München/Trier CSU und SPD stürzen ab – Jubel bei den Grünen, AfD zweistellig

München/Trier · Die absolute Mehrheit der Christsozialen in Bayern ist dahin. Trierer Parteienforscher sieht Seehofer als Verantwortlichen für das Debakel.

 Horst Seehofer, Bundesinnenminister und CSU-Parteivorsitzender, kommt zur Wahlparty der CSU in den Landtag.

Horst Seehofer, Bundesinnenminister und CSU-Parteivorsitzender, kommt zur Wahlparty der CSU in den Landtag.

Foto: dpa/Michel Kappeler

Die CSU hat bei den Landtagswahlen in Bayern die absolute Mehrheit verloren. Zwar bleibt sie stärkste Kraft, um aber weiter regieren zu können, brauchen die Christsozialen einen Koalitionspartner. Die Partei von Bundesinnenminister Horst Seehofer hat das schlechteste Ergebnis seit 1950 eingefahren. Dramatische Verluste hat auch die SPD eingefahren, die ihr Ergebnis von 2013 mehr als halbiert hat. Die Sozialdemokraten werden fünftstärkste Kraft hinter AfD, Freie Wähler und Grüne. Die Grünen haben ihr Ergebnis von 2013 nahezu verdoppelt und werden zweitstärkste Partei hinter der CSU. Sie gehören ebenso zu den Gewinnern wie die AfD, die erstmals in den bayerischen Landtag einzieht.

Das Ergebnis zeige ganz klar, dass die Stimmung gegen die Regierungsparteien sei, sagte der Trierer Parteienforscher Uwe Jun gestern Abend unserer Zeitung. „Das Ergebnis in Bayern macht das Regieren in Berlin nicht einfacher.“ Ob es Konsequenzen für die große Koalition nach sich ziehe, hänge auch davon ab, wie sich Seehofer verhalte. Jun sieht den Bundesinnenminister und Parteivorsitzenden als Hauptverantwortlichen für das Abschneiden der CSU.

Der Bezirksvorsitzende der CDU, Bernhard Henter, sieht den Dauerzwist zwischen CDU und SPD in der großen Koalition als einen Grund für das schlechte Abschneiden von CSU und SPD. „Das ist schon heftig“, sagte Henter gestern als erste Reaktion auf das Ergebnis in Bayenr. „Streit führt immer dazu, dass die Wähler sich abwenden.“ Er hoffe, dass die große Koalition in Berlin nun wieder zu einer „vernüftigen Sachpolitik“ zurückkehren und die „tatsächlichen Probleme des Landes löst“. CDU-Landeschefin Julia Klöckner sagte: „Das ist kein einfacher Tag für uns in der Union.“ Aber klar sei, die CSU habe den Auftrag zur Bildung der Regierung erhalten.

„Das Ergebnis in Bayern war leider absehbar und kam mit Ansage“, sagt der Trierer SPD-Vorsitzende Sven Teuber. Es sei „dringend Zeit für eine Wende“. Der Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD, Daniel Stich, stellt fest: „Die Volksparteien haben deutlich verloren.“ Allerdings sei die bayerische Tradition der Alleinherrschaft der CSU gebrochen. Verantwortlich dafür sei Seehofer und dessen Streitsucht mit Kanzlerin Merkel.“

„Das war der Aufstand der Anständigen“, kommentierte die Trierer Grünen-Bundestagsabgeordnete Corinna Rüffer. Die Menschen seien entsetzt darüber, „dass sich die CSU-Führung ohne Rücksicht auf Verluste auf dem Rücken von Migrantinnen und Migranten profilieren wollte“. Das Ergebnis müsse Konsequenzen in Berlin nach sich ziehen: „Horst Seehofer, der nur noch durch seine destruktiven Scharmützel auffällt, muss endlich in den wohlverdienten Ruhestand treten, zum Wohle Deutschlands.“ Der rheinland-pfälzische AfD-Fraktionschef Uwe Junge sagte, es sei seiner Partei gelungen, „den Altparteien Stimmen abzunehmen“.

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