Politik Regionalkonferenz in Idar-Oberstein: Wer entscheidet den Dreikampf um die CDU-Bundesspitze für sich?

Idar-Oberstein · Kleines Idar-Oberstein, große Politik: Im Dreikampf um den CDU-Bundesvorsitz haben sich die prominentesten Kandidaten in Rheinland-Pfalz vorgestellt. Wer hat den Abend für sich entschieden?

CDU-Vorsitz: Kramp-Karrenbauer, Merz und Spahn stellen sich in Idar-Oberstein vor
Foto: dpa/Silas Stein

21.37 Uhr: Das Fazit des TV vom Abend: Kramp-Karrenbauer und Merz liefern sich einen Zweikampf um den CDU-Bundesvorsitz, Spahn bleibt krasser Außenseiter. Während Kramp-Karrenbauer mit der Erfahrung von 18 Jahren in Staatsämtern punktete und mit Leidenschaft mitriss, überzeugte Merz als kluger Analytiker. Sein Vorteil: Er konnte die Bundesregierung deutlich härter angreifen - wie beim schlechten Zustand der Bundeswehr oder der Rentenpolitik. Spahn versuchte in seiner Rede als jüngster Kandidat dagegen, einen Neuanfang der CDU am glaubwürdigsten verkaufen zu können.

21.36 Uhr: Wer hat den Abend für sich entschieden? Darin sind sich die CDU-Mitglieder aus der Region Trier nicht einig. Sie pendeln zwischen Annegret Kramp-Karrenbauer - und Friedrich Merz. Der Landtagsabgeordnete Alexander Licht (Bernkastel-Kues) hat sich längst für Merz entschieden, den er in Hamburg wählen will. „Er verkörpert einen erfahrenen, weltgewandten Europäer“, findet Licht, der die Atmosphäre in Idar-Oberstein lobt. „Sie sind respektvoll miteinander umgeangen, ohne sich verletzen zu wollen und haben ihre Unterschiede rausgeschält.“ Für Leonard Preisler (21) aus Wittlich liegt hingegen Annegret Kramp-Karrenbauer vorne. „Sie hat in der CDU wichtige Debatten angestoßen, die ich lange vermisst habe“, sagt er. Auch Anna Sophia Schmitz ist AKK-Fan. „Sie war emotionaler, Merz und Spahn erschienen mir eher zu nüchtern.“ Kramp-Karrenbauer sei erfahrener, achte mehr auf Umwelt und Soziales. „Und sie ist eine Frau“, sagt Schmitz lächelnd. Christoph Thieltges aus Dreis spricht sich hingegen für Merz aus. „Er hat mit Inhalten überzeugt. Wenn Merz etwas sagt, habe ich das Gefühl, dass er es auch genau so meint.“ Quirin Heilmaier aus Ayl ist auch für Merz. „Für mich ist Merz aber nicht die Zukunft, sondern ein Übergang, der mit seiner Lebenserfahrung Deutschland gestalten kann.“ Spahn brauche noch „ein bisschen, um in die Rolle hineinzuwachsen“.

20.47 Uhr: Die zweite von acht Regionalkonferenzen ist beendet. Stark präsentiert haben sich Kramp-Karrenbauer und Merz, die den meisten Applaus bekamen. Spahn bleibt nach der Resonanz Außenseiter im Dreikampf um den CDU-Bundesvorsitz. Im Dezember wählt die CDU in Hamburg den Nachfolger von Angela Merkel.

20.31 Uhr: Was machen im Diesel-Skandal? Kramp-Karrenbauer sagt: „Wo Nachrüstung technisch möglich ist, muss sie angeboten werden. Und Unternehmen müssen sie auch bezahlen.“ Friedrich Merz rät, bei technischen Lösungen von anderen Ländern wie von China zu lernen. Dort wird die Busflotte radikal elektrifiziert. Jens Spahn setzt seinen Schwerpunkt darauf Fahrverbote abzulehnen. Diese seien „das Unsozialste, was es gibt“.

