Die Super-Minister

Die Logik im politischen Geschäft ist manchmal einfach: Je weniger Minister das Land hat, desto mehr Superminister gibt es. S Angefangen hat alles 1995, als sich der neue Regierungschef Kurt Beck unter dem Aufschrei der Bauern und Winzer erdreistete, das Landwirtschafts- und Weinbauministerium dem Koalitionspartner Rainer Brüderle zu "übereignen" und ihn als Ressortchef für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau zum ersten "Superminister" machte.

Ob dieser dann auch immer ein super Minister ist, steht auf einem ganz anderen Blatt. Zumindest war der FDP-Chef ein Multi- oder Vielfach-Minister. Doch Brüderles Nach-Nachfolger Hendrik Hering hat nun überraschend seinen Alleinvertretungsanspruch auf den Titel im Kabinett eingebüßt. S Mit dem Berlin-Wechsel von Jürgen Zöllner, der zwar zweimal bundesweit von Wissenschaftlern zum super Wissenschaftsminister gewählt wurde aber eben kein Superminister war, werden die Karten neu gemischt. Ministerin Doris Ahnen, bislang für Bildung, Frauen und Jugend zuständig, erhält mit dem ehemaligen Zöllner-Haus Wissenschaft, Weiterbildung, Forschung und Kultur reichlich Zuwachs. Alles zusammen war etwas zu lang, um im Briefkopf oder Türschild unterzukommen. Kommende Woche wird aus dem Mammut-Ministerium nun offiziell das Ressort Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur, also ein Super-Ministerium. Früher hieß das schlicht: Kultusministerium. Mit vier Titeln zieht Ahnen mit Hering, der ja ebenfalls als möglicher Beck-Nachfolger gehandelt wird, gleich. S Doch überholt werden plötzlich beide Jungstars von "Super-Malu" Dreyer. Die Ministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Gesundheit erhält nämlich aus dem Hause Ahnen noch die Zuständigkeit für Frauen. War das Anfang der 90-er einmal für wenige Jahre ein eigenständiges Ressort, wird es nun zum fünften Standbein eines wahrhaftigen Superministeriums. Den neu zugeteilten Bereich Integration behält Dreyer noch als Ass in der Hinterhand, sollte noch einmal zugelegt werden müssen, heißt es intern. S Da können dem Karrierebeobachter ein einfacher Finanzminister oder Justizminister nur leid tun. Selbst Ministerien wie Inneres und Sport oder Umwelt, Forsten und Verbraucherschutz sind ja schon deutlich weiter.

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