Die Jäger zum Jagen tragen

MAINZ. Wildschäden setzen dem Wald immer massiver zu, vor allem in Eifel und Hunsrück. Jetzt wollen Forstministerium und Waldbesitzer die Jäger zum Jagen tragen, um die Wilddichte auf ein verträgliches Maß zu senken.

Franz Straubinger von der Arbeitsgemeinschaft Naturnahe Waldwirtschaft, Gutsverwalter und Jäger in gräflichen Diensten, wird deutlich: "Wir brauchen die Jäger als Handwerker und nicht als Mundwerker." Die Jagd ist nach seiner Auffassung zu sehr Selbstzweck und Ritual geworden, statt im Wald für eine verträgliche Wilddichte zu sorgen. Fütterungen sorgten teilweise sogar für eine Massentierhaltung im Wald. Straubinger ist sich mit Waldbesitzern und Forstministerin Margit Conrad einig, dass zu wenig Wild geschossen wird. Die Bestände in den rheinland-pfälzischen Wäldern haben sich trotz steigender Abschusszahlen so erhöht, dass Bäume und Waldwirtschaft inzwischen erheblich leiden. Durch Verbiss der Jungpflanzen und Schälen der Baumrinde entstehen Schäden in Millionenhöhe. Rund 40 Prozent der jungen Eichen, fast 30 Prozent der Edellaubhölzer wie Esche und Ahorn sowie jede sechste Douglasie sind verbissen. Über vier Prozent der Fichten weisen frische Schälschäden an der Rinde auf. Überprüfbare Abschusspläne, Fütterungsverbote und effiziente Jagdmethoden sollen helfen, vor allem Schalenwild auf ein ökologisch vertretbares Maß zurückzustutzten. Es gilt die Vorgabe "Wald vor Wild", betont Conrad. Doch mit der Umsetzung hapert es gewaltig. Die Folge: In rund der Hälfte aller Jagdbezirke kann das gesetzlich vorgegebene Leitbild des naturnahen Waldbaus nur eingeschränkt oder gar nicht verwirklicht werden. Durch die Wildschäden büßen die Waldbesitzer durch Mehraufwand und Vermögensverluste zwischen 100 und 200 Euro pro Hektar im Jahr ein. Hohe Wildbestände werden vielerorts noch mit hohen Pachtpreisen gleichgesetzt. Doch auch Hermann Ilaender vom Waldbesitzerverband fordert von den Grundeigentümern eine klare Entscheidung, ob man maximale Pachteinnahmen kassieren oder Herr im eigenen Wald bleiben will und damit den langfristigen Nutzen im Auge behält. Reimer Steenbock hält es als Vertreter der kommunalen Waldbesitzer, die über 50 Prozent des Forstes im Land verfügen, für wirtschaftlich sinnvoller, Jagden an einheimische Jäger zu verpachten. Das könne zwar weniger lukrativ sein. Doch dem Wald enger verbundene Jäger könnten sich längerfristig auszahlen. Einig sind sich alle auch, dass Abschusspläne bisher zu oft nur Schall und Rauch sind.

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