Die Tücken der Eifel

Die Millionen Euro schweren Image- und Werbekampagnen des Landes haben offenbar versagt: Rheinland-Pfalz bleibt für viele Deutsche irgendwie ein unbekanntes Wesen. Natürlich, den Mainzer Johannes Gutenberg und den Trierer Karl Marx kennt man, auch noch so gerade die Pfälzer Helmut Kohl und Kurt Beck, aber sonst?

Als "Die linke Hand vom Chef" stellt eine große deutsche Wirtschaftszeitung jetzt die neue SPD-Vizechefin und Beck-Stellvertreterin Andrea Nahles vor - und die kommt angeblich "aus dem Bitburger Land Vulkaneifel". Nahles aus Bitburg: Unsinn! Bitburg als Vulkaneifel: noch mehr Unsinn! Nahles stammt aus Mendig und wohnt in der Verbandsgemeinde Vordereifel, was man noch als östliche Vulkaneifel durchgehen lassen kann, ohne gleich die Dauner Kreisbewohner aufzuschrecken, die sich jüngst zum Ärger ihrer Nachbarn kurzerhand zum wahren Hüter der Vulkaneifel aufgeschwungen und die Bezeichnung als Kreis-Namen okkupiert haben. Wer die temperamentvolle Genossin Nahles kennt, kann sich auch durchaus vorstellen, dass sie irgendetwas mit Vulkanen zu tun haben muss. Zumindest gewisse Fortschritte in geografischen Kenntnissen sind den Vertretern bundesdeutscher Medien allerdings dennoch zuzugestehen. Sie scheinen zwischen Norden und Süden unterscheiden zu können. Als der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Rudolf Scharping 1994 anhob, als SPD-Chef Kanzler Kohl herauszufordern, war noch allerorten vom Duell der Pfälzer die Rede. Dabei ist Scharping gebürtiger Westerwälder und war mit Wohnort Lahnstein allenfalls Rheinländer. Der parteiübergreifende Auftrag an Kurt Beck kann daher nur lauten, die Republik endlich über Rheinland-Pfalz und die Vulkaneifel aufzuklären.

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