Drei Gipfeltreffen für Trierer Bischof

Termin-Marathon für den katholischen Missbrauchsbeauftragten Stephan Ackermann: Heute trifft sich der Trierer Bischof mit der Bundesjustizministerin, nächste Woche tagt in Berlin der Runde Tisch. Am meisten Zündstoff birgt aber der bevorstehende Bischofs-Gipfel in Würzburg.

Trier. (sey) Seit knapp zwei Monaten hat der Trierer Bischof Stephan Ackermann einen Zusatzjob, der den 47-Jährigen auf einen Schlag bundesweit in die Schlagzeilen hievte: Er ist Sonderbeauftragter für Missbrauchsfälle in katholischen Einrichtungen. Seit Bischofskonferenz-Vorsitzender Robert Zollitsch diese Personalie bekanntgab, kann sich Ackermann vor Arbeit und Anfragen kaum retten. Besonders große Erwartungen an den Sonderbeauftragten dürften die zahlreichen Missbrauchsopfer haben. Löst Ackermann sein Versprechen einer "lückenlosen Aufklärung" ein? Die ersten Pflöcke hat der Trierer Bischof jedenfalls schon eingeschlagen:

Seit zwei Wochen ist ein Beratungstelefon für Missbrauchsopfer geschaltet.

Bei der Bischofskonferenz wurde eine Juristin eingestellt, die Ackermann zuarbeitet.

In Trier veröffentlichte der Bischof eine Zwischenbilanz über die bislang bekannt gewordenen Missbrauchsfälle in seinem Bistum.

Inzwischen seien noch "wenige Hinweise hinzugekommen", sagt Bischof-Sprecher Stephan Kronenburg. Ackermann und Zollitsch treffen sich heute in Berlin mit Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Die Liberale hatte der Kirche mangelnde Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden vorgeworfen. "Maßlose Polemik", gifteten die Bischöfe zurück. Heute soll das Kriegsbeil wieder begraben werden.

Morgen in einer Woche fliegt Ackermann erneut nach Berlin. Unter Leitung von Bundesfamilienministerin Kristina Schröder tagt dort erstmals der Runde Tisch zum Thema "Kindesmissbrauch". Spannender wird's aber am darauffolgenden Montag, wenn sich in Würzburg die 27 deutschen Bischöfe treffen. Laut Ackermann wird es bei diesem Termin unter anderem um einen Entschädigungsfonds für die Missbrauchsopfer gehen. Die Einrichtung gilt inzwischen als sicher.

Heftige Diskussionen dürfte es dagegen beim Punkt Verschärfung der Missbrauchs-Richtlinien geben. Ausgerechnet Ackermanns Vorgänger, der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, will künftig jeden Hinweis auf einen möglichen Missbrauch an die Staatsanwaltschaft weiterleiten; der Sonderbeauftragte ist strikt dagegen. Ackermann fühlt sich durch die Meinung vieler Trauma-Experten bestärkt, die mit Rücksicht auf die Opfer-Interessen ebenfalls gegen eine (in Deutschland auch nicht bestehende) generelle Anzeigepflicht sind.

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