Der Generalvikar muss gehen - aber noch nicht sofort

Trier · Das Bistum Trier bekommt einen neuen Verwaltungschef: Der Chef-Organisator der Heilig-Rock-Wallfahrt, Georg Bätzing, wird zum 1. November neuer Generalvikar. Der 50-Jährige löst den gleichaltrigen Georg Holkenbrink ab, der künftig das kirchliche Gericht leitet.

Trier. Länger nichts mehr gesehen und gehört vom bischöflichen Kommunikationschef Stephan Wahl. Am Freitagmittag, gerade hatte Bischof Stephan Ackermann seine jüngsten Personalentscheidungen bekanntgegeben, kam der ehemalige Fernsehpfarrer herbeigeeilt, um noch einmal ausdrücklich zu betonen, dass der Wechsel an der Verwaltungsspitze seit Langem feststehe und rein gar nichts mit den jüngsten Missbrauchsdiskussionen zu tun habe. Und auch der Termin der Verkündung sei bereits vor vier, fünf Wochen festgelegt worden.
Verwunderlich, dass Stephan Wahl dies noch einmal ausdrücklich betonte. Denn wenige Minuten zuvor hatte sein Chef, der Trierer Bischof Stephan Ackermann, das Gleiche schon einmal gesagt. Klang es in den Ohren des Kommunikationsdirektors womöglich nicht glaubwürdig genug? Dabei hatte Bischof Stephan Ackermann deutlich gesagt: Zwischen der aktuellen Kritik am Einsatz von pädophilen Priestern und der Personalentscheidung gebe es keinerlei Zusammenhang. Hintergrund sei vielmehr, dass der Leiter des kirchlichen Gerichts Ende Oktober in den Ruhestand gehe und Prälat Georg Holkenbrink dann das Amt des Offizials übernehme. "Es gibt für diese Aufgabe keinen kompetenteren Mann", sagte Ackermann.
Zumindest war schon vor Wochen darüber spekuliert worden, dass der vor sieben Jahren unter dem damaligen Bischof Reinhard Marx zum Generalvikar beförderte Georg Holkenbrink wohl bald abgelöst werden würde. Und auch über den wahrscheinlichen Nachfolger, den Leiter der Heilig-Rock-Wallfahrt, Georg Bätzing, waren sich die Auguren weitgehend einig.
Der Zeitpunkt der Bekanntgabe kam überraschend. "Wir sind davon ausgegangen, dass es Ende Mai nach der Wallfahrt verkündet wird", sagte ein Abteilungsleiter. Zeit genug wäre gewesen. Denn der Wechsel kommt erst zum 1. November. So lange ist der alte Generalvikar Georg Holkenbrink noch im Amt. Er managt die Verwaltung, ist somit letztlich auch verantwortlich dafür, wo ein Priester eingesetzt wird. Obwohl der 50-Jährige sieben Monate im Amt bleiben soll, dankte ihm der Bischof gestern für seinen "ganz herausragenden Einsatz". Sein Nachfolger Georg Bätzing hat zumindest die nächsten paar Wochen alle Hände voll zu tun.
Als Leiter der Heilig-Rock-Wallfahrt dürfte dem Priester nur wenig Zeit bleiben, um sich auf sein neues Amt einzustimmen. Was ihn als Generalvikar erwartet, weiß Bätzing allerdings schon: "Ich muss dem Bischof den Rücken freihalten."
Ackermanns Vorgänger Reinhard Marx hat es einmal so ausgedrückt: "Der Generalvikar sitzt mit dem Bischof auf einer Bank. Nur ist mein Teil der Bank gepolstert und geheizt. Und der Bischof hat schon mal Auslauf, während der Generalvikar hinterm Schreibtisch hockt."Meinung

Dilettantisches Krisenmanagement
Nehmen wir einmal an, dass die Entscheidung über die bevorstehende Ablösung des Generalvikars tatsächlich schon seit Wochen feststand - und auch der Tag der Bekanntgabe. Dann hätte es nur ein wenig Fingerspitzengefühls und Sensibilität bedurft, um den Termin kurzerhand zu verschieben. Die Zeit drängt ja nicht, denn die Personalrochade greift allemal erst im November. Was aber macht der Trierer Bischof Stephan Ackermann? Er gibt den Austausch an seiner obersten Verwaltungsspitze ausgerechnet zu einem Zeitpunkt bekannt, an dem er und seine rechte Hand, Georg Holkenbrink, wegen des Einsatzes pädophiler Priester massiv in der Kritik stehen. Logisch, dass es nach außen nun so aussehen muss, als hänge die Abberufung des Generalvikars damit zusammen. Dass von den Verantwortlichen das Gegenteil betont wird, macht die Sache nicht besser. Kein Zweifel, das Bistum Trier befindet sich derzeit in einer ernsten Krise. Diese managt Bischof Ackermann dilettantisch. r.seydewitz@volksfreund.de

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