Dudeldorf „Das ging alles so rasend schnell!“

Dudeldorf · Erneut gab es sintflutartige Regenfälle, und wieder hieß es besonders in der Eifel „Land unter“. Dudeldorf war mit am Schlimmsten betroffen.

 Land unter in der Eifel - Katastrophale Zustände besonders in Dudeldorf und Badem

Land unter in der Eifel - Katastrophale Zustände besonders in Dudeldorf und Badem

Foto: TV/Florian Blaes

Die Katastrophe kündigt sich im zwischen Bitburg und Spangdahlem gelegenen Eifelort Dudeldorf harmlos an. Irgendwann am späten Samstagnachmittag fängt es an zu tröpfeln, etwas später zu regnen. Günter Greiner beeilt sich, um das Dach seines Cabriolets noch rechtzeitig zuzubekommen, damit es nicht hineinregnet. Als er wieder oben auf der im ersten Stock gelegenen Veranda steht und in Richtung des direkt an seinem Haus vorbeifließenden Langebachs schaut, sieht der 54-Jährige, dass der normalerweise gemächlich dahinplätschernde Bach ansteigt – in einer Geschwindigkeit, dass es fast den Atem verschlägt.

„Das ging so rasend schnell“, erinnert sich Greiner am Morgen danach, und ihm ist anzumerken, dass ihn die Erlebnisse der vergangenen Nacht immer noch mitnehmen. Der Eifeler versucht noch, seine beiden Fahrzeuge auf die höher gelegene Straße zu fahren, um sie vor den von Minute zu Minute ansteigenden Fluten zu retten. Doch alle Bemühungen sind vergeblich. Innerhalb kürzester Zeit steigt das Wasser in den beiden Garagen des Mannes auf über zwei Meter. Die Wasserobergrenze ist noch am Tag danach leicht auszumachen, weil die Wand darunter noch von dem braunen Schlamm des Bachs verdreckt ist. „Ich weiß nicht, wie es jetzt weitergehen soll“, sagt Günter Greiner, während er durch die völlig zerstörte Garage stapft.

Schwere Unwetter in der Eifel
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Schwere Unwetter in der Eifel

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Foto: TV/Florian Blaes

So wie Günter Greiner und seiner Familie geht es an diesem Morgen vielen Bürgern, die im Gebiet zwischen Bitburg-Erdorf, Badem, Kyllburg und Dudeldorf leben. In der Verbandsgemeinde Bitburger Land hat das Unwetter in der Region Trier dieses Mal am schlimmsten zugeschlagen. Wer mit Anwohnern spricht, hört einen Satz immer wieder: „So etwas haben wir hier noch nie erlebt.“ Auch Josef Junk, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Bitburger Land, hat diesen Satz in den zurückliegenden Stunden dutzendfach gehört. Er fährt von Ort zu Ort oder telefoniert mit Ortsbürgermeistern und Einsatzkräften, um sich einen Überblick zu verschaffen. „In Dudeldorf und Gransdorf war es wohl mit am schlimmsten“, zieht Junk am späten Vormittag vorsichtig eine erste Zwischenbilanz.

Ein Indikator dafür, wie gravierend das Unwetter und die Folgen auch andernorts eingeschätzt werden, mag der Auflauf der politischen Prominenz an diesem Sonntagvormittag sein. Ministerpräsidentin Malu Dreyer ist nicht wie geplant zur Jubiläumsfeier in den Wormser Dom, sondern kurzerhand in die Eifel gefahren, um dort mit Betroffenen, Einsatzkräften und Verantwortlichen zu sprechen. Auch Innenminister Roger Lewentz, Staatssekretär Randolf Stich, ADD-Präsident Thomas Linnertz, Eifelkreis-Landrat Joachim Streit und etliche Bürgermeister und Beigeordnete sind vor Ort. „Wir wollen einfach zeigen, dass wir Anteil nehmen und auch in Mainz wissen, worüber wir reden“, sagt Lewentz. Der zuständige Minister ist zuvor schon mit einem Polizeihubschrauber über die betroffenen Dörfer geflogen und zeigt jetzt sichtlich beeindruckt Luftaufnahmen von Kyllburg, wo sich in einem Wohngebiet ein großer Krater aufgetan hat. Am Nachmittag heißt es, dass dort womöglich ein ganzer Straßenzug evakuiert werden müsse.

Derweil gehen in Dudeldorf die Aufräumarbeiten weiter. In den betroffenen Häusern sind Eigentümer und Helfer dabei, Böden, Wände und Inventar von Schlamm zu befreien, damit der gar nicht erst antrocknen kann und dann kaum noch zu entfernen ist. Rob Becker, der in der Hauptstraße ein Haus besitzt, ist noch in der Nacht von seinem aufgelösten Mieter angerufen worden. Und nun sind sie – gemeinsam mit Freunden dabei – das liebevoll renovierte alte Häuschen wieder vom gröbsten Dreck zu befreien. Eine Sisyphosarbeit. Zum Glück konnten die Bewohner am Abend der Flut noch etliche Möbelstücke in die erste Etage tragen, bevor die braune Brühe auch sie erreicht hätte. Häusle-Eigentümer Becker ist voll des Lobes über die große Unterstützung in der Nacht: „Da sind Leute gekommen, um zu helfen, die ich noch nie vorher gesehen habe.“ Auch Sabine Drosse ist voll des Lobes. „Ich bin so stolz auf unsere Feuerwehr“, sagt die gebürtige Dudeldorferin, die gemeinsam mit ihrem Ehemann auch an diesem Vormittag wieder in ihren Heimatort gekommen ist, um bei den Aufräumarbeiten zu helfen. Sie wohnt jetzt im Nachbarort Badem, wo das Unwetter ebenfalls seine Spuren hinterlassen hat. Auch bei Familie Drosse. „Wir hatten selbst 70 Zentimeter Wasser im Haus“, sagt Sabines Ehemann Dirk.

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Aufräumarbeiten nach Unwetter in Dudeldorf
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Foto: dpa/Harald Tittel

Währenddessen sind weiter Feuerwehrleute in den betroffenen Orten unterwegs, um zu sehen, wo noch schnelle Hilfe nötig ist. Vize-Wehrleiter Lutz Kivel und Gruppenführer Martin Liewer schauen bei Günter Greiner vorbei, in dessen Garagen die braune Brühe über zwei Meter hoch stand und entsprechend viele Schäden angerichtet hat. Sie werden wiederkommen und die Räume ausspritzen, versprechen die Feuerwehrleute dem Dudeldorfer Hochwasseropfer, nachdem sie sich ein Bild von den Schäden auf Greiners Anwesen gemacht haben. Den beiden sind die Anstrengungen der vergangenen Stunden anzusehen. „Ich war gerade einmal drei Stunden im Bett“, sagt Vize-Wehrleiter Kivel. Derweil wissen die Greiners vor lauter Chaos auf ihrem Grundstück kaum, an welcher Stelle sie mit dem Aufräumen beginnen sollen. Und eine weitere Sorge plagt in diesen Tagen wohl nicht nur den Dudeldorfer Günter Greiner allein: „Jetzt hoffe ich nur, dass die Versicherung zahlt.“

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