Das große Zittern

Hochspannung in Washington: Nach dem überraschenden Scheitern des 700-Milliarden-Dollar-Rettungsplans für die Banken wollten gestern Abend die 100 Mitglieder des US-Senats über eine veränderte Fassung des Paketes abstimmen. Votieren die Senatoren für das Papier, dann könnte heute der nächste Schritt zur Rettung der Banken erfolgen.

Washington. Die Strategie war offensichtlich: Eine Verabschiedung durch die kleinere Kammer auf dem Kapitol sollte die Abgeordneten des Repräsentantenhauses unter Druck setzen, möglichst noch am heutigen Donnerstag ihr ursprüngliches "Nein" doch noch in ein "Ja" umzuwandeln und damit den tief verunsicherten Finanzmärkten wieder Vertrauen zu geben. Die beiden Präsidentschaftskandidaten Barack Obama und John McCain hatten gestern ihren Wahlkampf unterbrochen, um an dem Votum teilzunehmen und um jene Senatoren umzustimmen, die angesichts der breiten Ablehnung des Rettungsplans in der Bevölkerung zögern. Mit mehreren Ergänzungen möchte man nun vor allem Mitgliedern der Republikaner-Fraktion das Paket schmackhaft machen. Zunächst will die US-Regierung die staatliche Sicherung von Bankguthaben von derzeit 100 000 Dollar auf 250 000 Dollar für ein Jahr anheben.

Änderungen sollen Bürgern Paket schmackhaft machen



Dieser Schritt soll auch verhindern, dass Sparer angesichts der anhaltenden Unsicherheit im Finanzsektor ihre Einlagen abheben und so für dramatische Liquiditätsengpässe bei Banken sorgen. Hinzu kommen Steuersenkungen, die bisher auslaufen würden - wie etwa für Investitionen in erneuerbare Energien. Die Hoffnung des Weißen Hauses ist, dass diese Zugeständnisse ausreichen, um bei mindestens zwölf Repräsentantenhaus-Mitgliedern ein Umdenken zu erreichen. Denn genau zwölf Stimmen fehlten am Montag, um den Banken-Rettungsplan zu verabschieden.

"Die Modifizierungen am Paket ändern nicht die Basis des Plans, aber sie machen ihn für die Bürger zu einem Zeitpunkt attraktiver, da diese sich darüber aufregen, dass nicht sie, sondern die Wall Street gerettet werden soll", schreibt das konservative "Wall Street Journal". US-Präsident George W. Bush versuchte gestern in zahlreichen Einzelgesprächen mit Senatsmitgliedern, Rückendeckung für den korrigierten Plan zu gewinnen. "Wir sehen bereits klare Indizien dafür, dass Kleinunternehmen und Gemeinden im ganzen Land Probleme haben, Geld aufzunehmen", so Bush-Sprecher Tony Fratto zur Brisanz der Situation.

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