: "Zurzeit besteht keine Gefahr für Rheinland-Pfalz"

Trier · Katastrophenschützer aus Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Luxemburg und Lothringen proben derzeit, was nach einem Atomunfall im Kernkraftwerk Cattenom geschehen muss. Der TV hat in das Lagezentrum in Trier geblickt.

 Hier laufen im Ernstfall alle Fäden zusammen: das Lagezentrum in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier. Auf dem Bildschirm werden die neuesten Meldungen etwa aus Metz gezeigt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Hier laufen im Ernstfall alle Fäden zusammen: das Lagezentrum in der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion in Trier. Auf dem Bildschirm werden die neuesten Meldungen etwa aus Metz gezeigt. TV-Foto: Klaus Kimmling

Trier. Die Stimmung ist entspannt im Lagezentrum der ADD. Es wird sogar gelacht, im Flur stehen Kaffee, Kuchen, Teilchen und Gummibärchen. Und dass, obwohl ADD-Präsidentin Dagmar Barzen gerade eben Katastrophenalarm ausgelöst hat. Seit den Morgenstunden tritt, so das Szenario der seit gestern laufenden grenzüberschreitenden Katastrophenschutzübung, Kühlmittel aus dem Kühlkreislauf des Atomkraftwerks Cattenom an der französischen Obermosel aus. Gerade eben, so die (fingierte) Meldung aus dem Lagezentrum in Metz, ist der Strom im Reaktorblock ausgefallen, die Temperatur im Innern steigt. Eine Kernschmelze, wie im japanischen Fukushima drohe, informiert Einsatzleiter Alwin Mees. "Die Strahlenmesstrupps sind im Einsatz, alle Krankenhäuser und Ärzte sind informiert", berichtet Barzen. Sie ist als ADD-Präsidentin für den Katastrophenschutz in ganz Rheinland-Pfalz zuständig. "In den nächsten Minuten müssen wir entscheiden, ob wir an die Bevölkerung Jodtabletten ausgeben müssen", meldet Einsatzleiter Mees, der per Telefon und E-Mail ständig über die Lage in Lothringen informiert wird. Dort sitzt ein Französisch sprechender Verbindungsmann der Trierer Berufsfeuerwehr.
Noch sei keine Strahlung aus dem Reaktor ausgetreten, berichtet dieser ins Lagezentrum nach Trier.
Bevölkerung merkt nichts


"Die Bevölkerung bekommt von der Übung kaum etwas mit, sie läuft weitgehend in den Lagezentren. Nur die vor der ADD und der neben anliegenden Trier-Saarburger Kreisverwaltung stehenden Feuerwehrwagen deuten darauf hin. Trotzdem wird die Information der Bevölkerung über den Katastrophenfall simuliert. Es gebe erste Anfragen von Kindergärten, heißt es im Lagezentrum. "Die Schließung von Schulen und Kindergärten wird zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht angeordnet", entscheidet Mees. Um 14.45 Uhr wird per Videoschaltung die für die Atomaufsicht zuständige Energieministerin Eveline Lemke in Mainz über die Lage vor Ort informiert. "Zurzeit besteht für Rheinland-Pfalz noch keine Gefahr", berichtet Barzen der Ministerin und liest dabei die vorher formulierte Lagebeschreibung von einem Blatt ab. Das Sicherheitsrisiko sei aber enorm, die Kernschmelze stehe bevor. "Wir stehen Gewehr bei Fuß", meldet Barzen nach Mainz. "Das ist gut", kommt von Lemke.
Bis heute Nachmittag wird der "Ernstfall" noch geprobt. Dann wird die Übung für mehrere Wochen unterbrochen und genau an der Stelle fortgesetzt.Extra

Die grenzüberschreitende Katastrophenschutzübung ist in drei Phasen geteilt. Im ersten Teil wird die drohende Gefahr eines nuklearen Unfalls im Kernkraftwerk Cattenom simuliert, im zweiten Teil im Herbst die Evakuierung. Teil drei findet im Frühjahr 2013 statt: Management nach einem Atomunfall. Die Trier-Saarburger Grünen-Landtagsabgeordnete Stephanie Nabinger sagt, durch die Übung werde den Behörden deutlich, welche Mängel es bei der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit und an den Notfallplänen gebe. Sie fordert eine Überarbeitung der Notfallpläne. wie

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