20.29 Uhr: In den Redezeiten führt Kramp-Karrenbauer mit 23:30 Minuten vor Spahn und Merz. Sie sagt unter dem Gelächter im Saal: „Es ist ja bekannt, dass Frauen ein größeres Vokabular nutzen.“

20.14 Uhr: Immer wieder sorgen Fragen der Mitglieder der Lacher. Wie bei Nikolaus Haufler, der sich als CDU-Ortschef von St. Pauli vorstellt - dem Rotlichtviertel in Hamburg. Sein Tipp an die Mitglieder im fernen rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein: „Besuchen Sie St. Pauli ruhig mal.“

20.07 Uhr: Was tun für junge Menschen? Merz will für ein friedliches Europa kämpfen. „Wer Europa begreifen will, muss Soldatenfriedhöfe besuchen“, sagt er. Jens Spahn will jungen Menschen Europa ebenfalls greifbarer machen. Er spricht sich für ein Interrail-Ticket aus, mit dem Jugendliche kostenlos über den Kontinent reisen können, von Budapest bis Barcelona. Spahn findet: „Die Jugend heute ist so CDU wie nie zuvor - sie weiß es nur nicht.“ Annegret Kramp-Karrenbauer will Anleihen bei den Grünen nehmen, da junge Menschen mehr Wert auf Nachhaltigkeit legten - wie in der Ernährung. Sorgfältig mit der Natur umzugehen und das ,C’ in CDU schließen sich für „AKK“ nicht aus.

19.39 Uhr: Auffällig bei der Regionalkonferenz. Schon zweimal lobte Merz seine Gegenkandidatin Kramp-Karrenbauer für deren Arbeit, die CDU zu erneuern. Wie beim Vorschlag eines verpflichtenden Dienstjahres. „Ohne die Wehrpflicht hätte ich Kusel nie kennengelernt“, sagt er. Kramp-Karrenbauer bestätigt die Idee als Chance für mehr Integration. Dauerhaft spricht sie sich für eine gemeinsame europäische Armee aus. Es sei eine Frage, für die es sich zu streiten lohne.

19.30 Uhr: Einig sind sich alle drei Kandidaten, keine Renten-Versprechen in die Zukunft zu geben. Kramp-Karrenbauer sieht auf CDU eine schwere Debatte zukommen. „Wir werden nie so populistisch sein und das fordern, was andere verlangen.“ Jens Spahn spricht sich dagegen aus, das Renteneintrittsalter auf 63 Jahre zurückzusetzen. Im Gegenteil: „Wenn wir jeden Tag sechs Stunden länger leben, werden wir ein halbes Stündchen davon arbeiten müssen, um den Rest zu finanzieren.“ Friedrich Merz regt an, auf den Kapitalmarkt bei privater und betrieblicher Absicherung zu denken. Den jüngsten Beschluss der Großen Koalition zur Rente kritisiert er: „Das ist an der äußersten Grenze dessen, was für die junge Generation überhaupt noch akzeptabel ist - wenn die Grenze nicht schon überschritten ist.“

19.07 Uhr: Insgesamt gibt es zwölf Bewerber für den CDU-Vorsitz. Es sprechen aber nur Merz, Kramp-Karrenbauer und Spahn. Andere Kandidaten teilen Zettel aus. Wie der Hesse Andreas Ritzenhoff. Sein Satz, als er das DIN-A4-Blatt mit seinen Forderungen verteilte: „Grüß Gott, ich habe kein Rederecht, deswegen verteile ich Zettel.“

19.02 Uhr: Weg mit Hartz IV? Nicht mit der CDU, wie die Antworten aller drei Kandidaten auf die Frage eines Mitglieds aus Simmern zeigt: Jens Spahn sagt, wenige Länder gäben die Unterstützung wie Deutschland. Jeder Mensch solle sich im Rahmen seiner Möglichkeiten einbringen. Wer dies nicht wolle, müsse es auch spüren. Friedrich Merz fordert, das System auf Vereinfachungen zu prüfen. Es abzuschaffen, lehnt er klar ab: „Das führt uns nicht aus Schwierigkeiten heraus, sondern schafft neue Schwierigkeiten.“ Kramp-Karrenbauer sagt, das Fördern und Fordern gehöre zur DNA der CDU. Sie fordert, das Prinzip auch streng anzulegen, wenn Einwanderer die Integration verweigern.

