Die meisten Genossen sagen Ja zur Koalition, aber mit Bauchschmerzen

Trier · Gab’s da unter den Genossen etwa mal Murren oder Protest gegen eine mögliche Neuauflage von Schwarz-Rot? Eine Woche vor Auszählung der SPD-Mitgliederbefragung zeichnet sich in der Partei eine Mehrheit für den Koalitionsvertrag ab.

War es Mut der Verzweiflung, ein basisdemokratisches Experiment oder einfach nur ein genialer Schachzug von SPD-Parteichef Sigmar Gabriel, um die eigenen Anhänger vom wenig berauschenden Wahlergebnis abzulenken und die Union bei den Verhandlungen zu disziplinieren? Noch sind diese Fragen schwer zu beantworten, zumal die SPD-Mitgliederbefragung zum Koalitionsvertrag erst heute startet. Eine knappe Woche haben die 475.000 Genossen nun Zeit, ihre Stimme für oder gegen eine Neuauflage des schwarz-roten Bündnisses abzugeben, bevor am nächsten Wochenende ausgezählt wird.

Dass sich eine Mehrheit der Sozialdemokraten für Schwarz-Rot aussprechen wird, gilt in SPD-Kreisen inzwischen als sicher. Trotzdem sind die Parteifunktionäre auch in Rheinland-Pfalz in diesen Tagen pausenlos unterwegs, um die letzten Skeptiker und Zweifler an der Basis zu überzeugen. So rührt etwa die gerade neu in den Bundestag gewählte Trierer SPD-Abgeordnete Katarina Barley heute im Kreis Bernkastel-Wittlich die Werbetrommel für den Koalitionsvertrag, morgen in Trier und am Sonntag im Vulkaneifelkreis. "Ein solides Gesamtpaket", lobt Barley das schwarz-rote Vertragswerk, "auch wenn mir nicht alle Punkte gefallen."

Mit dieser Meinung dürfte Barley den meisten der immerhin 3500 SPD-Mitglieder in der Region aus der Seele sprechen: Ja zur Neuauflage der großen Koalition, wenn auch mit Bauchschmerzen.

Längst ist in Gesprächen von Genossen untereinander nicht mehr strittig, ob es bei der Abstimmung reicht; unterschiedliche Auffassungen gibt es nur noch über die Höhe der Zustimmung. Irgendwo zwischen 60 und 80 Prozent soll die Quote liegen. Auch ohne Druck auf einzelne Mitglieder. Gestern sorgte eine Meldung für Aufregung, wonach einige Sozialdemokraten, die sich kritisch zur großen Koalition geäußert haben, telefonisch bedroht worden seien. "Ein krimineller Akt", sagt die SPD.

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