Der Star ist der Trainer

Im Sport wird häufig von der "mannschaftlichen Geschlossenheit" schwadroniert, wenn nach Gründen für Siege oder Niederlagen geforscht wird. So etwas gibt es auch in der Politik. Die rheinland-pfälzische SPD stellt dafür ein Musterbeispiel dar.

Dieser Tage wird ein Buch des SWR-Chefreporters Thomas Leif erscheinen, in dem Ministerpräsident Kurt Beck Untergruppen in seiner Partei wie den konservativen Seeheimer Kreis als "zentrales Problem" bezeichnet. Der ehemalige SPD-Bundesvorsitzende sagt auch, er habe dafür gesorgt, dass es "solche Dinge" in Rheinland-Pfalz nicht gebe. Womit Beck zweifellos recht hat. Hierzulande sprechen die Sozialdemokraten mit einer Zunge. Meinungsverschiedenheiten werden ausschließlich innerhalb der Parteigremien ausgetragen. Kritik dringt so gut wie nie nach außen. Wenn überhaupt, wird sie nur hinter vorgehaltener Hand, aber niemals öffentlich geäußert. Was Spötter "Kuschen vor Kurt" nennen, findet seinen Ausdruck sogar bei Plenarsitzungen des Landtags. Sobald der seit 1994 amtierende Regierungschef ans Rednerpult tritt, eilen sämtliche Genossen herbei, nehmen Platz und applaudieren brav. Selbst der gescheiterte "Ausflug" Becks nach Berlin hat ihm nicht geschadet, weder bei den Bürgern noch intern. Letztlich ist es genau die vom Pfälzer hergestellte mannschaftliche Geschlossenheit, die maßgeblich zur absoluten Mehrheit der SPD im Landtag geführt hat - der Star ist der Trainer. Man darf gespannt sein, ob Becks CDU-Gegenspieler Christian Baldauf bis zur Wahl 2011 in seiner Partei Ähnliches gelingt. Oder ob sich die Union wie derzeit der 1. FC Kaiserslautern auf Trainersuche begibt.

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