18.49 Uhr: Friedrich Merz wagt eine kämpferische Ansage: "Ich traue der Union zu, bei nationalen Wahlen wieder 40 Prozent zu erreichen und rund die Hälfte der AfD-Wähler zu uns zurückzugewinnen“, sagt er. Die CDU wolle er innerhalb von zwei Jahren zur modernsten Partei machen. Die Partei dürfe an ihren Grundwerten keine Zweifel aufkommen lassen. Das gelte insbesondere für innere und äußere Sicherheit. „Die Bundeswehr ist in keinem guten Zustand und fühlt sich von der christlich-demokratischen Union nicht gut genug behandelt.“ Über die Aussage dürfte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen nicht jubeln ...

18.38 Uhr: Wo Kramp-Karrenbauer auf Erfahrung setzte, geht Jens Spahn den umgekehrten Weg und will mit dem Elan des unverbrauchten Politik-Talents punkten. Auch unter dem 39-jährigen Helmut Kohl sei die CDU in einer Phase gewesen, in der es Erfahrung gebraucht habe. Kohl habe die CDU danach zu einer großen Volkspartei geformt. Inhaltlich fordert Spahn neue Ideen, die er bei einem Europaparteitag entwickeln will. Deutschland müsse über ein modernes Einwanderungsgesetz Fachkräfte gewinnen. Der Applaus fällt deutlich weniger stürmisch aus als unter Kramp-Karrenbauer.

18.28 Uhr: 10 Minuten und 36 Sekunden wirbt Annegret Kramp-Karrenbauer für sich. Sie wolle mit persönlicher Leidenschaft und der Erfahrung von 18 Jahren in Staatsämtern überzeugen. „Wenn der Wind gegen einen bläst, kommt es auf den Charakter an, nicht beim Rückenwind“, sagt sie. Die Stabilität habe sie nach vielen Wahlkämpfen. Damit grenzt sich Kramp-Karrenbauer geschickt von den weniger regierungserfahrenen Konkurrenten ab. Bei Zuhör-Debatten habe sie sich stark gemacht für die Modernisierung der CDU. Die interne Kritik von AKK: Wäre die Union bei der Diskussion um das verpflichtende Dienstjahr geblieben statt sich untereinander zu streiten, „würden wir heute nicht bei 26 Prozent stehen“. Der wahre Feind, sagt sie, sitze in den Reihen der politischen Gegner. Kramp-Karrenbauer fordert eine „wehrhafte Demokratie, die weder auf dem rechten noch linken Auge blind ist“.

18.14 Uhr: Applaus-Ranking vor den Reden: Kramp-Karrenbauer mit Saarland-Bonus knapp vorne, dicht dahinter Merz, weit abgeschlagen Spahn. Kramp-Karrenbauer fängt an zu reden.

18.13 Uhr: CDU-Landeschefin Julia Klöckner nennt die Konferenzen „ein Stück gelebte Demokratie in der CDU“. Andere Parteien würden lieber „Rosenkränze beten“. Netter Versprecher von Klöckner: "Ich begrüße auch unsere Freunde aus Hessen." Sie meinte das Saarland. Gejohle in der Halle. Klöckners nimmt es selber mit Humor. "Hessen ist Geber-Land und als Nehmer-Land Rheinland-Pfalz bedanken wir uns."

18.02 Uhr: Die Kulisse wirkt wie im Boxkampf: Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn betreten die Messehalle in Idar-Oberstein, wo 2000 Delegierte und 150 Journalisten sie empfangen.

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