Die Last der Erinnerung

TRABEN-TRARBACH. Seit 14 Jahren versenkt Gunter Demnig Stolpersteine in Straßen und Wegen. Der Kölner Künstler will an die Opfer des Nazi-Terrors erinnern: an Sinti und Roma, an politisch Verfolgte und an Juden. Georg Bauer aus Traben-Trarbach will, dass auch in der Doppelstadt Stolpersteine verlegt werden. Doch es gibt Bedenken.

Wie überall in Deutschland, so lebten einst auch in Traben-Trarbach Juden. Um 1930 waren es 30 Personen, auf acht Familien verteilt, die vornehmlich im Stadtteil Trarbach, zwischen Markt und Mosel, wohnten. Einige konnten frühzeitig emigrieren, andere erkannten die drohende Gefahr zu spät. Die Familien Eduard Marx und Julius Haas - sie wohnten in der Moselstraße - wurden in Auschwitz vergast, ebenso Siegmund Schoemann und Angehörige, der in der Brückenstraße ein großes Geschäftshaus besaß, und Max Schmitz aus der Brunnenstraße.Georg Bauer, der bereits maßgeblich das 30 000 Euro teure Projekt "Glockenspiel am Alten Stadtturm" initiiert und vorangetrieben hatte, will nun mit der Aktion "Stolpersteine" an die ehemaligen Traben-Trarbacher Juden erinnern, die dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer fielen.

Bauer: "Es geht darum, wenigstens im Gedenken die Familien wieder zusammenzuführen." Die Idee der Stolpersteine stammt nicht von Bauer, sondern ist ein Projekt des Künstlers Gunter Demnig, der bereits in rund 50 deutschen Städten mehr als 5000 Stolpersteine verlegt hat - unter anderem in Trier. Es sind zehn mal zehn Zentimeter große Betonsteine mit aufgesetzter Messingplatte. Darauf sind die Namen der Opfer eingraviert, Geburtsdatum, Deportationsdatum- und Ort und das jeweilige Schicksal eines jeden Menschen (verhaftet am..., deportiert am..., ermordet am..., in....).

Die Steine werden auf öffentlichen Gehwegen vor den ehemaligen Wohnhäusern der Deportierten und Ermordeten in den Boden gesetzt. Finanziert werden sie durch Patenschaften im Wert von 95 Euro pro Stein. Auf die Stadt kämen also keine Kosten zu.

Stadt will das Thema "ruhen lassen"

Bauer hat im Oktober 2005 seine Idee Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus vorgetragen. Inzwischen wurde das Thema in verschiedenen Gremien des Stadtrates, unter anderem im Bauausschuss, behandelt. Bislang jedoch ohne grundlegenden Entschluss, ob man die Idee von Georg Bauer aufgreifen will. Stadtbürgermeisterin Heide Pönnighaus gegenüber dem TV: "Es gab weder Zuspruch noch Ablehnung. Man will die Idee aber nicht verfolgen, sondern erst mal ruhen lassen." Im Stadtrat soll das Thema nicht auf die Tagesordnung. Pönnighaus sprach auch mit einigen Besitzern von Häusern, in denen bis in die 30er-Jahre jüdische Familien wohnten. Dabei stieß sie zumeist auf Ablehnung.

Georg Bauer hatte sich von der Stadt mehr erhofft: "Wie lange will man das denn noch ruhen lassen? 40 Jahre oder 50 Jahre?"

So schnell aufgeben will er nicht. Gunter Demnig, der im Oktober 2005 aus der Hand von Bundespräsident Horst Köhler das Bundesverdienstkreuz erhielt, kündigt auf der Webseite www.stolpersteine.com an, am 12. Februar in Traben-Trarbach

über seine Aktion zu sprechen.

Liebe Leserinnen und Leser: Was halten Sie von der Idee, "Stolpersteine" in Traben-Trarbach zu verlegen, um an die verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger der Stadt zu erinnern. Mailen Sie uns an die Adresse mosel-echo@volksfreund.de Bitte Namen und Anschrift nicht vergessen. j

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